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Das Motto des Bundestreffens der Ackermann-Gemeinde am Eingang des gotischen Domes - Fotos: Alois Hofmann

Blick in das Auditorium im Pilsener Kongresshaus
08.08.09 - Fulda
"Denkwürdig": 1. Bundestreffen Ackermann-Gemeinde in Pilsen - Fuldaer dabei
Erstmals fand das Bundestreffen der Ackermann-Gemeinde auf dem Boden der tschechischen Republik statt: in der westböhmischen Bischofsstadt Pilsen/Plzen. Der Diözesanverband Fulda der Ackermann-Gemeinde war bei dem Pilsener Treffen ebenfalls vertreten: mit 8 Teilnehmern, darunter die Vorstandsmitglieder Ilse Karmainsky und Alois Hofmann. Über 500 Teilnehmer aus Deutschland, Tschechien und der Slowakei hatten sich vom 1. bis zum 4. August in Pilsen/Plzen versammelt, um unter dem Motto "Nachbarn - Freunde - Europäer" mit hochrangigen und kompetenten Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Kirche Wege zur weiteren Annäherung und zur Aussöhnung zu suchen.
Die Ackermann-Gemeinde ist eine katholische Gemeinschaft mit besonderem Engagement für die deutsch-tschechische Nachbarschaft in der Mitte Europas. Der Verband war 1946 von einem Kreis sudetendeutscher Katholiken gegründet worden, die aus Böhmen und Mähren-Schlesien stammten und vertrieben worden waren, und das Ziel der Aussöhnung zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken hatten. Ihren Namen entlehnt die Ackermann-Gemeinde der ersten neuhochdeutschen Dichtung, dem Ackermann aus Böhmen des Johannes von Saaz in Böhmen, einer bedeutenden Prosadichtung aus dem Jahre 1400.
Bemerkenswert war das Treffen deswegen, weil es sich um die erste Veranstaltung einer solchen Größenordnung in der tschechischen Republik handelte, die von einem sudetendeutschen Verband veranstaltet wurde. Entsprechend groß war daher auch die öffentliche Resonanz in Tschechien. Und bemerkenswert empfanden es dann auch nicht nur die Fuldaer Teilnehmer, mit welcher Selbstverständlichkeit die Veranstaltung in Westböhmen verlaufen konnte und wie positiv die tschechischen Medien darüber berichteten.
An den zahlreichen Podiums- und Diskussionsforen waren von politischer Seite unter anderem der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günter Beckstein, die Europa-Angeordneten Martin Kastler und Bernd Posselt, die Landtagsabgeordneten Eberhard Sinner und Matthias Graner, der frühere tschechische Kultusminister Pavel Svoboda oder die tschechischen Senatoren Jiri Georgiev und Fürst Karl zu Schwarzenberg (Außenminister bis Mai 2009) beteiligt. Schwarzenberg bezeichnete sogar die heutigen tschechisch-deutschen Beziehungen als „die besten seit Jahrhunderten“. Der frühere Kanzler-Berater und Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz Horst Teltschik nannte in seinem emotionalen Referat zur „Rolle Deutschlands und Mitteleuropas im europäischen Einigungsprozess“ die Pilsener Veranstaltung als „noch vor kurzer Zeit für undenkbar gehalten“ und deshalb als „überaus denkwürdig“.
Kompetente Wissenschaftler, die an dem Bundestreffen teilnahmen, waren etwa Jan Sokol (Prag), Jan Bednar (Prag), Barbara Krause (Aachen) oder Albert-Peter Rethmann (Frankfurt). Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Prof. Hans Joachim Meyer, sprach aus politischer und christlicher Sicht zum Thema "Europa verpflichtet".
Wie immer bei der Ackermann-Gemeinde, gab es auch bei dieser bedeutenden Veranstaltung einen spirituellen Schwerpunkt: So fand an jedem Tagungstag ein gemeinsamer zweisprachiger Gottesdienst statt, zelebriert u. a. von den Bischöfen Frantisek Radkovsky (Pilsen), Frantisek Tondra (Zips, Slowakei), Jan Baxant (Leitmeritz) und Weihbischof Reinhard Pappenberger (Regensburg). Einen gesamten Nachmittag verbrachten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Kongresses damit, aufgeteilt in zahlreiche Gruppen verschiedene soziale und schulische Einrichtungen der Kirche in der Umgebung von Pilsen zu besuchen und dort Gespräche zu führen, die starke Eindrücke bei ihnen hinterließen.
Im Rahmen des Treffens verlieh der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde, Adolf Ullmann (Würzburg), dem Ortsbischof Frantisek Radkovsky für dessen Verdienste um das tschechisch-deutsche Verhältnis und seine Wegbereitung für das Treffen in Pilsen/Plzen die Versöhnungsmedaille der Ackermann-Gemeinde. Ullmann bezeichnete dabei die außergewöhnliche Begegnungsveranstaltung als ein „eingegangenes Wagnis“, das deswegen gelungen sei, weil die Ackermann-Gemeinde „in den Jahrzehnten ihres Wirkens in Tschechien eine "eine kaum zu überblickende Zahl von Freunden und großes Ansehen erworben" habe. (zg) +++

Die St. Bartholomäus-Kathedrale in Pilsen

Der neue Bischof der tschechischen Fuldaer Partnerstadt Leitmeritz, Jan Baxant, nach dem Gottesdienst vor dem Pilsener Dom

Blick vom Pilsener Domturm auf den wundervoll restaurierten Marktplatz

Ein Wahrzeichen Pilsens: Das historische Tor der weltberühmten Brauerei

Der ehemalige Beauftragte der hessischen Landesregierung für Flüchtlinge und Aussiedler und Ehrenvorsitzende der hessischen Ackermann-Gemeinde Rudolf Friedrich (rechts) mit Günter Beckstein

Der Fuldaer „Ackermann“ Reinhard Forst (rechts) im Gespräch mit Ex-Außenminister Fürst zu Schwarzenberg

Deutsch-tschechische Politik: Günter Beckstein (links) und Fürst Karl zu Schwarzenberg

Großes Interesse an der Tagung bei Presse, Rundfunk und Fernsehen

Bischof Frantisek Tondra aus der slowakischen Zips beim Ackermann-Gottesdienst in der Franziskanerkirche von Pilsen

Die Jugendorganisation der „Ackermänner“ bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit im Stadtzentrum

Pater Angelus Waldstein (OSB), rechts, Nachkomme des historischen Grafen Wallenstein und zeitlebens engagiert in der deutsch-tschechischen Versöhnungsarbeit, auf dem Pilsener Marktplatz

Herzliche Begegnung zwischen dem Mitglied der Ackermann-Gemeinde und Fuldaer Stadtrat Reinhold Schäfer mit dem Partnerbischof Jan Baxant (Leitmeritz)