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OB Claus Kaminsky und die frühere Oberbürgermeisterin Margret Härtel staunen..

14.08.09 - Hanau

"Geschichte zum Anfassen" - Günter JACOB präsentierte sein Altstadtmodell

Wie sah die Hanauer Altstadt aus vor ihrer Zerstörung im Flammeninferno der Bomben des 19. März 1945? Eindrucksvolle Antwort gibt das Altstadtmodell von Glasermeister Günter Jacob. Seit mehr als einem Jahrzehnt baut er an dem Modell, lässt das alte Hanau wieder auferstehen. Nun hatte er eingeladen in „sein Reich“: Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky und diejenigen, die quasi von (Vereins)Amt wegen sich mit der städtischen Geschichte beschäftigen, die Frauen und Männer der Turngemeinde Hanau, die vor dem großen Vereinsjubiläum stehen. Es kamen unter anderem TGH-Präsident Dr. Robert Oestreich mit Mitgliedern des geschäftsführenden Vorstandes – dabei auch Klaus Jacob, Sohn des Modellbauers - und vom des Fördervereins zum Jubiläum die Präsidentin und frühere Oberbürgermeisterin Margret Härtel sowie weitere Mitglieder wie etwa Dietrich Arlt.

Sie alle kamen aus dem Staunen nicht heraus. „Mein lieber Schwan…“ war die spontane Reaktion von OB Kaminsky, als er das Modell in Augenschein nahm. Manche kannten es noch aus der Zeit des Altstadtjubiläums, damals wurde es ausgestellt auch im deutschen Goldschmiedehaus und in Schloss Philippsruhe. Es hatte seinerzeit eine Größe von 1,35 Meter auf 1,35 Meter. Und war damals schon sehr beeindruckend, Mittlerweile misst es 4,10 Meter auf 3,30 Meter und zu rund vier Fünftel ’bebaut’ – „Ich habe noch ein bisschen zu tun…“ sagte Erbauer Günter Jacob lächelnd zu seiner illustren Gästeschar. Es hat also relativ klein begonnen, „aber der Appetit kommt bekanntlich beim Essen.“ Seit 13 Jahren arbeitet Günter Jacob an dem Modell, hat rund 6.000 Arbeitsstunden und jede Menge Herzblut hineingelegt.

Kaminsky - er wird nicht müde zu betonen, wie wichtig Geschichtsbewusstsein ist, wie viel Lokalhistorie mit Gegenwart und auch Zukunft zu tun hat und ganz erheblich die Identität einer Kommune prägt – sprach Lob und Dank dafür denn auch im Namen aller aus. „Es ist schier unglaublich, was Sie geleistet haben. Bei einem solchen Werk gehen die Superlative aus…“

Das Modell zeigt die Hanauer Altstadt wie sie 1934 bis ’45 aussah. Als die Bomben fielen lebte Günter Jacob mitten in der Altstadt und war 12 Jahre jung…Wenn er heute erzählt wird die Geschichte wieder lebendig – ohne die Vergangenheit zu verklären, denn auch Baufälligkeit und Armut werden nicht verschwiegen.

Und er vergisst auch nicht drei Menschen zu danken, ohne die seine Arbeit nicht möglich wäre: Dr. Heinrich Bott, und „die zwei von der Bildstelle“: Franz Weber und Elisabeth Schmincke.Härtel und Kaminsky staunten nicht schlecht über die riesige Detailarbeit. So musste Jacob allein für das ehemalige Stadtschloss 1288 winzige Fensterchen ausschneiden und einbauen. Häufig ist Improvisation gefragt, Teile vom Modelleisenbahn-Zubehör wurden ebenso verbaut wie etwa Pailletten von einem Karnevalskostüm…

Günter Jacob faszinierte seine Besucherinnen und Besucher auch mit den Alltagsgeschichten zum Beispiel dem Kinderspiel in der Altstadt: „Wir führten ein richtiges Kinderleben, dessen Spiele bestimmt seit Generationen die gleichen waren. Die Mädchen hatten ihre Ballspiele an der Kirchenwand, die ‚Probe‘ genannt wurden und viel Geschicklichkeit erforderten. Versteckspiel wurde von Mädchen und Buben gleichermaßen gespielt. Verstecke fand man bis in die hintersten Winkel in den alten Häusern, ja bis auf die Dächer. Wenn wir einmal die Nase voll hatten vom Fußballspiel, dann nahmen wir alte Spazierstöcke und spielten vor der Kirche Hockey. Es dauerte natürlich nicht lange und die Griffe waren durchgewetzt. Entlang der alten Stadtmauer wurde dem Pfeilspiel gefrönt und mit Klickern gespielt. Wenn man welche hatte, konnte man auf dem Altstädter Markt wegen der Asphaltdecke auch Rollschuh laufen.“

Dass der Krieg jedoch auch beim Kinderspiel allgegenwärtig war, belegt eine Szene die Günter Jacob danach beschrieb. „Wir staunten, als es eines Tages bei Sonnenschein plötzlich zu regnen anfing. Das Rätsel war schnell gelöst. Die vor dem Goldschmiedehaus und hinter der Marienkirche aufgestellten Löschtürme waren von der Feuerwehr ausprobiert worden. Sie sollten die historischen Gebäude vor einem Brand schützen. Das Inferno des 19. März 1945 machte aber auch solcherart Vorsorge zunichte.“

Die Lobeshymnen der Gäste über seine Arbeit waren ihm am Ende fast schon zuviel. Da nutzte er lieber die Gunst der Stunde, und bat Vereinsvertreter sowie städtische Gäste um Hilfe: Er hofft noch auf weitere Unterlagen und Fotos, zum Beispiel aus Nachlässen. „Bilder von Familienfeiern, die einst in den Höfen und Straßen der Altstadt gefeiert wurden, helfen mir bei vielen Fragen“. So hoffen nicht nur Margret Härtel und Claus Kaminsky, dass möglichst viele Hanauerinnen und Hanauer „ihre Familienschätze in Fotoalben und auf Dachböden nicht verschwinden lassen, sondern sie zur Aufarbeitung der Lokalhistorie weitergeben und sich an Günter Jacob wenden.+++



...über die Akribie, mit der Glasermeister Günter Jacob das Altstadtmodell gebaut hat.

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