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Der Fuldaer Peter Gies ist mit Leib und Seele "Drum Major". Hier beim "Basel Tattoo" im vergangenen Juli. - Fotos: Patrick Straub, Privat

FULDA Zum 14. Mal beim "Basel Tattoo"

Wenn’s dudelt: "Drum Major" Peter Gies ist immer ganz vorne mit dabei

04.09.22 - "Tattoos" sind nicht nur was fürs Auge, sondern auch was fürs Ohr. Nein, nein, hier ist nicht die Rede von dem beliebten Körperschmuck. Das Wort "Tattoo" leitet sich in unserem Zusammenhang ab vom holländischen "Tap toe", was im Deutschen so viel bedeutet wie "Zapfenstreich". Wir befinden uns also nicht im (mal mehr und mal weniger) ästhetischen Bereich als vielmehr im musikalischen. Genauer gesagt: Es geht – mal ganz plump und laienhaft formuliert – um Dudelsackmusik.

Einer, der dieser Leidenschaft mit Haut und Haaren verfallen ist, ist der Fuldaer Peter Gies. Dessen Onkel Josef Gies hatte in den 1950er Jahren mit einer Combo auf Tanzveranstaltungen musiziert, er war Flötenbauer bei der Firma Mollenhauer und Multiinstrumentalist. "Von ihm habe ich wohl einiges mitbekommen", sagt Peter Gies im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.

Einmarsch in die Arena

Also schloss sich der heute 65-Jährige 1978 dem DRK-Spielmanns- und Fanfarenzug Fulda an, der regelmäßig an Wettbewerben teilnahm. So auch einmal am Deutschland-Pokal in Alsfeld, wo eine schweizerische Dudelsack-Formation aufspielte. "Dieser exotische Sound, der ja ursprünglich aus dem Orientalischen stammt und erst später nach Europa überschwappte, hat mich sofort fasziniert."

Vom Fuldaer "Drum Major" zur Gallionsfigur der "Swiss Highlanders"

Um Peter Gies war es schließlich ganz geschehen, als ihm zum 40. Geburtstag ein Überraschungsständchen der damals gerade neu gegründeten Fuldaer Formation "Targe of Gordon" geschenkt wurde. Schnell konnte Gies überzeugt werden, dass er genau der richtige "Drum Major" für die Truppe wäre, also der Stabführer, der vorneweg die Richtung und dabei schwung- und kunstvoll den Takt vorgibt. Bis 2008 war er dort Vorsitzender. "Eine schöne Zeit war das", sagt er.

Die "Swiss Highlanders Pipes and Drums" mit Peter Gies in der Mitte

Auf dem "Berlin Tattoo" des Deutschen Bundeswehrverbandes, 2012

Eine Zeit auch, in der sich Peter Gies in der weltweiten "Pipe & Drum"-Szene einen gewissen Ruf als ambitionierter und zuverlässiger "Drum Major" erarbeitete. Seit 2002 ist er Mitglied im Regimentsverein der "Gordon Highlanders Regimental Association", was für ihn eine besondere Auszeichnung ist. 2006 nahm er am ersten Open-Air-"Tattoo" im schweizerischen Basel teil (nach Edinburgh in Schottland das zweitgrößte Militärmusik-Spektakel seiner Art) und 2009 wurde er dann von den Lokalmatadoren "Swiss Highlanders Pipes and Drums" als deren Gallionsfigur entdeckt. 14-mal war Peter Gies nun schon in Basel dabei und ist damit der dienstälteste Teilnehmer. Nach zwei Jahren Pandemiepause sei das diesjährige "Basel Tattoo" besonders schön gewesen. "Wir sind wie eine große musikalische Familie", sagt Gies. "Man hat sich über die Jahre kennengelernt, und da war die Wiedersehensfreude groß."

Um der geneigten Leserschaft einen Eindruck vom "Basel Tattoo" zu geben: Zwei Wochen lang haben dort im vergangenen Juli wieder 22 Formationen aus aller Herren Länder von fünf Kontinenten vor beeindruckender Kulisse und insgesamt 85.000 Zuschauern eine zweieinhalbstündige Show abgeliefert - mit folkloristischen Tänzen à la "Riverdance" und komplizierten Paradeaufmärschen, die selbst einen Routinier wie "Drum Major" Peter Gies einiges abverlangten. Auf YouTube gibt es davon einen sehr sehenswerten Trailer.

Händeschütteln mit Prinzessin Anne und Begegnung mit dem König von Jordanien

2010 nahm Peter Gies mit seinen "Swiss Highlanders" auch am "Diamant Jubilee Royal Edinburgh Military Tattoo" teil – "vier Wochen lang musizieren und Schottland pur", schwärmt der 65-Jährige noch heute. Besonders aufregend sei es am "Edinburgh Tattoo" bei den Proben "im Hochsicherheitsbereich", wie er es nennt, wo die hohen Militärs, Prominenten und adligen Besucher von den "normalen" Besuchern abgeschirmt werden. "Prinzessin Anne durfte ich schon einmal die Hand schütteln und König Abdullah II. von Jordanien und seine Frau Rania flanierten während der Proben direkt an uns vorbei." Am "Basel Tattoo" 2011 kam es zur Begegnung mit Prince Michael of Kent, "der mir in bestem Hochdeutsch versicherte, er kenne Fulda durch seine verwandtschaftlichen Beziehungen nach Hessen gut".

Gruppenfoto der "Pipe & Drum"-Majors" beim 60. Jubiläum des "Edinburgh Tattoo", ...

Peter Gies ist wie eine wandelnde Enzyklopädie in Sachen "Tattoos" und könnte stundenlang erzählen: über den Unterschied von militärischen und semiprofessionellen Formationen; darüber, dass nicht nur sein "Drum Major"-Kollege Marco Kochwasser aus Hofbieber ebenfalls regelmäßig in Basel mit dabei ist, sondern auch zwei Tontechniker, die für die Fuldaer Spotlight-Musicals arbeiten; über die jahrhundertealte Tradition des Dudelsackspielens und wie das weltweite Netzwerk aufgebaut ist …

Bei einer Frage hält sich Peter Gies freilich bedeckt: "Was trägt man unter dem Kilt?" Da genießt der Gentleman und schweigt. (Matthias Witzel) +++


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