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Bad Hersfeld bekommt mit Anke Hofmann die erste Bürgermeisterin
03.10.22 - Zur Stichwahl um den Chefsessel im Bad Hersfelder Rathaus waren am Sonntag die unabhängige Kandidatin Anke Hofmann und der SPD-Bewerber Karsten Vollmar angetreten. Zur Live-Präsentation der Wahlergebnisse waren zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger ins "wortreich" gekommen, darunter auch Hofmann und Vollmar mit ihren jeweiligen Unterstützern sowie Lokalpolitiker.
Gespannt verfolgten die Menschen nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr die stetig aktualisierten Ergebnisse aus den 24 Wahllokalen und den acht Briefwahlbezirken. Schon seit den ersten Ergebnissen aus den Wahlbezirken hatte Hofmann die Nase vorn. Während die Stimmenmehrheit sich immer mehr in Richtung der unabhängigen Kandidatin abzeichnete, sorgte das vorläufige Endergebnis bei der 55-Jährigen für große Freude. Sie hatte 57,27 Prozent der gültigen Stimmen erreicht.
Gewählt wurde in 24 Wahllokalen und acht Briefwahlbezirken. Insgesamt waren 32 Wahlvorstände mit jeweils acht Personen bei der Bürgermeister-Stichwahl im Einsatz. Begrüßt hatte Bürgermeister Thomas Fehling die Besucher im "wortreich". Für Vollmar hatten 42,37 Prozent der Wahlberechtigten votiert.
Fairness bereits im Wahlkampf
Vollmar zeigte sich als guter Verlierer und gratulierte Hofmann kurz nach Bekanntgabe des vorläufigen Endergebnisses. Bereits im Wahlkampf hatten beide Kandidaten Fairness bewiesen. Viele Menschen aus der Festspielstadt hatten Hofmann und Vollmar als gleichwertige Kandidaten gesehen. Bis zum Wahltag hatten führende Lokalpolitiker keine klare Voraussage des Wahlergebnisses treffen wollen.Zu den ersten Gratulanten zählten der Erste Kreisbeigeordnete Dirk Noll, der Sprecher der Bürgermeister im Landkreis Hersfeld-Rotenburg, Thomas Rohrbach aus Niederaula und Amtsinhaber Thomas Fehling. "Auf gute Zusammenarbeit", rief Noll der Wahlsiegerin zu. Auch Fuldas Ex-Oberbürgermeister Gerhard Möller, der Schwiegervater Karsten Vollmars, war zur Präsentation des Wahlergebnisses nach Bad Hersfeld gekommen. Vollmar dankte seinem Team und seinen Unterstützern und sagte: "Demokratie lebt davon, dass einer gewinnt und einer verliert."
"Ich bin überwältigt", so Hofmann kurz nach Auszählung des letzten Bezirks. Sie dankte ihrer Familie, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und sagte zum Wahlverlierer Karsten Vollmar: "Ich reiche Ihnen weiterhin die Hand." "Es wird irgendwie komisch, dass ich noch ein Vierteljahr Kollegin bleibe", so die Wahlsiegerin in Richtung ihrer Kollegen beim Fachbereich Finanzen und Immobilienmanagement der Stadt. "Ich bin als unabhängige Kandidatin angetreten und werde mit allen Parteien und Fraktionen im Stadtparlament sprechen", so Hofmann gegenüber OSTHESSEN|NEWS.
Die Amtszeit von Noch-Bürgermeister Thomas Fehling endet am 31. Dezember dieses Jahres. Anke Hofmann tritt den Posten an der Verwaltungsspitze im Bad Hersfelder Rathaus also mit Beginn des Jahres 2023 an. Fehling richtete Worte des Dankes an alle Wahlhelferinnen und Wahlhelfer, die sich vor zwei Wochen und heute in den Wahlvorständen engagiert hatten.
Sehr niedrige Wahlbeteiligung
Die Wahlbeteiligung lag sogar noch unter derjenigen des Wahltermins vor zwei Wochen. Damals war Karsten Backhaus von der CDU noch im Rennen, der allerdings nicht die nötigen Stimmen für die Stichwahl erreicht hatte. Insgesamt waren rund 26.660 Menschen zur Stichwahl aufgerufen. Die Wahlbeteiligung am heutigen Sonntag lag lediglich bei 40,46 Prozent. Vor zwei Wochen hatte sie bei 43,51 Prozent gelegen. Die detaillierten Ergebnisse aus den einzelnen Wahllokalen finden sich hier. Für Hofmann hatten 5.218 Menschen ihre Stimme abgegeben, für Vollmar 3.894. 58 Wahlzettel waren ungültig.
Erfahrung in der Stadtverwaltung
Anke Hofmann ist Leiterin des Fachbereichs Finanzen und Gebäudemanagement der Stadt Bad Hersfeld. Sie kann auf eine langjährige Erfahrung in der Stadtverwaltung zurückblicken. Hofmann war überdies Hessentagsbeauftragte der Stadt für den Hessentag 2019.
Hofmann hatte vor der Wahl bereits angekündigt, auf alle Parteien im Bad Hersfelder Stadtparlament zuzugehen. Aufgrund der Konstellation des Gremiums gibt es derzeit keine sicheren Mehrheiten. Eine der Hauptaufgaben des neuen Stadtoberhauptes wird also sein, konsensfähige Beschlüsse zum Wohle der Stadt zu erwirken. (Christopher Göbel) +++