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Wenn Autofahrer dank 9-Euro-Ticket auf den Nahverkehr umsteigen, ist genaue Vorplanung nötig. - Foto: O|N/Lenz

REGION Kommentar von Bertram Lenz

Allen Unkenrufen zum Trotz: Erfolgreiches 9-Euro-Experiment

30.08.22 - Der kommende Mittwoch ist wirtschaftspolitisch wie gesellschaftlich ein wichtiges Datum: Dann nämlich laufen in Deutschland sowohl das 9-Euro-Ticket als auch der sogenannte Tankrabatt aus. Beide Maßnahmen dürften den gewünschten Erfolg gebracht haben, doch besteht derzeit eine hohe Unsicherheit darüber, wie es weitergehen könnte. Wobei es fast schon symptomatisch ist, dass so kurz vor Toreschluss noch immer keine Entscheidung spruchreif ist, sich die Verantwortlichen vielmehr von Vorschlag zu Vorschlag hangeln. 

Eines zeichnet sich freilich immerhin schon jetzt ab, dass uns nämlich ein neuer Bezahl-Schock an den Zapfsäulen droht. Denn nach Angaben des ADAC steigen die Preise an den Tankstellen "spürbar" an, dürfte damit dieser Effekt einer befristeten Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoff recht schnell verpufft sein.

O|N-Redakteur Bertram Lenz kommentiert 9-Euro-Ticket und Tankrabatt. Archivfoto: O|N / Carina Jirsch

49-Euro-Ticket gefordert

Nichts Konkretes auch beim 9-Euro-Ticket: Da ist am späten Mittwochabend "das größte Experiment in Deutschlands öffentlichem Nahverkehr" (FAZ) schon wieder vorbei, und bislang ist landauf, landab noch nichts über eine Nachfolgeregelung bekannt. Vielmehr machen diverse Modelle die Runde. So hat die SPD am Montag vorgeschlagen, ab 1. Januar ein bundesweit im Regionalverkehr gültiges Ticket für 49 Euro einzuführen. Bund und Länder sind sich allerdings auch in dieser Frage uneins, und man darf gespannt sein, wie - und wann - es zu einer einvernehmlichen Regelung kommt.

Eine Umfrage des Unternehmens YouGov hatte laut "Spiegel" übrigens eine mehrheitliche Zustimmung (31 Prozent) für ein 29-Euro-Ticket ergeben. 23 Prozent hätten lieber wieder ein 9-Euro-Ticket, deutlich weniger Anklang fanden die ebenfalls debattierten 49- und 69-Euro-Tickets.   

Eine Erfolgsgeschichte

Allen anfänglichen Unkenrufen zum Trotz hat sich das 9-Euro-Ticket zu einer Erfolgsgeschichte gemausert. Dass der Start eher holprig verlief, lag auch an der einmal mehr unzureichenden Kommunikation seitens der Politik, die den Eindruck erweckte, als sei das Projekt "mit heißer Nadel" gestrickt worden, nur um irgendwie schnellstmöglich auf die gestiegenen Energie- und Spritpreise zu reagieren. 

Natürlich war nicht alles eitel Sonnenschein in den vergangenen drei Monaten, gab es vielschichtige Klagen über überfüllte Züge, mangelnde Mitnahmemöglichkeiten für Fahrräder, mitunter überfordertes Personal und das alte Thema Verspätungen. Dennoch steht unterm Strich ein klares Plus, haben sehr viele Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel neu für sich und damit eine Alternative zum Auto entdeckt. Motiviert auch von dem Gedanken, durch den zumindest zeitweisen Umstieg aktiv etwas für Umwelt und Klima zu tun. 

Überdies fühlten sich alle "9-Euro-Ticket-Reisenden" drei Monate lang wie eine große verschworene Gemeinschaft, was auch viele Zugbegleiter mit einschloss. Denn wie meinte doch einer freundlich-locker während der Fahrkartenkontrolle in der Vogelsbergbahn: "Willkommen im 9-Euro-Ticket-Club!"   

Generell liegt die Crux allerdings darin, dass das beste "Was-Weiß-ich"-Ticket nichts taugt, wenn der Öffentliche Nahverkehr generell eklatante Schwächen aufweist. Besonders, was die ländlichen Regionen auch in Ost-, Nord- und Mittelhessen betrifft. Hier gilt es anzusetzen, sollte endlich konsequent und überlegt in den Ausbau, in die qualitative Verbesserung und auch in die Digitalisierung investiert werden. (Bertram Lenz) +++



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