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Am Montag gehts zurück in die Schulen - Symbolbild: Pixabay

REGION "Lage ist herausfordernd"

Am Montag geht es zurück in die Schulen - ohne Maskenpflicht

02.09.22 - In der kommenden Woche beginnt für 787.000 Kinder und Jugendliche wieder der Schulalltag in Hessen. "Wir freuen uns, dass es nun wieder losgeht und blicken guten Mutes auf das, was vor uns liegt", erklärte Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz am Freitag in Wiesbaden anlässlich der Pressekonferenz zum Schulstart.

Ralf Alexander Lorz, Kultusminister Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

"Wir können uns jetzt wieder mehr unserem Kernanliegen zuwenden – guter Unterricht für unsere Schülerinnen und Schüler, den wir mit pädagogischer Innovation nochmals gezielt stärken wollen. Denn diese Aspekte sind – bedingt durch die Pandemie – viel zu lange zu kurz gekommen." Nachdem im vergangenen Schuljahr das Versprechen für mehr Normalität an den Schulen umgesetzt worden sei und flächendeckende Schulschließungen mittlerweile erfreulicherweise der Vergangenheit angehören, könne nun auf Grundlage dieser Stabilität weiter aufgebaut werden. 

Das neue Schuljahr startet im Präsenzunterricht. Allen Schülern waren vor Ferienbeginn fünf Selbsttests angeboten worden, um sich vor dem ersten Schultag testen zu können. Zusätzlich erhalten sie ebenso wie das an Schule tätige Personal in den ersten beiden Schulwochen je drei Selbsttests pro Woche für eine freiwillige Testung zuhause. Eine Maskenpflicht besteht nicht, das freiwillige Tragen ist aber selbstverständlich jederzeit möglich. Zur Verbesserung der Hygiene in den Schulen - darunter die Ausstattung der Klassenräume mit mehr als 9.000 mobilen Luftfilteranlagen – wurden bis jetzt alleine aus dem landeseigenen Förderprogramm rund 100 Millionen Euro Fördermittel von den für die Ausstattung der Schulen zuständigen Kommunen investiert. Hinzu kommen weitere Investitionen aus Förderprogrammen des Bundes.

Wie geht es weiter?

Auswirkungen des noch nicht beschlossenen neuen Bundesinfektionsschutzgesetzes auf den Unterricht sind derzeit noch nicht absehbar. "Die Lage in den Schulen zu Beginn des neuen Schuljahrs unterscheidet sich fundamental von den vergangenen beiden Schuljahren. Die Vorbereitungen auf alle erdenklichen Szenarien sind aufgrund der Erfahrungen und der Arbeit in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren getroffen. Mit umfangreichen Test- und Impfangeboten können sich Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte nach ihren individuellen Bedürfnissen schützen. Zudem wurde viel Geld in die dauerhafte Verbesserung der digitalen Infrastruktur und der Hygiene investiert", sagte der Kultusminister. Auch erklärt er, werde es keine Maßnahmen für Schulen geben, solange die Gesamtgesellschaft uneingeschränkt bleibt.

Gesamtschülerzahl steigt, mehr Einschulungen, mehr Lehrerstellen

Im neuen Schuljahr steigt insbesondere wegen der aktuellen Zuwanderung aus der Ukraine und der nun eingeschulten Kinder der 2015 und 2016 zugewanderten Flüchtlingsfamilien die Gesamtzahl der Schüler um 25.500 auf 787.000. Die Anzahl der Erstklässlerinnen und Erstklässler wächst um 1.700 auf 59.000. Hessens Schülerinnen und Schüler werden an insgesamt 1.808 öffentlichen Schulen unterrichtet, die Zahl der Lehrerstellen steigt mit 55.680 auf ein Allzeithoch. Das entspricht einem Plus von mehr als 5.000 Stellen im Vergleich zum Amtsantritt der aktuellen Regierungskoalition im Jahr 2014. Größte Investitionsschwerpunkte sind der Ausbau der Ganztagsangebote, die Deutschförderung und die Integration ausländischer Schüler. Im Schnitt liegt die Lehrerstellenzuweisung bei 134 Prozent und damit um mehr als ein Drittel über der für die Abdeckung des Stundenplans erforderlichen Grundunterrichtsversorgung.

