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172,6 Millionen Euro Investitionsvolumen für Klinikum-Neubau in Bad Hersfeld
26.08.22 - Über 170 Millionen Euro sollen am Klinikum Bad Hersfeld für einen Neubau investiert werden. Davon tragen rund 120 Millionen Euro der Bund und das Land. Das restliche Geld soll vom Landkreis kommen, dies muss allerdings erst durch den Kreistag beschlossen werden. Zum Jahreswechsel 2025/2026 soll dann der Neubau in Betrieb genommen werden.
Im Februar hatte das Klinikum einen Förderantrag bei Hessischen Sozialministerium eingereicht - dieser wurde seitens des Ministeriums positiv bewertet. Der letztendliche Förderbescheid vom Bundesamt für Soziale Sicherung soll noch im Laufe des Jahres eintreffen. Die Planungen für den Neubau sind indes bereits im vollen Gange.
"Das grüne Licht, was wir nun aus der Landeshauptstadt aus dem Ministerium erhalten haben, ist sehr positiv zu bewerten und eine Bestätigung unseres Prozesses, den wir vor knapp zwei Jahren begonnen haben. Die 120 Millionen Euro Förderung ist ein klares Signal für den Gesundheitsstandort Bad Hersfeld und die gesamte Region - darüber sind wir sehr glücklich", erklärte Klinikum-Geschäftsführer Rolf Weigel im Pressegespräch am Donnerstagnachmittag. Er betonte allerdings auch, dass noch ein weiter Weg zu gehen sei, dass es aber auch keine andere Möglichkeit gegeben hätte, als die Investition in dieser Größenordnung.
Beschluss soll am 04. Oktober im Kreistag gefasst werden
Auch der Aufsichtsratsvorsitzende und Landrat Torsten Warnecke (SPD) ist mit der Entscheidung sehr zufrieden und zeigte die nächsten Schritte auf: "Der Landkreis muss 52,6 Millionen dazusteuern, dafür brauchen wir allerdings einen politischen Beschluss, der am 04. Oktober in der nächsten Kreistagssitzung gefasst werden soll. Ich bin sehr optimistisch, dass wir dies erreichen. Wir wollen schnellstmöglich mit dem Bau beginnen, um die deutlichen Verbesserungen und Synergien, die durch den Neubau entstehen, sobald wie möglich nutzen zu können." Das hängt auch damit zusammen, dass die Baukosten extrem gestiegen sind, ob das investierte Geld ausreichen werde, könne derzeit noch nicht abgesehen werden - dies sei laut dem Landrat ein Blick in die Glaskugel. Der Baustart soll indes im kommenden Jahr liegen - zum Jahreswechsel 2025/2026 soll dann der Neubau oberhalb des Klinikumsgebäudes, auf dem derzeitigen Hubschrauberlandesplatz, fertiggestellt sein.
Aus medizinischer Sicht ist laut dem Medizinischen Direktors Dr. Dalibor Bockelmann, der Neubau ein Quantensprung in Richtung Zukunft: "Die Medizin ist in einem stetigen Wandel und es gibt genügend Herausforderungen, die den Kliniksektor zukünftig dominieren werden: Neben der Entwicklung der Behandlungen, dass diese immer besser und kürzer werden, sowie vieles auch ambulant gemacht werden kann, gibt es noch diverse andere Herausforderungen. Das Thema Digitalisierung spielt eine ganz große Rolle, auch mit Themen wie künstliche Intelligenz oder Robotern muss sich zwangsläufig beschäftigt werden. Alles in allem ist der Neubau eine Investition in die Zukunft und ich bin fest davon überzeugt, dass das medizinische Zentrum eine Perle in der Region für die Menschen sein wird."
Damit werden die Aufgaben des Herz-Kreislauf-Zentrums (HKZ) in Rotenburg an der Fulda nach Bad Hersfeld verlagert, allerdings müsse man hier laut Bockelmann auch eine Entwicklung anstreben, dass sich gerade im Gebiet der Herzchirurgie sowie der Kardiologie extrem viel ändere. Dem Medizinischen Direktor schwebt deshalb die Etablierung eines Herz-Gefäß-Zentrums in Bad Hersfeldvor, um die Synergien beider Fachbereiche zu nutzen. Die Gebäudeteile in Rotenburg an der Fulda, die dann im Übrigen zur Verfügung stehen, könnten vom Studienzentrum Finanzen genutzt werden, dort befinde man sich laut Rolf Weigel mit den Verantwortlichen in Gesprächen. Der Rehabereich des HKZ bleibt in Rotenburg an der Fulda.
Nach monatelanger Vorbereitung
Nach monatelanger Vorbereitung wurde im Februar 2022 ein Förderantrag zur Konzentration der akutmedizinischen Angebote am Klinikum in Bad Hersfeld gestellt. Mit einem geplanten Investitionsvolumen von 172,6 Millionen Euro sollen danach die akutmedizinischen Leistungen am Klinikstandort Bad Hersfeld in einem Neubau zukünftig erbracht werden. Maßgeblich wird dabei der akutmedizinische Teil des Herz-Kreislauf-Zentrums sein. Dafür ist ein Erweiterungsbau mit rund 45.000 Quadratmeter geplant. Das Konzept war mit dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration und den Landesverbänden der Krankenkassen in Hessen abzustimmen, um Fördermittel aus dem Krankenhausstrukturfonds beantragen zu können.
In mehreren Gesprächsrunden wurde das medizinische Gesamtkonzept der Klinikum Bad Hersfeld GmbH erörtert. Beide Partner, das Hessische Ministerium für Soziales und Integration und die Landesverbände der Krankenkassen, unterstützen das Vorhaben des Klinikums. Im Einvernehmen mit den Krankenkassen hat das Hessische Ministerium für Soziales und Integration Sozialministerium 60 Millionen Euro Fördermittel beim Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) in Bonn beantragt, die um weitere 60 Millionen Euro aus Landesmitteln aufzustocken sein werden, wenn das BAS den Förderantrag dem Grunde und der Höhe nach bewilligt. Somit könnten 120 Millionen Euro als Gesamtfördersumme für diese bereitgestellt werden.
Landrat dankt den Unterstützern
Das Vorhaben in Bad Hersfeld ist eines der Projekte der Landesregierung innerhalb des Strukturfonds II, in dem ein Gesamtvolumen von insgesamt rund 280 Millionen Euro für Hessen zur Verfügung steht. Von einem "klaren Zeichen aus Wiesbaden und damit verbunden, einem deutlichen Bekenntnis zur Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in Hersfeld-Rotenburg" spricht Landrat Torsten Warnecke, der sich bei den vielen engagierten Beteiligten für deren Unterstützung bedankt.
"Mit diesen Fördermitteln wird es möglich sein, die medizinischen Kompetenzen des Klinikum Hersfeld-Rotenburg am Standort in Bad Hersfeld zu bündeln. Damit verbessern wir die stationäre Versorgung der Menschen in der Region, wir bieten moderne Medizin in zeitgemäßen Strukturen an und vermeiden kostenaufwändige Doppelvorhaltungen", so Weigel. Neben der Errichtung neuer Stationsbereiche werden der Zentral-OP und die Zusammenfassung der Intensivmedizin zu realisieren sein. Die kardiologische Funktionsdiagnostik, eine neue Radiologie und nicht zuletzt die zentrale Notaufnahme werden in diesem Erweiterungsbau angesiedelt. Alle Beteiligten sind zuversichtlich, dass das BAS noch im Laufe dieses Jahres über den Förderantrag entscheidet. (Kevin Kunze)+++