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]Das ehemalige Eisenbahnbetriebswerk, heute Sitz der Eisenbahnfreunde Treysa - direkt an der Grenze zum Vogelsberg, war wieder zum Pilgerort der historischen Schienenfahrzeugfans geworden. - Fotos: goa

TREYSA Eisenbahnfreunde luden zum Blauen Sonntag

Das war nicht nur der Tag des "offenen", sondern des "lebenden" Denkmals

13.09.22 - "Maschinen sind leblose Dinge, machen Krach, stinken und müssen ersetzt werden, wenn sie technisch überholt sind." Wenn Sie, liebe Leser, dies für ausnahmslos richtig erachten, waren Sie sicher nicht am "Blauen Sonntag" bei den Eisenbahnfreunden Treysa zum Tag des offenen Denkmals - hier auch "Tag des offenen Lokschuppens" genannt. Falls Sie jedoch zumindest Teile der Aussage für diskussionswürdig erachten, sind der nachfolgende Bericht und die Fotogalerie vielleicht hilfreich.

Das ehemalige Eisenbahnbetriebswerk, heute Sitz der Eisenbahnfreunde Treysa - direkt an der Grenze zum Vogelsberg, war wieder zum Pilgerort der historischen Schienenfahrzeugfans geworden. Ihnen wurde einiges geboten: kleine und große ältere Lokomotiven wie die unverwüstliche Kleinlok-Arbeitsbiene Köf 4151 oder die schmucke Diesellok V60 zogen die Blicke auf sich. "Wow, die V60 in Originalfarbgebung sieht aus, als wäre sie gerade neu aus dem Werk gekommen", staunte ein fachkundiger Besucher. Aber auch eine Modell-Dampfeisenbahn zum Mitfahren, eine Draisine, die mit Muskelkraft bewegt werden musste, die Modelleisenbahnwelt der Modellbaufreunde Stadtallendorf und natürlich auch Leckereien für den Gaumen unterhielten und verwöhnten die Gäste.

Optischer Meilenstein

Im Lokschuppen beeindruckten einerseits zwei E-Loks als Leihgaben die Besucher, andererseits zog die vereinseigene Dampflok 52 8106 die Aufmerksamkeit auf sich, wenngleich noch als nicht fahrbereite "Baustelle". Gleichwohl ist gerade dieses Juwel ein Zeugnis dafür, welch immenser Aufwand betrieben werden muss, bis ein Dinosaurier dieser Art wieder betriebsbereit ist. Stammgäste der jährlichen stattfindenden Veranstaltung stellten mit Freude fest, dass inzwischen der Führerstand der Lok wieder aufgesetzt wurde - ein optischer Meilenstein. Im Zusammenhang mit dieser Lok hatte sich ein Besucher einen kleinen Herzenswunsch erfüllt: Dennis Paul aus Ottrau-Weißenborn hatte gerade auf dem Gelände eine absolut origrinalgetreue metallene Replik des "52 8106"-Typenschildes erstanden und hielt sie nicht ohne Stolz an der Lok direkt neben das Original - ein tolles Bild. "Die 52 8106 ist auch das Schmuckstück meiner eigenen Modelleisenbahn, und nun wird die Replik des Typenschildes eine großartige optische Ergänzung an der Wand oberhalb der Anlage bilden", sprühte die Vorfreude im O|N-Gespräch förmlich aus ihm heraus.

Der unbestrittene Star des Tages war allerdings ein Rückkehrer: Die mehr als beeindruckende Dampflok 52 1360-8 war bereits mehrfach in Treysa zu Gast, zuletzt zur Fahrt im Frühjahr. Nun gelang es dem rührigen Treysaer Vereinsvorstand Ende August, den in den Besitz der Stadt Goslar gewechselten Veteranen samt Lokmannschaft als Dauerleihgabe für einige Jahre fest an den Standort Treysa zu binden. Sobald sie am Sonntag immer mal wieder, unter vollem Dampf stehend, mit ihrem charakteristischen Pfeifen ankündigte, den Lokschuppen zu verlassen, standen die vielen Besucher, egal ob jung oder alt, fast andächtig und voller Begeisterung Spalier. Majestätisch begab sie sich auf das Drehkreuz, drehte eine Runde, um dann wieder zurück Richtung Lokschuppen zu "schweben".

O|N im Lokführerstand

Dem OSTHESSEN|NEWS-Autor dieser Zeilen war es gegönnt, bei einer dieser Kurz-Fahrten im Lokführerstand Zeuge des Schauspiels zu sein und mit der Besatzung zu sprechen. Lokführer Renè Abel aus Gladbeck ist auch "im richtigen Leben" Eisenbahner: Er bildet Lokführer auf dem hochmodernen ICE aus - der Kontrast könnte nicht größer sein. Die Frage an ihn, ob die Lokführer-Tätigkeit für ihn eher Hobby oder eher Beruf sei, beantwortete er so: "Nein, Berufung!"

Die 52 1360-8  zischte, schnaufte, vibrierte, gab reichlich Wärme bis in den Führerstand ab - und gehorchte doch ganz handzahm seinem Herrn und Gebieter, trotz eines kleineren Lagerschadens. Henrik Trümpert aus Wasenberg, selbst Lokführer bei der HLB und Mitglied bei den Eisenbahnfreunden, konstatierte: "Das macht ihr nichts weiter aus und wir bekommen das selbst repariert. Moderne Loks würden in so einem Fall kapitulieren und müssten in die Werkstatt!"

Es blieben am Ende des Tages drei Dinge festzustellen:

A.) Karl Bubenheim zog für den Vorstand ein hochzufriedenes Fazit: "Wir konnten sowohl viele Familien als auch Einzelbesucher begrüßen! Der Tag war ein voller Erfolg!"

B.) Im Oktober stehen zwei attraktive Sonderfahrten mit der Dampflok 52 1360-8  auf dem Programm: am 15.10. von Treysa nach Idstein und am 22.10. von Marburg nach Rüdesheim. Für diese Fahrt wird von Treysa nach Marburg und zurück ein Zubringer eingerichtet. Die Details finden sich auf der Homepage der Eisenbahnfreunde.

C.) Spätestens nach der Mitfahrt im Führerstand ist, für den Autor dieser Zeilen, mit Blick auf die Eingangsaussage klar: dank "52 1360-8" & Co. handelte es sich eindeutig nicht nur um den Tag des offenen, sondern um den "Tag des lebenden Denkmals" - einfach großartig! (goa) +++


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