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Anfang kommender Woche kommt die Hitzewelle auch nach Osthessen. - Foto: Pixabay

REGION Müssen wir mit einer Hitzewelle rechnen?

Dr. Martin "Wetter" Gudd: In Osthessen wird es knackig heiß, über 30 Grad

15.07.22 - Seit einigen Tagen überbieten sich die Meterologen mit "heißen" Wetteraussichten und Meldungen zu einer Hitzewelle, die uns heftig ins Schwitzen bringen soll. Auch im Gesundheitswesen schaut man besorgt auf das Thermometer, denn Temperaturen von annähernd 40 Grad, wie prognostiziert, können für den Körper anstrengend und gefährlich werden. Gefährdet sind dabei nicht nur ältere und kranke Menschen. OSTHESSEN|NEWS hat nachgefragt bei dem aus Fulda stammenden Dr. Martin "Wetter" Gudd vom "Institute for Professional Weather Education" (Bad Kreuznach), der bei "Hit Radio FFH" seit vielen Jahren für alle Themen rund um Hoch und Tiefs zuständig ist. Der aktuelle Stand für seine Berechnungen war Mittwochabend.

Er schreibt: "In den letzten Tagen konnten wir ja ganz schön krasse Meldungen lesen von angeblich 45 Grad, die da auf uns zukommen. Nun, ganz so heftig wird es nicht. Aber die kommende Hitze ist ein ganz schönes Kaliber, und sie hat durchaus das Potential, in einigen Regionen von Europa Rekordwerte zu erreichen. Hier nach Deutschland wird sie wohl Anfang bis Mitte der nächsten Woche kommen. Dabei dürfte der Montag zunächst eine Art Vorläufer sein mit Höchstwerten hier in Osthessen von knapp 30 Grad. Die eigentliche Hitze ist dann Dienstag und Mittwoch bei uns. Wir hier in Osthessen dürfen dabei knackige Ü30-Grad erwarten, wahrscheinlich jedoch unterhalb der 35 Grad-Marke verbleiben. Doch deutschlandweit gesehen geht es durchaus noch deutlich höher: Am Dienstag sind im Westen des Landes wohl Spitzenwerte zwischen 37 und knapp 40 Grad drin, am Mittwoch im Osten. Wenn es so kommt, liegt sie im ähnlichen Powerbereich wie ihre Vorgängerin Mitte Juni. Und auch in anderen Teilen von Europa können rekordverdächtige Werte auftreten, beispielsweise in Benelux oder im Süden Englands".

Dr. Martin "Wetter" Gudd. Foto: Hit Radio FFH

Dr. Martin "Wetter" Gudd schreibt weiter: "Wir erinnern uns: Vor ziemlich genau vier Wochen gab es schon einmal große Hitze in Deutschland. Cottbus und Dresden bekamen am 19. Juni unglaubliche 39 Grad. Damit war es bei uns in Deutschland so früh in einem Jahr noch nie so heiß. Und diese aktuelle Hitzewelle wäre vom gleichen Kaliber. Das ist auch kein Wunder, denn sie gehört zur gleichen ,Hitzeglocke', die seit Wochen über Südeuropa liegt und dort einen Temperaturrekord nach dem anderen produziert. Über 45 Grad in Spanien, deutlich über 40 in Frankreich – und da ist es kein Wunder, dass ein Teil dieser Hitze mal ganz schnell nach Norden weiter schwappt. Aber eigentlich ist es egal, ob es nun 37, 39, 40 Grad gibt, oder noch mehr. Alles über 35 ist extrem hier in Deutschland, auch mitten im Hochsommer.

Das sind keine normalen Temperaturen

Für alle, die meinen, das seien normale Temperaturen. Nein, das sind sie nicht. Denn ein Blick in die Geschichte der Höchsttemperatur in Deutschland zeigt, dass es früher nur selten mal so hoch hinausging. Alles über 37 Grad war absolut selten und extrem. Seit Beginn der Temperaturmessungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es nur in wenigen Jahren mal ausnahmsweise solch hohe Temperaturen (z.B. 1892, 1911, 1921, 1944, 1947 und vereinzelt in den 50er Jahren). Der Absolutrekord vom 23. Juli 1911 in Jena mit 39,9 Grad Celsius schien für immer zu gelten. Denn die 40-Grad-Marke schien hier in Deutschland unüberwindbar. (Darauf haben frühere Forscher übrigens gerne mal hingewiesen)".

Dann aber habe es doch die ersten 40 Grad in Deutschland gegeben, und zwar am 27. Juli 1983 in Bayern. In den 90er Jahren folgten mehrere sehr heiße Sommer, in denen es gehäuft auf 38/39 Grad hochging, und im Übersommer 2003 gab es sogar zweimal die 40-Grad-Marke! Doch selbst dieser Fabelrekord sei inzwischen wieder Geschichte: In der extremen Hitzewelle Ende Juli 2019 gab es in gleich mehreren Regionen hier in Deutschland 40 Grad (auch hier in Hessen), und an diesem Tag wurde in NRW der – bisher noch gültige – neue Allzeitrekord von 41,2 Grad gemessen.

Der bekannte Metereologe: "Wir sehen, dass die Hitze in den letzten Jahrzehnten deutlich häufiger und extremer auftritt. Wir haben es dabei quasi mit einem neuen Typ von Hitzewelle zu tun. In diesen ,neuen' Hitzewellen treten nicht nur verstärkt extrem hohe Temperaturwerte auf. Sondern diese neuen Hitzewellen kommen auch viel rabiater herangerollt als früher. In früheren Zeiten baute sich die Hitze über mehrere Tage hinweg auf, der Unterschied von Tag zu Tag betrug meist so zwei bis drei Grad. Heutzutage jedoch rauscht die Hitze viel schneller heran, der Unterschied von Tag zu Tag beträgt jetzt locker mal fünf Grad und mehr. Wir sehen dieses Verhalten besonders deutlich in den jüngsten Hitzewellen, die mit dem trocken-heißen Sommer 2018 losgingen. Aber genau so sollte es auch nach den Klimamodellen und den Berechnungen kommen: Mehr Hitze, mehr extreme Hitze und deutlich schneller heranrollende Hitze".

Schlussendlich sei aber die Diskussion über die genaue Höhe der Temperaturen, die wir jetzt in der nächsten Woche hier erwarten, nur zweitrangig. Denn die Hitzewellen würden häufiger, heftiger und brutaler, und es sei nur eine Frage der Zeit, bis unser jetziger Allzeitrekordwert von 41 Grad wieder Geschichte sein werde.

Martin "Wetter" Gudd: "Auch der jetzt schon denkwürdige Sommer 2022 scheint sehr warm zu bleiben, und wir werden es auch in der nächsten Zeit wohl weiter mit sehr hohen Temperaturwerten zu tun haben. Wie heiß genau es da später im Sommer noch sein wird, wissen wir jetzt zwar noch nicht, aber vermutlich eben sehr, sehr heiß!" (bl) +++


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