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Der Aachener Bischof Helmut Dieser ist neuer Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz, sein Stellvertreter Erzbischof Stephan Burger. - Foto: O|N - Archiv / Carina Jirsch

REGION Stellungnahme des Betroffenenbeirates

Massive Kritik am früheren Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz

14.10.22 - Zwölf Jahre nach dem Beginn des Missbrauchsskandals der katholischen Kirche in Deutschland hatte die Bischofskonferenz bei ihrer diesjährigen Herbstvollversammlung in Fulda entschieden, die Themen Aufarbeitung, Intervention und Prävention sexuellen Missbrauchs und Gewalt zu verstetigen sowie inhaltlich, personell und strukturell breiter aufzustellen (OSTHESSEN NEWS berichtete ausführlich). Zwei Mitglieder des Betroffenenbeirats hatten mit allen deutschen Bischöfen, Erzbischöfen und Kardinälen die vom Betroffenenbeirat mitentwickelten Eckpunkte der Neustrukturierung des Arbeitsbereiches sexueller Missbrauch und Gewalt intensiv diskutiert. Am Freitag wurde eine ausführliche Presseerklärung des Gremiums öffentlich. 

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte ebenfalls bei ihrer Herbstvollversammlung den Aachener Bischof Helmut Dieser als Missbrauchsbeauftragten in Nachfolge von Bischof Ackermann und Erzbischof Stephan Burger als seinen Stellvertreter gewählt. Damit war die erste personelle Entscheidung zur Neustrukturierung des Arbeitsbereiches sexueller Missbrauch und Gewalt innerhalb der Bischofskonferenz gefallen. Doch die Neustrukturierung ist sowohl inhaltlich als auch zeitlich herausfordernd. Die weiteren Entscheidungen will die Bischofskonferenz in ihrer Frühjahrsvollversammlung Ende Februar 2023 treffen. Der Betroffenenbeirat setzt daher auf die direkten Gespräche mit Bischof Dieser und Erzbischof Burger, die für Ende Oktober geplant sind.

Professionelle Video-Stellungnahme

Der emeritierte Freiburger Erzbischof Robert Zollitzsch, hier bei einer früheren ...

Dabei wird laut Pressemitteilung auch die Erklärung des emeritierten Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch eine Rolle spielen. Vor Kurzem wurde bekannt, dass die Freiburger Missbrauchsstudie – vermutlich aufgrund der juristischen Intervention seiner Anwälte – zunächst nicht veröffentlicht werden wird. Nun lasse der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz eine professionell gestaltete, eigene Video-Stellungnahme ins Internet stellen. "Dort bekennt er sich in larmoyantem Ton zu eigenem Fehlverhalten und Schuld im Umgang mit den Opfern sexualisierter Gewalt", so die Pressemitteilung des Betroffenenbeirates.

Was in der Presse vielfach als mutiger Schritt gesehen wird, kritisiert der Betroffenenbeirat deutlich: "Die persönliche Erklärung und die weiteren Inhalte auf der eigens für diesen Zweck – wohl von einer Agentur – geschalteten Internetseite sollen das Bild eines geläuterten, reumütigen Mannes zeichnen, der seit 2010 intensiv an der Aufarbeitung des Missbrauchs mitgewirkt hat. Dabei wusste er frühzeitig um seine persönliche Schuld und sein konkretes Versagen – und schwieg dazu. Zollitsch geht nicht offen auf Betroffene seines Bistums zu und sucht das direkte Gespräch, um sein Fehlverhalten im Einzelnen zu bekennen, sondern versteckt sich hinter der üblichen klerikalen Systementschuldigung vom Verschweigen aus Täter- und Organisationsschutz. Das hat für den Betroffenenbeirat nichts mit beispielhaftem Verhalten zu tun".

"Unfähig, eigene Schuld zu bekennen" 

Er scheine unfähig, seine persönliche Schuld konkret zu bekennen und konkrete Verantwortung für den sexuellen Missbrauch an Minderjährigen und erwachsenen Schutzbefohlenen zu übernehmen, den er offenbar durch sein persönliches Versagen und Fehlverhalten ermöglicht und gefördert habe. "Die offensichtlich von geschickt taktierenden Beratern beauftragte Internetseite illustriert beschämend, dass der ehemalige Erzbischof bis heute nichts dazu gelernt hat: Für den eigenen Ruf und den Ruf der Kirche immer nur das zuzugeben, was ohnehin bekannt ist oder bald bekannt werden wird – aber das ist heute eben zu wenig", heißt es weiter.

Auch in Zukunft werde der Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz den Missbrauchsbeauftragten und nun auch seinen Stellvertreter im Sinne gemeinsamer Bemühungen zu Aufarbeitung und Anerkennung des Leids kritisch begleiten. Er werde den nun verantwortlichen Bischöfen Dieser und Burger und damit eben auch Erzbischof Zollitschs Nachfolger deutlich machen, dass im Jahre 2022 die Zeit für solche Formen der öffentlichen Darstellung im Kontext der tausendfachen Missbrauchstaten endgültig vorbei sein müssen. (pm) +++


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