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"Nachteulen"-Gastgeber Dominic Mäcke (links) mit seinem ersten Talkgast Jurriaan Bles aus dem "Goethe!"-Ensemble - Fotos: Christopher Göbel

BAD HERSFELD Späte Talkrunde

Wenn Nachteulen aus dem Nähkästchen plaudern

19.07.22 - Die ersten Gäste der Neuauflage der spätabendlichen Talkrunde "Nachteulen" bei Dominic Mäcke waren am Samstagabend der Schauspieler Mathias Schlung und der Tänzer Jurriaan Bles. Schlung steht in diesem Jahr als erfolgloser Dichter Pierre Gringoire in "Notre-Dame" auf der Festspielbühne, Bles ist Dance Captain im Festspiel-Musical "Goethe!"

Die "Nachteulen" gibt es seit 2016. Unabdingbares Mittel zum Lockern der Zungen ist der Haselnussschnaps, den der Gastgeber allen, die auf seiner blauen Couch Platz nehmen, kredenzt. Im Kapitelsaal des Bad Hersfelder Museums lockte Mäcke durch heiteren Plausch so manches Geheimnis aus seinen Gästen, was vom kleinen, aber feinen Publikum bei der ersten Veranstaltung in diesem Jahr mit Neugier, Humor und Erstaunen zur Kenntnis genommen wurde.

Luca Lehnert bereicherte den Abend musikalisch

"Ich bin 45 Jahre alt uns muss mit 26-Jährigen herumhüpfen", sagte Juriaan Bles, der selbst bei "Goethe!" auf der Bühne steht. "Die Energie des gesamten Teams zählt", so der Dance Captain. Bei den ausgefeilten Choreographien müssten sich die TänzerInnen auf die KollegInnen verlassen können. Laut Bles sei es das Wichtigste, die Zuschauer mit dem, was man auf der Bühne tut, zu erreichen. 

Theaterprojekt mit Bad Hersfelder Jugendlichen

Bles arbeitet seit einigen Jahren mit Jugendlichen aus Bad Hersfeld zusammen in einem Theaterprojekt, aus dem unter anderem Aufführungen der "Vitalisnacht" und der Film "Lullusreise" entstanden sind. "Corona hat es nicht möglich gemacht, ein Theaterstück zu entwickeln", sagte Bles. So sei die Idee entstanden, die "Lullusreise" zu einem Film zu machen. In kleinen Gruppen sei gedreht worden, was vor allem Kindern und Jugendlichen, die aus Scham oder Angst auf einer Bühne nicht im Vordergrund stünden, die Chance eröffnet habe, aus sich herauszugehen und vor der Kamera größere Rollen zu übernehmen. Dennoch hofft er, in Zukunft wieder in Workshops jungen Menschen das Theater näherbringen und die Ergebnisse live auf der Bühne präsentieren zu können. 

Neben Richy Müller waren auch viele Festspiel-Mitwirkende als Zuschauer dabei ...

Ohne Haselnussschaps geht es nicht

Wie die Großen: Ein Selfie mit Publikum

"Angefangen hat alles bei ,Lenas Geheimnis' bei den Festspielen. Da wurde ich gefragt, ob ich mit einem Teil des ,Hair'-Ensembles eine kleine Choreografie für das Kinderstück beisteuern könnte", so der sympathische Niederländer mit Wurzeln im südamerikanischen Surinam. Er liebe es, mit 45 Jahren noch auf der Bühne stehen zu können und die Möglichkeit zu haben, mit Jugendlichen an Theaterprojekten zu abeiten.

Wie die Jungfrau zum Kinde zur Pferdezucht gekommen

Abseits seines Jobs ist Bles zu einer Zuchtstute gekommen. "Ich habe keine Ahnung von Pferden", gab er offenherzig zu. Und doch hat seine Stute bereits Nachkommen produziert ("Sie glauben gar nicht, was Hengstsperma kostet!"). Und dabei waren seine ersten Erfahrungen mit Pferden nicht die positivsten: "In den Vogesen sah ich ein Pferd auf einer Weide stehen. Ich dachte mir: Da setze ich mich einfach drauf, das gibt ein tolles Foto". Pustekuchen: Das Pferd wollte nicht und Bles brach sich beim Sturz vom Rücken desselben beide Handgelenke. Sieben lange Monate habe es gedauert, bis er langsam wieder einsatzfähig war. "Ich konnte eine Tanzpartnerin dann zwar in die Luft werfen, aber sie nicht wieder auffangen", lacht der Niederländer. Wer Interesse an seinen Pferden hat, dem würde er sie übrigens sofort verkaufen.

