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FULDA Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stefan Buß: Gott zeltet unter den Menschen

03.08.22 - Es macht mich schon ein wenig stolz. Als ich 1990 als Domkaplan nach Fulda kam, erhielt ich aus der Gemeinde den ersten Auftrag: Es muss wieder ein Zeltlager organisiert werden. Und nach einigen Anstrengungen und neuem Material startete ich 1991 das erste Zeltlager nach vielen Jahren der Unterbrechung im Spessart. Nun, nach dem ich über 20 Jahre von Fulda weg war, existiert das Zeltlager noch immer. So melde ich mich aus dem Jubiläumszeltlager in Effelter Mühle in der Nähe von Kronach.

Es ist das 30. Mal. Nur zweimal wegen Betreuermangel und Corona musste es ausfallen. Noch heute fasziniert es mich im Zelt zu schlafen und erinnert mich an eigene Jugenderfahrungen. Und dabei ist man Gott auch so nahe. Gott selbst hat gerne im Zelt unter den Menschen geweilt. Da wird viel in der Bibel davon erzählt, wie Gott mit den Menschen auf Wanderschaft ist. Mit Abraham oder mit dem Volk Israel in der Wüste. Als Mose die Zehn Gebote in Stein gehauen vom Berg Sinai mitbringt, werden die Steintafeln in eine Kiste gepackt und die Kiste in ein Zelt gestellt. Wenn das Volk weiterzog, wurde das Zelt abgebaut und am nächsten Rastplatz wiederaufgebaut. Gott hatte also keinen Wohnwagen, es war ein Zelt.

Gott zeltet unter den Menschen. Foto: Stefan Buß

Später, als Jesus den Menschen von Gott erzählte, war er ständig auf Wanderschaft durch Israel. Und weil Gott offenbar liebend gerne unterwegs ist, wurde er in der ganzen Welt bekannt gemacht. Ausgerechnet der Zeltmacher Paulus verbreitete die Botschaft Gottes in der ganzen damals bekannten Welt. Bis zu uns. Gott lebt im Zelt unter uns, den Menschen. An Weihnachten heißt es schließlich im Johannesprolog "und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns (Hebr.: "eskenosens") gezeltet!" (Jo.1,14a). Er hat unter uns sein "Zelt aufgeschlagen". Diese Vorstellung finde ich sympathisch.

Die Erkenntnis, dass Gott in einem Zelt unter den Menschen ist, mag überraschen, aber sie offenbart viel über diesen Gott. Er ist einer von uns. Er ist nicht festgefahren, sondern flexibel, wie ein Nomade, der sein Zelt immer an neuen Orten und überall aufschlägt. Und er gibt dabei die Richtung an. Ich kann mir vorstellen, dass er auch bei allen meinen Wegen, bei allen Irrungen und Verirrungen dabei ist. Im Zweifel braucht er nicht mal ein Zelt. Es geht auch unter freiem Himmel. Auch wenn ich mich in dunkelster Nacht verirrt habe, Gott ist auch dabei. Er zeltet einfach mit. Wenn ich diese Lagergemeinschaft der fast 60 Teilnehmer erlebe, dann bin ich überzeugt, Jesus hat in diesen Tagen auch unter uns sein Zelt aufgeschlagen. (Stefan Buß) +++


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