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Tolle Resonanz, 281 Starter - in Hilders ist die Hölle los
23.08.22 - Es ist Sonntag, der 21. August 2022. Auf dem Sportgelände des TSV Hilders ist die Hölle los. Es ist bunt, die Stimmung gelöst, Moderator Markus Oster gibt sein Bestes in Sachen Unterhaltung, fetzige Musik dröhnt aus den Lautsprechern. Schließlich ist der Anlass ein besonderer. Benedikt Beck, Orthopädie-Schuhtechnik-Meister, Bewegungs-Analytiker und selbst passionierter Läufer aus Hilders, hat eingeladen zum 1. Hochrhön-Bergtrail. Start und Ziel befinden sich am Sportplatz des TSV. Fast überpünktlich um elf Uhr geht es los.
"Habt ihr Lust auf eure 2.000 Meter?", fragt Oster und spornt die Kids an, die über fünf Runden auf der Tartanbahn an den Start gehen. Der Moderator nimmt alle mit, nachdem zuvor "Highway to hell" aus den Boxen hinüberschwappte, und er die Besucher jetzt zu einer La Ola auffordert. Der Countdown läuft. Er zählt die zehn Sekunden herunter. Bis Bürgermeister Ronny Günkel den Startschuss gibt für den Nachwuchs. In seinen knappen Begrüßungsworten bedankt er sich bei Beck. "Danke, Benny, dass du das hier angestoßen hast." Denn die Laufveranstaltung entpuppt sich als echte Werbung für seine Gemeinde.
Eine Hüpfburg für die Kids ist aufgebaut im Stadionrund, eine ON-Testschuhaktion der Beck-Orthopädie schmücken das Bild zudem. Beck kann sich auf viele ehrenamtliche Helfer stützen. Die Bergwacht zählt dazu, die Freiwilige Feuerwehr Hilders auch. Und sportlich macht die Liste der Teilnehmer Lust auf mehr. Regionale Größen sind am Start: Matthias Krah, Philipp Stuckhardt, Nadine Hübl vom TV Dipperz, Anna-Lena Klee oder Bastian Reukauf vom SC Ostheim.
Der neunjährige Lino läuft wie ein Uhrwerk - Philipp Fuchs führt
Man kommt aus dem Staunen nicht heraus - auch, wie ein Neunjähriger die 2.000 Meter absolviert. Er läuft wie ein Uhrwerk. Auch, dass man sich die für Kids dieses Alters anspruchsvolle Strecke gut einteilen muss, schient ihn wenig zu stören. Gemeint ist der Sieger. Gemeint ist Lino Kollmeyer-Oelho, der für den TV Preungesheim startet. Er wirkt nicht besonders ausgepumpt im Ziel, sondern er sagt nur: "Ich war schon eine Sekunde schneller bei meinem letzten Rennen." Dass Philipp Fuchs vom TSV Hilders das Feld zunächst anführt, stört den Sieger nicht. "Ich habe gemerkt, dass er müde wurde. Da hab' ich ihn überholt." Lino ist der erste Sieger des Tages. Oder sind das Beck und der veranstaltende TSV Hilders?
Kaum registriert man, wo die Musik spielt - schon ist es an der Zeit, sich mit Benedikt Beck zu unterhalten. Er organisiert den 1. Hochrhön-Bergtrail zusammen mit dem TSV. "Wir haben gerechnet, wenn wir 100 Starter bekommen, dann sind wir zufrieden." Doch der 39-Jährige, der selbst natürlich wegen der Organisations-Mühen und Präsenz am Ort nicht mitlaufen konnte, staunt: "Wir hatten 230 Voranmeldungen und etliche Nachmeldungen ..."