Der zweite Talkgast des Abends war Mathias Schlung, der bereits in "Titanic", "Emil und die Detetive", "Der Prozess" auf der Festspielbühne stand und dieses Jahr bei und in diesem Jahr in "Notre-Dame" mitspielt. "Ich liebe Theater, weil man immer etwas wiederholen kann", so Schlung, der sich selbst als "Verzweifler an der Vergänglichkeit" einschätzt. Doch Schlung kann nicht nur schauspielern, sondern auch singen. Schauspielernder Sänger oder singender Schauspieler - Mathias Schlung vereint in sich die Genres Theater und Musical. "Es sollte darum gehen, beide Disziplinen zusammenzuführen." Er denkt, dass in Zukunft Schauspiel und Musiktheater "immer mehr zusammenwachsen werden". In Bad Hersfeld gebe es oft Schauspieler, die singen und tanzen könnten - was aber oft belächelt werde. "Dass es solche Talente gibt, macht mir große Hoffnung", sagte Schlung, der im Übrigen den Haselnussschnaps nicht gut zu vertragen schien.

Seine eigene berufliche Zukunft sieht Jurriaan Bles darin, weiterhin mit jungen Menschen arbeiten zu können. "Es braucht junge, professionelle Leute, die sich engagieren". Seine Aufgabe beschreibt der Tänzer so: "Kinder und Jugendliche zu animieren und das Beste aus ihnen herauszuholen. Sie dazu zu bewegen, ihre Stimme zu finden".

"Ich würde es auch ohne Geld tun"

"Meine Ziele sind weniger edel, hilfreich und gut", meinte Mathias Schlung. Er hoffe darauf, nach Corona weiter in seinem Beruf arbeiten zu können, der für ihn mehr eine Berufung ist. "Ich würde das, was ich mache, auch ohne Bezahlung tun", verriet der sympathische Darsteller. Festspielintendant Joern Hinkel, der im Publikum saß, steckte sich bei dieser Aussage schnell die Finger in die Ohren und sang "lalala". "Aber ich habe Agenten, die für mich verhandeln", fügte Schlung schnell hinzu.

Luca Lehnert, die in "Notre-Dame" in mehreren Rollen auf der Festspielbühne steht, bereicherte die lockere Veranstaltung mit zwei Liedern, bei denen sie sich einmal auf dem Klavier und einmal auf der Ukulele selbst begleitete. Sie schien den edlen Tropfen aus der Haselnuss durchaus besser zu vertragen als ihr Kollege Mathias. Dass der auch ohne Alkohol gerne zu Scherzen aufgelegt ist, zeigte er laut eigener Erzählung dadurch, dass er seiner Kollegin Anouschka Renzi in einer "Notre-Dame"-Probe ein elekrisches Spielzeug in Form einer Schabe in den Schoß geworfen habe, was diese zu lautem Schreien gebracht habe. "Und nicht nur die", schmunzelte Schlung. Auch von einer während einer Probe gezündeten Stinkbombe war die Rede. "Sowas braucht's einfach manchmal zur Auflockerung", so der für jeden Schabernack zu habende Mathias Schlung.

Nach rund eineinhalb Stunden - und damit um 1.30 Uhr nachts - endete die erste unterhaltsame "Nachteulen"-Runde in dieser Festspielsaison. "Es war unfassbar toll mit Euch", lobte Gastgeber Dominic Mäcke seine drei Gäste. In zwei Wochen lädt er wieder ein. Wer dann auf seiner Couch Platz nehmen und einige Gläschen des Haselnusschnapses goutieren darf, wird jetzt noch nicht verraten. (Christopher Göbel) +++


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