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Hauseigentümerin Ingeborg Kropp-Arend (vorne links) begrüßte zusammen mit Dr. Thomas Heiler (Kulturamt der Stadt Fulda; hinten links) und Gerhard Möller (Fuldaer Geschichtsverein; hinten rechts) als Gäste den Filmemacher Chanoch Ze‘evi aus Israel und Dr. Jorinde Krejci, die Tochter Hosenfelds. - Fotos (4): Walter M. Rammler

FULDA Spannende historische Spurensuche

Gesprächsreihe in Rabbinervilla zu Wilm Hosenfeld mit seiner Tochter

24.08.22 - Wilm Hosenfeld – eine beeindruckende Persönlichkeit, die sich trotz großer Gefahren für sich selbst und seine Familie für die Rettung von Mitmenschen entschied und so Widerstand gegen das unmenschliche Nazi-Regime leistete. Unter dem Titel "Wilm Hosenfeld – Nationalsozialist, Lebensretter, Christenmensch" wurde jetzt die Gesprächsreihe zum "Jüdischen Fulda" in der alten Rabbinervilla fortgesetzt.

Dr. Stefan Arend und seine Frau Ingeborg Kropp-Arend mit Dr. Jorinde Krejci ...

Seit vielen Jahren veranstaltet Ingeborg Kropp-Arend diese Reihe in Zusammenarbeit mit der Stadt Fulda und dem Fuldaer Geschichtsverein. Die Gespräche finden in der ehemaligen Rabbinervilla in Fulda statt und werden live im Netz übertragen. In diesem Jahr befassten sich die Veranstalter mit dem Themenkomplex Wilm Hosenfeld, jenem Wehrmachtsoffizier, der im Zweiten Weltkrieg in Warschau 60 Menschen vor dem Tod rettete, darunter auch den
Pianisten des Polnischen Rundfunks, Wladyslaw Szpilman. Roman Polanski erzählt diese Geschichte in seinem mehrfach Oscar-prämierten Spielfilm "Der Pianist". Für Wladyslaw Szpilman war Hosenfeld der "einzige Mensch in einer deutschen Uniform", dem er im Krieg begegnet sei. So formulierte er es in seiner Autobiografie, die er bereits 1946 niederschrieb und die erst Ende der 1990er Jahre auf Deutsch erschien.

Zum Gespräch über Wilm Hosenfeld, der aus Mackenzell stammte, waren Dr. Jorinde Krejci, die Tochter von Wilm Hosenfeld, und Chanoch Ze‘evi aus Israel, der einen Dokumentarfilm über Wilm Hosenfeld gedreht hat, zu Gast in der Rabbinervilla. Zusammen ging man auf eine spannende historische Spurensuche, wie es Ingeborg Kropp-Arend in ihrer Begrüßung formulierte. Dr. Jorinde Krejci berichtete aus dem Leben des Vaters, der lange Jahre Schulleiter in Thalau und zunächst vom Nationalsozialismus begeistert war. Doch angesichts des furchtbaren Grauens und der Verbrechen deutscher Truppen und von SS-Verbänden im besetzten Polen entschied er sich, aktiv Widerstand zu leisten und Menschen vor dem Tod zu retten. In seinen Briefen und Tagebüchern, die zum Glück erhalten geblieben sind, schildert Hosenfeld, zuletzt Hauptmann der Wehrmacht, schonungslos die furchtbaren Erlebnisse im Krieg – durchaus mutig. Diese Dokumente sind wertvolle historische Quellen. 1952, vor 70 Jahren, starb Wilm Hosenfeld in einem Kriegsgefangenenlager in Stalingrad, obwohl sich viele, die er im Krieg gerettet hatte, für seine Freilassung eingesetzt
hatten.

Der israelische Filmemacher Chanoch Ze‘evi begleitete mit seiner Kamera die Auseinandersetzung in Thalau um das öffentliche Erinnern und Gedenken an den ehemaligen Schulleiter. Für den Filmemacher sei die Geschichte um Wilm Hosenfeld ein beeindruckendes Beispiel für die schwierige Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte in Deutschland. Ihm sei wichtig, mit seiner Arbeit an den Holocaust zu erinnern, aber auch stets eine Brücke in die Zukunft zu eröffnen.

So war eine zentrale Szene seines Filmes der gemeinsame Besuch von Dr. Jorinde Krejci mit ihren Enkelkindern in Yad Vashem in Israel. Dort wird an Wilm Hosenfeld als "Gerechter unter den Völkern" in würdevoller Art erinnert.

Kulturamtsleiter Dr. Thomas Heiler überbrachte die offiziellen Grüße der Stadt Fulda, Gerhard Möller dankte im Namen des Fuldaer Geschichtsvereins für die Organisation der Veranstaltung. Beide freuten sich, dass bereits die Planungen für die Veranstaltung 2023 laufen.

Michael Brand vor dem „Hauptmann Wilm Hosenfeld-Saal“ in der Deutschen Botschaft ...Foto: Deutsche Botschaft Tel Aviv)

Bundestagsabgeordneter Michael Brand hatte noch eine besondere Überraschung für Frau Dr. Krejci: In der neuen deutschen Botschaft in Israel wurde jetzt ein Tagungs- und Seminarraum nach Wilm Hosenfeld benannt. Brand war bei seinem jüngsten Besuch in Israel der erste Bundestagsabgeordnete, der nach dem Umzug das neue Domizil der Deutschen Botschaft in Tel Aviv besuchte.

Neben einem Austausch mit der Botschafterin zur Lage in Israel und der Region konnte Brand dabei zudem eine besondere Ehrung des in Hünfeld geborenen Lehrers und späteren Hauptmanns Wilhelm Hosenfeld, besser bekannt als Wilm Hosenfeld, im Gebäude der Botschaft besuchen.

In Erinnerung an den Gegner des Nationalsozialismus, der während seines Einsatzes in Polen polnische und jüdische Verfolgte vor dem Zugriff der Nazi-Schergen versteckte und rettete, wurde in der deutschen Botschaft ein eigener Raum nach Hosenfeld benannt. "Hier wird jemand geehrt und eine Haltung in Erinnerung gehalten, die sich in bester Tradition für Patriotismus, Menschlichkeit und Haltung entschieden hat", betonte der Abgeordnete und dankte in Tel Aviv für dieses "Zeichen der Anerkennung und Traditionspflege".

Michael Brand, der gerade erst wieder zum 20. Juli an "die selbstlose Hilfe für Verfolgte und die unglaublich klaren, vom christlichen Glauben geprägten Äußerungen dieses besonderen Vorbilds und deutschen Patrioten gegen den nationalsozialistischen Terror" erinnerte, zeigte sich "berührt und beeindruckt" davon, dass diese Initiative vom Stab des Militärattachés der Botschaft, Jürgen Haffner, so vorgeschlagen und umgesetzt wurde.

Als Grund für die Namensnennung von Wilm Hosenfeld sagte Oberst Haffner: "Er gehört, historisch gesehen, zu den ‚Retterpersönlichkeiten‘, d.h. zu den Soldaten der Wehrmacht, die im 2. Weltkrieg auf eigenes Risiko und entgegen der Befehlslage vom deutschen Sicherheitsapparat verfolgte und bedrohte Menschen retteten."(pm)+++


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