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Am Ende der Festspielsaison steht Musik von Künstlern, die verfolgt wurden
12.08.22 - Ein Kulturbetrieb wie die Bad Hersfelder Festspiele ist heute ohne die finanzielle Unterstützung starker Partner kaum aufrechtzuerhalten. Aus diesem Grund - und um die Abschluss-Gala am 28. August vorzustellen - hatten die Festspiele am Donnerstag zu einer Pressekonferenz in die Stiftsruine eingeladen.
"Wir danken den Festspielen für die wunderbare Zusammenarbeit, die von Vertrauen und Verlässlichkeit geprägt ist", sagte Bürgermeister Thomas Fehling zur Eröffnung. Doch der Theaterbetrieb brauche auch verlässliche Partner. Darum sei er froh, dass die Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen auch in diesem Jahr wieder eine hohe Summe beisteuerten. "Das unterstreicht den Anspruch unserer Festspiele, überregionale Bedeutung zu haben", so Fehling.
Kultursponsoring sei ein Teil der Sparkassen-Aufgaben, sagte der Vorstandsvorsitzende Reinhard Faulstich. Durch die Unterstützung der Festspiele mit mehr als 100.000 Euro leiste das Kreditinstitut einen Beitrag zum nachhaltigen Wirken in der Region. "Für uns ist die Stiftsruine unsere ,Notre-Dame'", so Faulstich. Neues zu wagen und zu inszenieren, unterstreiche die Besonderheit der Festspiele. "Wir sind stolz darauf, dass wir mit unserer Förderung unseren Teil dazu leisten können", sagte Faulstich. Mit Sparkassen-internen Konferenzen seien auch oft Besuche der Aufführungen in der Stiftsruine verbunden gewesen.
Auch die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen sei seit 2016 bei der Förderung mit an Bord. "Wer Kultur liebt, fördert sie", brachte deren Geschäftsführer Matthias Haupt die Intention auf den Punkt. Die Festspiele seien "integraler Bestandteil der Stadtgesellschaft". Dies belegt laut Faulstich auch die Wertschöpfungsanalyse von 2018. "Die Wertschöpfung der Festspiele übersteigt den städtischen Zuschuss um ein Mehrfaches und die Festspiele sind ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal für den gesamten Landkreis", so der Vorstandsvorsitzende. Davon profitieren würden vor allem Hotellerie, Gastronomie und Handel.
Trotz Ausfällen jede Vorstellung gespielt
Joern Hinkel, der der Sparkasse dankte, erwähnte, dass es Stimmen in der Stadt gebe, die sich beim Theater "nach dem Mottenkugel-Zeitalter" zurücksehnten. "Aber unser Theater ist im Heute", so Hinkel. "Wir leben auch jetzt in einer anderen Zeit als der, in der wir diese Festspielsaison geplant haben", sagte der Intendant. In diesem Jahr mit Krieg und andauernder Corona-Pandemie hätten die Festspiele häufig mit Ausfällen auf und hinter der Bühne zu kämpfen gehabt. "Es ist ein Wunder, dass wir bisher jede Vorstellung gespielt haben." Das liege auch daran, dass im gesamten Team Jeder und Jede dort mit anpacke, wo Unterstützung gebraucht werde. "Was alle Kolleg:innen hier geleistet haben und leisten, ist atemberaubend", so Hinkel.Er hob auch das Engagement vieler städtischer Angestellter hervor, die den Bewirtungsbetrieb im Festspielpark aus eigener Kraft aufrechterhalten, nachdem der ursprüngliche Caterer kurz vor der Premiere abgesprungen war. Alles in allem brachte der Intendant es auf den Punkt: "Wir machen TROTZDEM Festspiele!" Es sei auch bekannt, dass weltweit weniger Menschen ins Theater gingen. "Wir müssen das beobachten und das ist unsere Herausforderung in der Zukunft", so der Intendant. Gemeinsam mit der Stadtpolitik müsse man sehen, wie darauf zu reagieren sei. Die Sparkasse sei eine "verlässliche Säule, die uns trägt".
Lieder von verfolgten und geflüchteten Komponisten
Mit Iréna Flury, der Darstellerin der "Lotte" in "Goethe!", und dem Schauspieler und Entertainer Ilja Richter gab es einen Ausblick auf die Abschluss-Gala am 28. August. "Es freut mich sehr, dass wir Songs aus ,West Side Story' singen werden", so Flury. Ihr "Irgendwann" in "Goethe!" und "Somewhere" von Leonard Bernstein wiesen durchaus Parallelen auf. "Wir singen von einer Welt, wie sie sein könnte - oder sein sollte." "Somewhere" sei die "unausgesprochene Hymne der Flüchtlinge", fügte Richter hinzu. Er wird die Gala moderieren.Außerdem ist Richter am 12. und 13. August mit Nina Hoger in "Lebe wohl und liebe mich" auf der Probebühne der Festspiele beim Kurpark zu sehen. Bei der halbszenischen Lesung spielen die beiden Darsteller anhand eines Briefwechsels die lange Lebens- und Liebesgeschichte Goethes und seiner späteren Ehefrau Christiane Vulpius.
Bei der Planung des Gala-Programmes habe man die aktuelle Situation auf der Welt im Blick gehabt, so Intendant Hinkel. Es wird Musik von Menschen erklingen, die flüchten mussten oder politisch verfolgt wurden. Brecht, Weill, Korngold, Kreisler und Schostakowitsch seien nur einige der Künstler, deren Musik erklingen wird. Laut Hinkel gibt es in der Abschluss-Gala "melancholische, frivole, traurige, aber von Überlebensmut sprudelnde Musik".
Neben Flury und Richter werden Philipp Büttner (Johann in "Goethe!") und das Festspielorchester unter der Leitung von Christoph Wohlleben die Abschluss-Gala mitgestalten. Außerdem wird Sona MacDonald dabei sein, die zuletzt 2000 in "Maria Stuart" auf der Bad Hersfelder Festspielbühne stand. Neben den genannten Komponisten stehen Werke von Sondheim, Hollaender und Mussorgsky auf dem Programm. "Auf das ,Große Tor von Kiew' freue ich mich besonders", so Hinkel.
Zuschauerpreis wird verliehen
Während der Gala wird auch zum 27. Mal der Zuschauerpreis verliehen. Das Abstimmungstool dazu hat die Sparkasse zur Verfügung gestellt. HIER kann man bis zum 27. August seine Stimme für seinen Lieblingsdarsteller oder seine Lieblingsdarstellerin abgeben. Unter allen Teilnehmenden werden Karten für die Festspielsaison 2023 verlost.Tickets für die Abschluss-Gala am Sonntag, 28. August, um 20 Uhr in der Bad Hersfelder Stiftsruine gibt es noch auf www.bad-hersfelder-festspiele.de. (Christopher Göbel) +++