Die seit dem Jahr 2017 ergriffenen Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung wie die Ausweitung der Studienplatzkapazitäten (im Bereich Grundschule um 50 Prozent) wirken und sorgen landesweit trotz des Ausbaus bildungspolitischer Schwerpunkte und zusätzlicher Bedarfe aufgrund der Ukraine-Krise und des Förderprogramms Löwenstark für eine weiterhin gute Lehrkräfteversorgung. Darüber hinaus tragen insbesondere die Programme zur Weiterqualifikation von Lehrkräften für den Einsatz in anderen Lehrämtern, verschiedene Quereinstiegsprogramme und die hohe Bereitschaft zur Unterstützung im Ruhestand, zur Verlängerung der Dienstzeit, zur Aufstockung in Teilzeit oder Arbeit in Elternzeit im neuen Schuljahr zur Deckung des Lehrkräftebedarfs bei. Beschreibungen einer dramatischen Situation seien übertrieben, die Lage sei allerdings herausfordernd.

Rund 200 neueingestellte ukrainische Lehrkräfte erleichtern den Kindern und Jugendlichen ...Symbolfoto: O|N/Carina Jirsch

Geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine als Integrationsaufgabe

Als kurzfristige Herausforderung ist im Frühjahr die Integration der geflüchteten ukrainischen Schülerinnen und Schüler hinzugekommen. Bisher sind es mehr als 13.000.  Noch nie – auch nicht während der Flüchtlingswelle der Jahre 2015 und 2016 – kamen in so kurzer Zeit so viele schulpflichtige Kinder und Jugendliche nach Hessen, und noch nie befanden sich so viele Schülerinnen und Schüler in Intensivmaßnahmen zum Deutschlernen. Mit seinem schulischen Gesamtsprachförderkonzept verfügt Hessen über Strukturen und Angebote, die sich bereits in vorherigen Krisenzeiten bewährt haben. Alleine seit Beginn des Krieges in der Ukraine wurden in kurzer Zeit 700 zusätzliche Intensivklassen eingerichtet. Im neuen Schuljahr kommen noch einmal rund 140 hinzu. Damit gibt es insgesamt 1.753 Intensivklassen über alle Schulformen hinweg. Rund 200 neueingestellte ukrainische Lehrkräfte erleichtern den Kindern und Jugendlichen den Einstieg in das hessische Schulsystem und halten mit der freiwilligen Sprach- und Kulturvermittlung in ukrainischer Sprache (rund 170) die Verbindung zum Unterricht des Heimatlands. Die Qualität des gesamten Fördersystems zeigt sich auch daran, dass Hessen bundesweit einen der geringsten Anteile ausländischer Schulabgänger ohne Abschluss aufweist (9,6 Prozent, Ländermittel 14,6 Prozent).

Für die Klassen 5-7 soll es Schwimmgutscheine vom Land geben Symbolbild: Pixabay

Schüler schwimmen gratis - Gutscheine vom Land

Um Schülerinnen und Schüler beim Aufholen verpassten Lernstoffs zu unterstützen, hat Hessen im vergangenen Jahr das 150 Millionen Euro starke Förderprogramm "Löwenstark – Der BildungsKICK" auf den Weg gebracht und geht nun in das zweite Jahr. Es besteht unter anderem aus Förderkursen, einer individuellen Lernbegleitung im Unterricht, Hausaufgabenbetreuung, Online-Nachhilfe, Lerncamps, Angeboten der kulturellen Bildung, Bewegungsangeboten sowie sozialpädagogischer und psychologischer Unterstützung. Das Angebot wird nun um weitere Maßnahmen und Kooperationen erweitert. So werden zum Beispiel Schwimmgutscheine an Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen 5 bis 7 verteilt, um sie beim sicheren Schwimmen zu fördern.

