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Viel Kritik für Projekt "Zukunftsfähige Berufsschule" im Vogelsbergkreis
16.08.22 - Auf ein Schreiben der Kreishandwerkerschaft an alle Vogelsberger Parteien und Landtagsabgeordnete hin, kamen der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Michael Busold, der Obermeister der Zimmerer-Innung Clemens Schneider, Tanja Hartdegen MdL (SPD), Maximilian Ziegler (Mitglied es Kreistages, stellvertretender Unterbezirksvorsitzender der SPD Vogelsbergkreis), sowie Heiko Müller (Geschäftsführer des SPD-Unterbezirks Vogelsbergkreis) zusammen. Anlass der Zusammenkunft war das Projekt "Zukunftsfähige Berufsschule" des Hessischen Kultusministeriums (HKM).
Zunächst höre sich die Reduzierung der Mindestgrößen der Fachklassen zwar gut an, die Festlegung von Einzugsgebieten und die Einrichtung von Schulzentren führe in der Praxis jedoch dazu, dass Fachklassen, die zwei Jahre hintereinander die Mindestgröße nicht erreichten, in der Fläche wegfallen.
"Denkt man das Konzept der "Zukunftsfähigen Berufsschule" zu Ende, sind aus dem Bereich der Handwerksberufe nahezu alle noch verbliebenen Fachklassen im Vogelsbergkreis gefährdet (ausgenommen die Landesfachklasse der Fahrzeug- und Karosseriebauer)", so Michael Busold.
Für den Ausbildungsstandort Vogelsbergkreis habe das katastrophale Folgen. Man brauche die Beschulungsmöglichkeiten gerade in der Fläche, wo auch die Ausbildungsbetriebe ansässig seien, erklärt der stellvertretende SPD-Unterbezirksvorsitzende und Kreistagsmitglied Maximilian Ziegler.
Qualität werde insbesondere durch engagierte Lehrkräfte und enge Kooperationen zwischen Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben (duale Partnerschaft) erreicht. Die strenge und in sich abgeschlossene "Affinitätsliste" des HKM führe dazu, dass einige, lokal gut funktionierende Modelle, nicht mehr durchgeführt werden könnten, gibt der Meister im Zimmerer-Handwerk Clemens Schneider zu bedenken.
Zur angestrebten Einführung von Landesfachklassen weist der SPD Unterbezirksgeschäftsführer Heiko Müller darauf hin, dass die Unterbringung und Betreuung der Schüler dabei nicht vernachlässigt werden dürfe und in einigen Bereichen sicher nicht einfach zu organisieren sei.
"Je weiter weg der Schulstandort vom Ausbildungsbetrieb ist, desto geringer wird die Verbindung zwischen Betrieb und Schule, was sich nach unserem Verständnis der dualen Ausbildung negativ auf die Ausbildungsqualität insgesamt auswirken wird", erklärt die Landtagsabgeordnete Tanja Hartdegen.
Es bestehe die Gefahr, dass durch immer weitere Wege zu Berufsschulen die duale Berufsausbildung für viele junge Menschen in der Region noch unattraktiver werde. Selbst eine Verbesserung im ÖPNV-Angebot könne diesen Nachteil nicht ausgleichen, so Hartdegen. Die Gesprächsteilnehmer sind sich einig, dass die angestrebten Veränderungen nicht ohne Rücksicht auf die örtlichen Gegebenheiten vorgenommen werden dürfen und gerade in einer Zeit, in der wir ohnehin schon über Fachkräftemangel und fehlende Auszubildende klagen, Veränderungen nur in enger Zusammenarbeit mit den vor Ort Agierenden vorgenommen werden dürfen. (pm)+++