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Hans-Jürgen Schütz: Ein Feuerwehr-Chef mit Herz und Schnauze
15.07.22 - Am Freitagabend um 19 Uhr endet - man darf das mit Fug und Recht sagen - eine Ära. Denn während der Jahreshauptversammlung der Gesamt-Feuerwehr Lauterbach in der Feuerwache scheidet Stadtbrandinspektor Hans-Jürgen Schütz aus dem Amt, wird zugleich sein Nachfolger gewählt. Einen "interfamiliären Generationswechsel" hatte es bereits vor Kurzem beim "Löschzug Mitte" der Lauterbacher Wehr gegeben: Hier war Felix Schütz als Wehrführer offiziell in die Fußstapfen seines Vaters Hans-Jürgen getreten.
Auf Einladung von OSTHESSEN NEWS zog der "bald 65-Jährige" am Mittwoch im Gespräch eine Bilanz seines langen Wirkens als Feuerwehrmann und Stadtbrandinspektor von Lauterbach. Immerhin engagierte er sich alleine 20 Jahre als oberster Brandschützer der Vogelsberger Kreisstadt und 36 Jahre lang als Wehrführer. Und wie hatte Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller doch vor Kurzem so folgerichtig unter anderem gesagt?: "Ich weiß, Du bist nach außen hin ein Typ mit einem rauen Kern, aber Du hast ein ganz weiches Herz. Die Feuerwehr, so wie man sie heute vorfindet, ist mithin Dein Werk und auch das von Tony Michelis". Weiter hatte Vollmöller von einer "persönlichen ehrenamtlichen Lebensleistung" gesprochen: Schütz und sein Stellvertreter Michelis hätten die Feuerwehr Lauterbach entwickelt und zu dem gemacht, wie sie sich heute präsentiere. Als Beispiel hatte der Verwaltungschef die Teleskophubrettungsbühne genannt, die im Juni 2007 in Dienst gestellt worden war.
Spaß und Freude
Schütz, gebürtig aus Lauterbach und gelernter Glaser, hatte zunächst als Schreiner gearbeitet und war anschließend 29 Jahre lang als Hausmeister für die Eichhof-Stiftung bei den Vogelsberger Lebensräumen tätig gewesen. Im Gespräch entpuppt er sich einmal mehr als Mensch, der sein Herz auf dem rechten Fleck trägt. Und der - wenn es darauf ankommt - kein Blatt vor den Mund nimmt. "1971 bin ich bei der Jugendfeuerwehr eingestiegen. Die Aufgaben dort, nicht nur die feuerwehrtechnische Ausbildung, das hat Spaß und Freude gemacht. Zumal der Zusammenhalt groß war". Um bei der Feuerwehr bleiben zu können, verpflichtete sich Schütz mit 18 Jahren beim Katastrophenschutz - "und somit war der künftige Weg geebnet". Schon damals habe er den Dienst sehr ernst genommen, "wenn an Wochenenden was gewesen ist, dann war ich immer mit dabei".

Hans-Jürgen Schütz (links) und der Lauterbacher Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller. ...Archivfoto: O|N/Moritz Pappert
Die Titulierung "Mister Feuerwehr" mag er gar nicht, ebenso wenig Orden oder andere Ehrenabzeichen auf der Uniform. "Die ist einfach nur blau, und ich habe eine Funktion inne, und sonst nichts". Auf alles andere lege er keinen Wert. Viel wichtiger sei ihm, dass er aus der Feuerwehr Lauterbach (die Kernstadt hat 55 Aktive, insgesamt sind es gut 200) einen "Vorzeigeladen" gemacht habe. Den er guten Gewissens an seinen Nachfolger als Stadtbrandinspektor werde übergeben können, zumal im Vorfeld bereits alles geklärt worden sei. In seine Amtszeit fallen unter anderem auch die Anschaffung neuer feuerwehrtechnischer Geräte und einer Wärmebildkamera sowie der Austausch von Funkmeldeempfängern und Handfunksprechgeräten. Zugleich wurde die Feuerwache innen und außen renoviert, das Dach der Fahrzeughalle saniert und zahlreiche Innen-Ausbauten von der Feuerwehr in Eigenleistung erledigt.
In seinem Jahresbericht, den er - letztmals - am Freitagabend verlesen wird, tauchen als Bilanz unter anderem auf: Fahrzeugpark der Stadtteilwehren erneuert, Gerätehaus in Sickendorf gebaut, Stützpunktfeuerwehr auf Abrollbehältersystem umgestellt, Löschzug der Stützpunktfeuerwehr einschließlich Teleskophubrettungsfahrzeug erneuert. "Hessenweit fand unsere Zusammenlegung der einzelnen Feuerwehren zu Löschzügen große Beachtung": Maar und Wernges sind jetzt "Ost" mit einem Wehrführer und einem Stellvertreter;
Wallenrod und Reuters sind jetzt "Nord" mit einem Wehrführer und einem Stellvertreter; Frischborn und Rudlos sind jetzt "Süd" mit einem Wehrführer und einem Stellvertreter; Allmenrod, Sickendorf und Heblos sind jetzt "West" mit einem Wehrführer und einem Stellvertreter sowie einem Gerätehaus.
"Ich bin Feuerwehr-Chef, ich weiß alles"
Mit dem Freitagabend sei für ihn, so Schütz, das Kapitel Feuerwehr weitestgehend abgeschlossen. "Allerdings werde ich da zu helfen versuchen, wo ich gebraucht werde. Aber nicht mehr im Feuerwehrdienst, sondern vielleicht noch als Ausbilder oder ich werde die Jugendarbeit unterstützen", sagt der dreifache Vater und betont scherzhaft: "Aber zu meinen Bedingungen". Und er zitiert einen Jungen, der ihn gefragt habe, woher er denn über alles Bescheid wisse. "Ich bin Feuerwehr-Chef, ich weiß alles", habe er geantwortet.Der 64-Jährige beklagt, dass die Wertschätzung für die Feuerwehr seitens der Bevölkerung immer schlechter werde. "Die Wenigsten bedanken sich nach einem Einsatz. Viele sehen uns als eine Art Bürgerservice und unsere ehrenamtliche Arbeit als selbstverständlich an. Aber das ist sie eben nicht", so Schütz. (Bertram Lenz) +++