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Foto: SI/Deibel – SI-Präsidentin Dr. Barbara Peters und Leiterin der Stadtbücherei Petra Scheuer - Foto: SI/Deibel

LAUTERBACH Im Hohhaus-Innenhof

Bürger lesen öffentlich aus verbrannten oder verbotenen Büchern

01.10.22 - Unter dem Titel "Verbrannt und verboten" hatten die Stadtbücherei Lauterbach und der Förderverein der Stadtbücherei Lauterbach e.V. in Kooperation mit Soroptimist International (SI) Lauterbach-Vogelsberg im Rahmen des SI-Projektes "Nie wieder Krieg!" zur Veranstaltung im Hohhaus-Innenhof eingeladen und 19 Vorlesende stellten ihre ganz persönliche Lesung eines Buchs oder einer Erzählung vor, das oder die während der Nazi-Diktatur verfemt, verboten oder verbrannt worden waren.

Petra Scheuer, Leiterin der Stadtbücherei Lauterbach, begrüßte Publikum und Vorlesende mit einem Hinweis auf den Kern der Veranstaltung: "Es ist unvorstellbar, unsere Stadtbücherei würde aufgrund eines Dekretes geplündert, weil es eine Regierung gäbe, die Presse und Meinungsfreiheit mit Füßen träte. Bibliotheken sind öffentliche Orte der gelebten Demokratie, und wo Presse und Meinungsfreiheit fallen, fällt die Demokratie." Daran wolle die Veranstaltung erinnern, so Scheuer.

Persönliche Auswahl

Dr. Barbara Peters, SI-Präsidentin und auch im Vorstand des Fördervereins der Stadtbücherei aktiv, wies in ihren einleitenden Worten darauf hin, dass gerade auch in Putins Russland Meinungsfreiheit mit Staatsgewalt ausgelöscht wird, und in Deutschland eine der fürchterlichsten Diktaturen mit dem Verbrennen und Verbieten von Büchern begann, um wenige Jahre später in grausamsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu münden. Intention und Einladung der Vor-Lesung waren viele Bürger gerne gefolgt.

Die sehr persönliche Auswahl der vorgestellten Literatur und die ebenso individuelle Interpretation des Begriffes "Vorlesen" verdichteten die Veranstaltung zu einem Erlebnis, das nicht nur eine große Bandbreite literarisch-kostbaren Schaffens darbot, sondern die Zuhörenden auch emotional in alle Facetten der Kraft mitnahm, die Büchern innewohnt. Autorinnen und Autoren blieben in der Lesung dadurch nicht im Hintergrund, sondern wurden durch die Präsentation der jeweils vortragenden Person zu unsichtbaren Anwesenden, und die Härte, der Wahnsinn, die rohe Grausamkeit des Verbrennens oder Verbietens der Werke dieser "Teilnehmenden" wurde deutlich spürbar.

Es nahmen teil: Dr. Jens Mischak mit Erich Maria Remarque, Andrea König mit Stefan Zweig, Dietmar Schnell mit Berthold Brecht, Susanne Bolduan mit Anna Seghers, Rainer-Hans Vollmöller mit Erich Kästner, Lothar Pietsch mit Richard Hoffmann, Klaus Scheuer mit Ernest Hemingway, Gerlinde Becker mit Irmgard Keun, Beate Reith mit Else Lasker-Schüler, Annika Rausch mit Mascha Kaleko, Karen Liller mit Erich Kästner, Erich Ruhl-Bady mit u.a. Lion Feuchtwanger und Erich Mühsam, Andreas Goldberg mit Irmgard Keun, Daniel Schmidt mit Erich Maria Remarque, Sabine Dietrich mit Sigmund Freud, Christine Eisler und Sven Kießling dialogisch und szenisch mit Erich Kästner, Eva Goldbach mit Christian Morgenstern und Stephanie Kötschau mit Stefan Zweig (Collage v.l.o.n.r.u.).

Bücher, so hat diese besondere Veranstaltung gezeigt, sind lebendige Wesen. Sie beleben Personen, Zeiten, Räume, Vor-Lesende und Zuhörende - und das bekannte Zitat aus Heinrich Heines Tragödie "Almansor" (1823) liegt auf der Hand: "Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen." (pm) +++


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