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Ein gigantischer Konzertabend mit Roland Kaiser auf dem Fuldaer Domplatz. - Alle Fotos: Martin Engel

FULDA Zum Roland Kaiser-Konzert auf dem Domplatz

Baden im weiten Meer der Schlagergefühle

23.07.22 - Roland Kaiser ist ein Phänomen. Viele hatten den inzwischen 70-Jährigen schon abgeschrieben, nachdem sich der gebürtige Berliner und ausgewiesene Sylt-Fan 2010 einer Lungentransplantation hatte unterziehen müssen. Doch Kaiser war zurückgekommen, hatte sich eine neue (jüngere) Fangemeinde ersungen und steht heute - vielleicht neben Howard Carpendale - unangefochten an der Spitze deutscher Schlagerinterpreten. Warum dies so ist, bewies Kaiser, unterstützt von einer vortrefflichen Band, am Freitagabend auf dem Fuldaer Domplatz (O|N berichtete bereits kurz).

"Es ist ein Traum, wieder hier zu sein", sagt der Sänger beim Anblick der gut 8.000 Fans, die knapp zweieinhalb Stunden im weiten Meer der Schlagergefühle baden sollten, und angesichts des fantastischen Ambientes. Lange habe man auf solche Momente warten müssen - "Doch, ich glaub' es geht schon wieder los", startet er powervoll in den Abend. Sehr wohl um die Doppeldeutigkeit wissend, denn die Corona-Inzidenzen sind im Steigen begriffen.

Das Konzert sollte einen bunten Querschnitt dessen bieten, was Roland Kaiser in den langen Jahren seiner Karriere mit gut 500 Songs und 30 Alben veröffentlicht hat, an deren Anfang einst "Santa Maria" stand. Und er erzählt von seinen Träumen und Sehnsüchten, die ihn schon als Kind begleitet hatten, wie der Wunsch, "Über den Wolken" sein zu können. Spricht's und intoniert das vielleicht bekannteste Lied seines Freundes Reinhard Mey, unterstützt von einem Chor aus 8.000 Kehlen.

Das viel zitierte "Gänsehaut-Feeling": Hier stellt es sich zum ersten Mal ein. Kein Wunder, dass es angesichts des sehr textsicheren Publikums und der ersten "Roland, Roland"-Rufe Lob des Sängers gibt: "Es ist wundervoll, hier bei Euch". Und er macht sich im besten Wortsinne weiter locker, schlüpft aus seinem Jackett, legt später auch noch den Schlips ab - und intoniert "Lieb' mich ein letztes Mal".

Roland Kaiser ist, auch dies wird an diesem Abend sehr deutlich, sowohl ein "Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle" als auch so etwas wie der "elder statesman" des deutschen Schlagers. Dabei kann man sich durchaus vorstellen, mit ihm hemdsärmelig am Strand von Sylt entlang zu spazieren, denn Arroganz scheint seine Sache nicht, auch wenn er auf der Bühne den Unnahbaren gibt. Nah aber ist ihm seine hervorragende Band unter der musikalischen Leitung von Joachim Radloff, die aus ausgezeichneten Musikerinnen und Musikern besteht, von denen stellvertretend die hinreißende Tina Tandler am Saxophon und William "Billy" King genannt seien. Mit ihm interpretiert er voll Inbrunst den Willie Nelson/Julia Iglesias-Hit "To all the girls I've loved before".  

Was für ein professioneller Entertainer der 70-Jährige ist, zeigt sich auch daran, dass er nicht standardmäßig sein Programm abspult, sondern auch immer auch wieder ans Publikum wendet, über "Rosamunde"-Chöre lachen muss und von seinem Leben und seiner Karriere erzählt. Und davon, dass er ein "Old school"-Fernsehzuschauer ist, für den am Sonntagabend um 20.15 Uhr "Tatort"-Zeit ist. Die Krimiserie habe neben vielen Schauspielerinnen und Schauspielern immer auch wieder Hits hervorgebracht - so wie "Midnight Lady", das er auf einem Barhocker sitzend darbietet. (Wen es interessiert: Das Original hat Chris Norman eingesungen, für die 1986er-"Tatort"-Folge "Der Tausch" mit "Schimmi" Götz George). 

Für die Fans vergehen die zwei Stunden wie im Flug, sie schwenken weiße Taschentücher, und manche schauen verdutzt auf die Uhr, als Roland Kaiser sich für den "wundervollen Abend voller Emotionen" bedankt, sich gemeinsam mit seiner Band verbeugt und gehen will. So einfach aber lässt ihn das Publikum, das teilweise von weit her angereist ist, nicht los, und so gibt's als Zugabe noch ein paar Kracher. Darunter "Dich zu lieben", "Joana" und  - natürlich - "Warum hast Du nicht Nein gesagt", diesen Megahit, im Duett eingesungen mit Maite Kelly. 

Dann aber ist doch irgendwie Schluss, ein Konzert zu Ende, das in Erinnerung bleiben wird. Und so mache/mancher wird jetzt vielleicht zu Hause auf seinen mitgenommenen Trinkbecher mit dem Roland Kaiser-Konterfei blicken, auf dem steht: "Bis zum nächsten Mal". (Bertram Lenz) +++


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