21. August 2022: Das Phänomen "Trail Running" hat Einzug gehalten in die Rhön
Drei reiz- und anspruchsvolle Strecken bietet der Veranstalter an: über vier Kilometer (plus zehn Höhenmeter) - und zwei längere Distanzen. Es geht über 13 Kilometer (genau sind es 13,7 plus 410 Höhenmeter) und über 23 Kilometer (23,9 plus 600 Höhenmeter). "Trail Running" ist ein neues Phänomen", sagt Beck. "Das heißt, es gibt es schon seit zehn Jahren. In den Alpen existiert Trail Running bereits, im Mittelgebirge eher weniger." Mit dem 21. August 2022 hat es Einzug in die Rhön gefunden. Auf den Strecken ging's über Stock und Stein, um alte Bergruinen wie die Auersburg herum, über manchen Gipfel der Rhön hinweg - und sie ermöglichte nicht zuletzt Blicke ins "Land der offenen Ferne".
Philipp Stuckhardt siegt über 13 Kilometer und will einen Trainingsanreiz setzen
Wer zu spät, den bestraft Philipp Stuckhardt. Es dauert nicht lange, da ist seine Ankunft in Sicht. Als Sieger der 13-Kilometer-Strecke. Die Uhr bleibt bei 53 Minuten und 59 Sekunden stehen. Philipp, einer der besten Mittel- und Langstreckler nicht nur in Nord- und Osthessen, hat sich inzwischen auf Bergläufe spezialisiert. Am Tag zuvor hatte der Kohlhäuser noch den Herkules-Berglauf gewonnen. Acht Kilometer betrug die Distanz, das Ziel war auf Kassels Sehenswürdigkeit. Stuckhardt startete in Hilders, "um einfach einen Trainingsanreiz zu setzen. Jetzt beginnt meine heiße Phase", ordnet er seinen Trainings- und Startplan auf. Philipp, der inzwischen für den SSC Hanau-Rodenbach startet und dem OSTHESSEN|NEWS vor einigen Wochen ein Porträt widmete, benennt seine Ziele: zunächst die Hessischen Meisterschaften im Berglauf - dann die deutschen Titelkämpfe am 2. Oktober in Berchtesgaden.Unterdessen zieht Beck ein positives Fazit. "Die Veranstaltung ist prima angekommen. Wir hatten keine größeren Verletzungen. Wir hatten 281 Starter", freute er sich. "Die Resonanz war toll", sei prima organisiert gewesen und bestens angekommen. Die vielen Streckenposten hätten die Teilnehmer angefeuert. Schmuckstück: die Kapelle auf dem Buchschirm.
Die Hauptstrecke über 23 Kilometer gewann bei den Herren übrigens ein "Lokalmatador": Peter Höhne vom TSV LT Eichenzell - bei den Frauen siegte über die gleiche Distanz Susanne Haßmüller aus Ostheim. Beck hingegen durfte sich noch einmal freuen: Seine sechsjährige Tochter Mathilda gewann die 400-Meter-Strecke - offiziell Kids Run 400 - auf der Tartanbahn. Auch der Termin für eine Folge-Veranstaltung steht bereits: am 3. September 2023.
Auch die Leichtathletik-Gruppe des TSV Hilders mischt im Geschehen mit
Eine kleine und feine - aber sehr spezielle Bedeutung nimmt die Leichtathletik-Gruppe des TSV Hilders ein an diesem Tag. Die 43-jährige Kathrin Henkel-Grenzer leitet sie seit fast auf den Tag genau zwei Jahren. Die Gruppe besteht aus etwa 20 Kids der U8 bis U14. "Wir hatten im Vorfeld schon zwei Läufe der Ulstertal Runde, in Tann und Wüstensachsen", bestätigt die Leiterin. Sie vermittelt einen positiven Eindruck - und sie betont: Wir wollen den Kindern das Laufen schmackhafter machen." Bereits im vergangenen Jahr bot der TSV die Läufe an. "Auch da waren viele Auswärtige am Start", bemerkt Henkel-Grenzer. Wie an diesem historischen Datum in Hilders. (wk) +++