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Theologische Fakultät: Jede Menge Leben um den Tod
23.09.22 - Im voll besetzten historischen Auditorium Maximum der Theologischen Fakultät Fulda berichtete Professor Rupert Scheule in einem lebhaften und anschaulichen Vortrag über Leben und Tod als interdisziplinäre Herausforderung.
Die von Kai Witzel initiierte Fortbildungsveranstaltung der Seelsorge für das Leben und des Instituts für interdisziplinäre Kultivationsforschung in der Medizin wurde gemeinsam mit der Theologischen Fakultät für Ärzte, Seelsorger und Theologen durchgeführt.
Sieben Thesen
In sieben Thesen erläuterte der Moraltheologe und Diakon Scheule als Leiter des Studienganges "Perimortale Wissenschaften" an der Universität Regensburg seinen Zugang zum Thema. Zu berücksichtigen sei nicht nur der Zeitpunkt des Todes, sondern die gesamte Sterbe- und auch Trauerphase. Hier ist die Zusammenarbeit aller Beteiligten entscheidend. Witzel betonte, dass es oft so sei, dass die Angehörigen von Sterbenden dies zu Hause nicht ertragen könnten. Daher werde oft der Rettungsdienst verständigt, obwohl die Sterbenden dies gar nicht wollten.
Die Theologie, so Scheule, könne unter anderem auch durch ihre Erfahrungen um die Begrenztheit des Wissens dazu beitragen, Unsicherheiten und Ängsten professionell zu begegnen. Ein wissenschaftlicher Reduktionismus, der diese Phase des Lebens erklären könne, greife deutlich zu kurz. Ärztinnen und Ärzten komme daher die Aufgabe zu, nicht nur Mediziner zu sein, sondern auch Seelsorge und Heilung in ihrem Beruf zu berücksichtigen.
Knappe Zeit
Im Anschluss diskutierten die anwesenden 85 Mediziner, Theologen und Interessierten die medizinische und philosophische Einordnung der Sterbephase. Der Vorsitzende der Seelsorge für das Leben, Bischof em. Heinz-Josef Algermissen kritisierte die knapp bemessene Zeit der im Krankenhaus tätigen, die für die Zuwendung und für Gespräche zur Verfügung stehe. Die Fallpauschalen beinhalteten nur die wirtschaftlichen, jedoch nicht die seelsorglichen Aspekte. Kai Witzel betonte die Wichtigkeit der tatsächlichen Interdisziplinarität durch die Notwendigkeit des voneinander Lernens. Professor Köhler bestätigte dies aus Sicht der Pathologin. Der Umgang mit bereits Verstorbenen sei jedoch emotional weniger belastend als die Begleitung Sterbender.
Dies war bereits die zweite interdisziplinäre Fortbildungsveranstaltung für Ärztinnen und Ärzte an der Theologischen Fakultät nach den Sommerferien. In der letzten Woche fand die Curriculare Ethikfortbildung statt, die der Diakon und Honorarprofessor PD Dr. Dr. Witzel gemeinsam mit dem Klinikum Fulda veranstaltet hatte. "Wir freuen uns sehr über den regen Zuspruch zu den Veranstaltungen hier an der Fakultät und sind bereits in der Planung für weitere spannende Abende", so Witzel in der Pressemitteilung abschließend. (pm) +++