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In 2005 wurde der "Point Alpha-Preis" erstmals vergeben, und zwar an die "Väter" der Deutschen Einheit: Helmut Kohl, Michail Gorbatschow und George Bush senior (von links). - Foto: Archiv Point Alpha Stiftung

REGION Gedanken zum Tod von Gorbatschow

Ohne "Gorbi" wäre auch unsere Region nicht das, was sie heute ist

31.08.22 - Diejenigen, die in unserer ost- und nordhessischen Region zu Hause sind, werden die Bilder des Herbstes 1989 nie vergessen. Als sich ein schier endloser Strom aus Trabis und Wartburgs von Thüringen her kommend durch Rasdorf und Hünfeld bis nach Fulda bewegte. Oder aber über die Rhöner Gemeinden Kurs auf die Barockstadt nahm. Der "Eiserne Vorhang", der aus einem Land jahrzehntelang zwei deutsche Staaten gemacht hatte, wurde in der Folge immer löchriger - bis er sich irgendwann schließlich ganz aufgelöst hatte und heute nur noch vereinzelte Wachtürme als steinerne Zeugen daran gemahnen, die Vergangenheit nicht zu vergessen. 

Altbundeskanzler Helmut Kohl hat für seinen Satz der "Blühenden Landschaften" heftige verbale Prügel einstecken müssen, doch haben die  "Neuen Bundesländer" längst genau diese Entwicklung genommen, ist der "Todesstreifen" zu einem "Grünen Band" geworden. Natürlich haben die Bürgerinnen und Bürger der damaligen DDR den größten Anteil daran, dass es 1989 zu dieser friedlichen Revolution überhaupt hatte kommen können - möglich gemacht hat das Ganze aber ein Mann, der jetzt 91-jährig gestorben ist: Michail Gorbatschow, im Westen liebevoll "Gorbi" genannt.

O|N-Redakteur Bertram Lenz zum Tode von Michail Gorbatschow.

Mit "Glasnost" und "Perestroika" hatte der frühere Staatschef die Auflösung der Sowjetunion und damit auch der DDR eingeläutet und war neben Helmut Kohl und dem damaligen US-Präsidenten George Bush senior zu einer der entscheidenden Figuren avanciert, die letztlich den "Kalten Krieg" beendeten -  der nun aber vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts wieder aufzuflackern droht. Und auch unsere Region, dramatisch im Schnittfeld zwischen West und Ost gelegen, würde heute wohl anders aussehen, wenn es die entspannende Politik Gorbatschows nicht gegeben hätte. Obgleich im heutigen Russland das Urteil über den jetzt Verstorbenen weitaus weniger wohlwollend ausfällt. Aber auch auf den späteren Preisträger des Friedensnobelpreises trifft der Satz perfekt zu, wonach der Prophet im eigenen Lande nichts gilt.

Apropos Preisträger: Kein Ort dürfte besser geeignet sein als "Point Alpha", um eine Auszeichnung zu benennen. Der einstige Beobachtungsposten der US-Army, zwischen Rasdorf und Geisa gelegen, war jahrzehntelang im Zentrum des Kalten Krieges, standen sich dort doch die beiden Militärbündnisse NATO und Warschauer Pakt gewissermaßen Auge in Auge gegenüber. 

2005 vergab das "Kuratorium Deutsche Einheit" erstmals den "Point Alpha-Preis", und ich werde nie vergessen, was für ein beeindruckendes Schauspiel es war, als mitten in unserer Region mit Kohl, Bush senior und eben Gorbatschow gleich drei Staatsmänner von Format beieinander saßen, um die Auszeichnung entgegenzunehmen. Alles war perfekt organisiert und dank der gut 10.000 Besucher  - die bester Laune waren - einem großen Volksfest nicht unähnlich. Unvergessen auch das Bild, als ein Adler, der als Symbol für die Freiheit steht, sich bei Kohl auf dem Arm niederließ. 

Nun ist mit Gorbatschow, hochgeachtet auch aufgrund seines zurückhaltenden und menschlichen Charakters, auch der Letzte dieses Trios gestorben. Die Deutschen, und nicht zuletzt die Menschen in unserer Region, sollten sich daran erinnern, was sie ihm zu verdanken haben. (Bertram Lenz) +++

 

 


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