Vielleicht bald neues Schulfach "Digitale Welt"? 

Das Land in diesem Schuljahr mit dem Pilotprojekt "Digitale Welt" die Erprobung eines neuen Unterrichtsfachs. Die Schülerinnen und Schüler lernen, wie digitale Technologien zur Lösung sozialer, ökonomischer und ökologischer Problemstellungen beitragen können. An dem Pilot-Schulfach nehmen zunächst 70 Klassen an zwölf Schulen der Jahrgangsstufe 5 teil.

Nachdem kürzlich das EU-Ausschreibungsverfahren für ein landesweites Videokonferenzsystem erfolgreich abgeschlossen worden ist, stellt der ausgewählte Anbieter auf Basis hochmoderner und leistungsfähiger Serverzentren mit BigBlueButton ein datenschutzkonformes System zur Verfügung. Dieses können Schulen schrittweise ab Ende September über das "Schulportal Hessen" verwenden.

Ganztagsausbau schreitet kontinuierlich voran

Statt einer verpflichtenden Ganztagsschule für alle setzt das Land weiterhin auf eine Vielfalt freiwilliger Ganztagsangebote. Dadurch kommt Hessen dem Wunsch vieler Eltern nach einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer stärker nach und ist schon jetzt auf einem guten Weg, den vom Jahr 2026 an geltenden Rechtsanspruch auf einen ganztägigen Betreuungsplatz für Grundschulkinder erfüllen zu können.

Mehr als 90 Prozent aller weiterführenden Schulen und über 70 Prozent aller Grundschulen in Hessen verfügen mittlerweile über ein Ganztagsprogramm mit verlässlichen Bildungs- und Betreuungsangeboten. In diesem Schuljahr starten elf Schulen in eines der Landesprofile 1, 2 oder 3, und mehr als 180 bauen ihre bestehenden Angebote zum Teil deutlich aus. In den "Pakt für den Nachmittag", das gemeinsame Ganztagsprogramm von Land und Schulträgern an Grundschulen, werden zum neuen Schuljahr 46 weitere Schulen aufgenommen – damit sind es insgesamt 395. Um den kontinuierlichen Ausbau dieser Angebote sicherzustellen, stehen für den Ganztag 4.330 Lehrerstellen und damit 350 mehr als im Vorjahr zur Verfügung.

Weitere Themen im neuen Schuljahr:

Förderung für abschlussgefährdete Schülerinnen und Schüler wird intensiviert

Schon vor Corona hat Hessen mit einem Programm die Unterstützung abschlussgefährdeter Schülerinnen und Schüler in Angriff genommen, das unter dem Namen "PUSCH – Praxis und Schule" weiter aufgewertet wird. PUSCH bietet abschlussgefährdeten Schülerinnen und Schülern die Chance, den (qualifizierenden) Hauptschulabschluss zu erreichen. Sie lernen dazu an drei Tagen in der Schule und an zwei Tagen im Betrieb beziehungsweise in der Berufsschule. Rund 73 Millionen Euro stehen insgesamt über den siebenjährigen Förderzeitraum dafür zur Verfügung. Mit Maßnahmen wie diesen erreicht Hessen schon seit Jahren die niedrigste Schulabbrecherquote in Deutschland.

Erweiterung der Angebote für schulpsychologische Beratung

Im vergangenen Schuljahr hat das Land Schülerinnen und Schülern in Abschlussklassen erstmals schulpsychologische Videosprechstunden angeboten, in denen sie über Stress beim Lernen oder ihre Prüfungsangst reden können. Aufgrund der positiven Rückmeldungen ist geplant, die digitalen Sprechstunden auch in diesem Schuljahr wieder durchzuführen. Um für Schülerinnen, Schüler und Eltern die Hürde der Kontaktaufnahme zur allgemeinen schulpsychologischen Beratung zu senken, ist die Anmeldung hierzu außerdem bald online möglich. Mit 120 schulpsychologischen Stellen stehen in Hessen so viele wie nie zur Verfügung. (mmb/pm) +++


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