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Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, NGO-Mitarbeiter und Aktivisten aus Belarus und Russland waren letzte Woche zu Gast in Imshausen. - Fotos: Privat

BEBRA Teilnehmer aus Belarus, Russland, Deutschland

Austausch in Zeiten des Krieges: Workshops, Diskussionen und Seminare

11.07.22 - Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, NGO-Mitarbeiter und Aktivisten aus Belarus und Russland waren letzte Woche zu Gast in Imshausen. Wie hat sich die eigene Situation angesichts des Krieges in der Ukraine verändert? Wie kann Austausch weiter stattfinden? Und was ist heute die Aufgabe in den unterschiedlichen Institutionen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die Gruppe in Workshops, Diskussionen und Seminaren.

 "Mir war schon in den letzten Jahren klar, dass ich wohl nicht in Russland bleiben können würde. Als mein Land dann die Ukraine angegriffen hat, habe ich verstanden, dass ich schnell raus muss", berichtete Olga Rosenblum, Literaturwissenschaftlerin und Menschenrechtsaktivistin aus Moskau. "Heute gehe ich in Schulen und versuche, den ukrainischen Kindern durch Übersetzungen zu helfen. Das Wichtigste ist hier Vertrauen. Vor zwanzig Jahren habe ich in Moskau Flüchtlingskinder aus Tschetschenien betreut, jetzt sind es ukrainische Kinder, für die ich mich verantwortlich fühle", erklärt sie weiter.

Auch Tanja Vaitulevich, die aus Belarus stammt, leistet humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge. Als Mitarbeiterin des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide stehen seit Kriegsbeginn neue Themen im Vordergrund ihrer Arbeit: Gewaltprävention, Konflikttraining, Förderung von Zivilcourage. Hieran kann Aliaksandr Dalhouski anschließen. Er lebt in Minsk und arbeitet für die Geschichtswerkstatt Minsk. Aktuell ist diese Arbeit noch möglich, weil er nicht einen Verein leitet, der von der belarussischen Regierung verboten werden kann, sondern als Projekt agiert. "2020 erfuhren wir viel Solidarität in Europa und natürlich auch in der Ukraine, in Polen und dem Baltikum. Belarus war in den Medien. Mittlerweile werden wir als Aggressor wahrgenommen. Ich komme in die Situation, mich rechtfertigen zu müssen, obwohl wir ja gegen diesen Krieg sind und dagegen, dass er auch von unserem Territorium aus geführt wird."

Weiter auf Frieden, Aufarbeitung der Vergangenheit, Dialog und Begegnung hinwirken

Rosanna Dom vom Verein Kontakty/Kontakte berichtete, dass ihr Projekt mit Lehrerinnen und Lehrern aus der Ukraine, Belarus und Deutschland weiterlaufe. Kontakty/Kontakte erarbeitet gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern Lehrmaterial über die Verbrechen der Wehrmacht in der Ukraine und Belarus, die in allen drei teilnehmenden Ländern eingesetzt werden können. "Unsere Arbeit findet rein digital statt. Für die ukrainischen Teilnehmer ist das eine Art Normalität jenseits des Krieges. Sie leiden darunter, nur als Kriegsopfer wahrgenommen zu werden, sie versuchen ihren Alltag im Krieg zu organisieren und vielfach einfach zu überleben. Durch unser Projekt werden sie in ihrer Professionalität angesprochen, das gibt ihnen Hoffnung, dass es nach dem Krieg wieder weitergeht", erklärt Rosanna Dom.

Etliche Studierende und junge Wissenschaftler aus Belarus und Russland sind praktisch in Deutschland gestrandet, weil sie nicht zurück können. Eine junge Frau berichtet, dass sie von einem Tag auf den anderen auf sich allein gestellt war, denn die Eltern konnten aus Russland auch kein Geld mehr transferieren, außerdem verstehen sie die politische Einstellung der Studentin, die gegen den Krieg ist und in Göttingen Flüchtlingen aus der Ukraine bei Behördengängen hilft, nicht. Hier und in anderen Fällen spielen Universitäten und Institute eine wichtige Rolle, die solche Personen aufnehmen und zeitweise beschäftigen.

Weiter auf Frieden, Aufarbeitung der schmerzhaften Vergangenheit, Dialog und Begegnung hinzuwirken, ist zentral, so sind sich am Ende des Seminars die Teilnehmenden einig. Vieles muss digital passieren, denn weder in Russland noch in Belarus ist offene Arbeit möglich. (pm) +++


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