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Mathias Schlung ist seit vielen Jahren Darsteller bei den Bad Hersfelder Festspielen - Fotos: Privat/Christopher Göbel

BAD HERSFELD Tribünen-Talk (13)

Fünf Fragen an Mathias Schlung

23.08.22 - Mathias Schlung spielt den Dichter Pierre Gringoire in "Notre-Dame" bei den Bad Hersfelder Festspielen. OSTHESSEN|NEWS stellt in dieser Saison einige Festspiel-Darstellerinnen und -Darsteller in Kurz-Porträts mit jeweils fünf Fragen vor.

Mathias Schlung als Pierre Gringoire in NOtre-Dame" Foto: Christopher Göbel


1. Haben Sie etwas mit Ihrer Rolle gemeinsam?

Mittlerweile ja. Pierre Gringoire ist ein naiver Opportunist im positivsten Sinn. Er geht staunend sonnig durch die Welt und passt sich jeder Situation an, sieht in jeder Situation etwas positives, ein Abenteuer. Normalerweise bin ich eher der trübsinnige Zweifler. Und ich hasse Veränderungen. Pierre hat mir geholfen, etwas von seiner Sonnigkeit zu übernehmen. Das funktioniert ganz gut. Dieser Sommer in Hersfeld ist ein buntes Abenteuer und ich genieße es. Eigentlich passiert das aber mit jeder Rolle, die ich spiele. Wir beeinflussen uns gegenseitig. 

2. Wie entspannen Sie sich, wenn Sie nicht auf der Bühne stehen?

Entspannung finde ich gerade hier in Bad Hersfeld im Freibad. Ich liebe es! Erinnert mich sehr an meine Kindheit. Da lese ich, döse in der Sonne, hole mir Eis und Pommes und springe zwischendurch mal kurz ins Wasser. Herrlich.  Ansonsten koche ich ziemlich gerne. Einerseits, weil ich noch lieber esse, andererseits aber weil mich der Vorgang an sich von anderen Pflichten des Alltags befreit. Ich kann dabei beinahe meditativ abschalten.

3. Eine kleine Anekdote aus Ihrer Bad Hersfelder Festspielzeit?

Ich erinnere mich an eine Vorstellung von "Notre-Dame”. In der Ferne zog ein Gewitter auf, Es wurde immer stürmischer auf der Bühne. die Atmosphäre war beinahe apokalyptisch. In einer Dialogszene mit Richy Müller, der den Archidiakon Claude Frollo spielt, wehte ihm der Wind ständig seine Kutte ins Gesicht und über den Kopf. Egal, wie sehr er kämpfte, seinen Text möglichst würdevoll und bedrohlich zu gestalten, er verlor. Und so sehr ich versuchte, mir das Lachen zu verkneifen, es gelang mir nicht, so dass ich mitten im Satz in lautes Lachen ausbrach, das sich ins Publikum ausbreitete. Es dauerte einige Augenblicke, bis wir uns alle beruhigt hatten und die Vorstellung fortsetzen konnten.

4. Was ist Ihr Lieblingsessen und warum?

Eindeutig die Broccoli-Lasagne von Frau Schlung, meiner Mutter. Das ist ein Seelentröster, den es immer gibt, wenn ich nach längerer Zeit wieder zurück nachhause komme. Habe immer wieder versucht, sie nachzukochen aber nie gelingt sie mir so gut, wie bei ihr.  die Mischung aus Tomaten, Pinienkernen, Broccoli, überbacken mit Pecorino... KÖSTLICH!

5. Was wäre Ihr Alptraum-Moment auf der Bühne?

Es gibt leider hin und wieder Rollen, an denen man scheitert, für die man sich schämt. Das kann verschiedene Gründe haben. Manchmal scheitern ganze Produktionen. Trotzdem muss man sie spielen. Man gibt sein bestes und trotzdem schämt man sich, weil man es einfach grade nicht besser hinbekommt. Mein Alptraum ist immer wieder, dass in einer solchen Vorstellung unangekündigt jemand sitzt, der mir wichtig ist, dessen Meinung mir wichtig ist. Mein Blick fällt in den Zuschauerraum und ich sehe ihn oder sie ... ALPTRAUM.

Kurz-Vita

Mathias Schlung wurde am Max-Reinhardt-Seminar in Wien ausgebildet und dort mit dem Würdigungspreis des Österreichischen Bundesministers für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Zu seinen prägenden Lehrern gehörten Klaus-Maria Brandauer, Karlheinz Hackl und Erni Mangold. Vielen ist der gebürtige Göttinger aus dem Fernsehen bekannt, u.a. aus Die Dreisten Drei, Happy Friday (SAT1) oder Polizeiruf 110 (ARD).

Seine große Liebe aber gehört dem Theater. So war er unter anderem von 1996 bis 1999 am Deutschen Theater in Göttingen engagiert, wirkt seit 1995 immer wieder bei den Salzburger Festspielen mit (Jedermann, Ein Sommernachtstraum) und spielte von 2001 bis 2006 am GRIPS Theater in Berlin. 2009 übernahm Mathias Schlung bei den Nibelungenfestspielen in Worms unter der Regie von Gil Mehmert die Hauptrolle in Das Leben des Siegfried.

Immer öfter spielte er in den letzten Jahren auch im Musiktheaterbereich. So holte ihn Roman Polanski 2006 für seine Inszenierung von Der Tanz der Vampire ans Theater des Westens in Berlin. Dort spielte er auch den Abahachi in der Welturaufführung des Musicals Der Schuh des Manitu (2008-2010). Er war zu sehen als J. Pierrepont Finch in How to succeed in business without really trying (2014/16) an der Staatsoper Hannover und der Volksoper in Wien oder als Seymour in Der Kleine Horrorladen an der Oper Bonn (2015/16).

Im Oktober 2016 gab er sein Debüt an der Semperoper Dresden in der Uraufführung von The killer in you is the killer in me, my love. 2017 und 2018 spielte er den Henry Etches in Titanic In der Stiftsruine und moderierte die Abschlussgala der Bad Hersfelder Festspiele. Im Sommer 2019 wirkte er in Der Prozess und Emil Und Die Detektive in der Stiftsruine in Bad Hersfeld mit. Daneben arbeitet er immer wieder als Sprecher für den Hörfunk und als Moderator. (Christopher Göbel) +++


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