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Traditions-Metzgerei Gies feiert Grundsteinlegung für 8-Mio-Euro-Neubau
01.09.22 - Der Familien- und Traditionsbetrieb der Metzgerei Gies im Ortskern von Großenlüder hat einen guten Ruf in der Region Fulda. In ihren mittlerweile acht Filialen in Schlitz, Bad Salzschlirf, Fulda-Neuenberg, -Horas, am Klinikum und in Künzell-Bachrain werden die zahlreichen Stammkunden seit Jahrzehnten mit hochwertigen Fleisch- und Wurstwaren versorgt. Am heutigen Mittwoch folgte nun ein wichtiger Schritt zur Expansion, der schon seit 2016 geplant war: für immerhin stolze acht Millionen Euro wird eine neue Produktionsstätte am Ortsrand in der Lauterbacher Straße errichtet - eine Investition in die Zukunft des etablierten Handwerksbetriebs.
Zahlreiche Ehrengäste wollten sich am Mittwochmittag die Gelegenheit nicht entgehen lassen, Familie Gies zu diesem sichtbaren Fortschritt in der erfolgreichen Unternehmensgeschichte zu gratulieren. "Eigentlich war für heute der erste Spatenstich geplant, doch die Arbeiten gehen zum Glück so zügig voran, dass wir stattdessen schon den Grundstein setzen können", sagt Firmenchefin Monika Gies (53). Neben einer Fuldaer Zeitung mit heutigem Datum befindet sich auch eine Dose Schwartenmagen in der eingemauerten Kassette, verrät die Chefin. Der werde auch in hunderten Jahren noch schmecken, zeigte sich ihr Gatte vom eigenen Produkt überzeugt.
Die beengten Verhältnisse in der 1929 vom Großvater Karl Gies gegründeten Stammmetzgerei im 250 Jahre alten Rentamt in der Dorfmitte seien auch unter Hygienegesichtspunkten nicht mehr tragbar gewesen, war sich die Unternehmerfamilie schon vor längerem im Klaren. Deshalb freuen sich mit Familie Gies alle 85-Belegschaftsmitglieder über den neuen Standort der Produktion. "Das ist kein Prestigebau - hier wird das Fleisch, das grundsätzlich von Tieren aus der Region stammt, weiterverarbeitet und veredelt - geschlachtet wird im Schlachthof Fulda", berichtet Monika Gies. Die zahlreichen Wurstspezialitäten werden nach überlieferten Rezepturen hergestellt, besonders beliebt bei der Kundschaft aus nah und fern sind der Hausmacher Schwartenmagen und der Lüdertaler Bauernschinken. Auch die täglich wechselnden Mittagessen finden reißenden Absatz.
Am "Rand des Metzgerwahnsinns"
Der auf 1.600 m² Fläche projektierte Neubau mit eigenem Biogas-Blockheizwerk und Fotovoltaikanlage soll schon im kommenden Herbst 2023 bezugsfertig sein. Gutachterlich sei nachgewiesen, dass die Nachbarn weder Lärm noch Rauch oder Geruchsemissionen zu befürchten hätten. Wegen der Berücksichtigung nachhaltiger und klimaschonender Aspekte wird die neue Halle mit 1,7 Mio. Euro vom Landwirtschaftsfonds der EU gefördert und bekommt zusätzlich KfW-Kredite. Angesichts der vielen Bauvorschriften und -verordnungen im Vorfeld, sei er fast am "Rand des Metzgerwahnsinns" und kurz vorm Aufgeben gewesen, gestand Hans-Georg Gies. Bürgermeister Florian Fritzsch und Landrat Bernd Woide attestierten dem Bauherrn übereinstimmend großen Mut, sein Vorhaben in diesen Zeiten allen Schwierigkeiten zum Trotz zu verwirklichen.
Um seinen Kundenstamm sorgt sich Metzgermeister Hans-Georg Gies trotz allgemeinem Rückgang des Fleischkonsums ebenso wenig wie um den Fortbestand seines Betriebs, für dessen Nachwuchs er selbst gesorgt hat. "Die Menschen achten zunehmend auf die Herkunft, sprich Regionalität ihrer Lebensmittel und die ist bei uns garantiert." Für die künftige Qualitätssicherung von Fleisch und Wurst aus Meisterhand ist mit Maximilian und Leonard schon die nächste Generation Gies im Boot und steht wie die vorhergehenden drei für das tradierte Motto "Ehrliche handwerkliche Fleischerkunst". (Carla Ihle-Becker)+++