Annäherung an das Thema Palliativversorgung

19.10.22 - Bei einem gemeinsamen Akademieabend der "Kleinen Riesen Nordhessen", dem Bistum Fulda und der Katholischen Akademie des Bistums Fulda wurde am Dienstagabend  im Bonifatiushaus in Fulda mit dem Titel "Spiritual Care" Annäherung aus der Praxis" das Thema der Palliativversorgung aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Professionen der Diskutanten beleuchtet.

In einem ersten Statement richtete Prof. Dr. Michaela Nathrath, Direktorin des Klinikums Kassel für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Psychosomatik und Systemerkrankungen und ehrenamtliche Gesellschafterin der "Kleinen Riesen Nordhessen gGmbH" als Kinderärztin den Blick auf die spirituelle Begleitung. Jährlich werden über 1.000 wissenschaftliche Publikationen pro Jahr zum Thema Spiritual Care veröffentlichtet, das sei eine enorme Entwicklung und damit rücke Spiritual Care zunehmend in den Vordergrund.

"Heute treffen wir gemeinsam mit den Patienten eine Entscheidung. Das bedeutet, dass wir als Ärzte eine neue Rolle einnehmen und die Perspektive der Patienten entscheidend ist", fasst Nathrath die neue ärztliche Aufgabe zusammen. In einem zweiten Impuls beschreibt Bischof Dr. Michael Gerber, der zugleich auch Botschafter der "Kleinen Riesen" ist, dass Spiritual Care, das Zulassen der unterschiedlichen Dimensionen, die unser Leben und Sterben ausmachen, bedeutet. "Ich begleite Menschen in ihrem Tempo und ihren Wünschen und dies kann eine geheimnisvolle Dynamik annehmen."

Ganzheitliche Betreuung nötig

Dass besonders Kinder mit einer lebenslimitierenden Erkrankung und ihre Familien eine ganzheitliche Betreuung bedürfen, erläuterte eindrucksvoll Monika Tomovska. Ihr Sohn verstarb vor zehn Jahren. Ihre zweijährige Tochter im Frühjahr dieses Jahres. "Natürlich haben wir uns die Frage gestellt, warum passiert uns das ein zweites Mal. Aber unsere Liebe zu unseren Kindern ist so unendlich groß. Mit unserer Tochter wollten wir den letzten Weg so schön wie möglich zuhause bei uns, gemeinsam mit dem Team der Kleinen Riesen, gehen."

In der anschließenden Gesprächsrunde unter der Moderation von Akademiedirektor Gunter Geiger beleuchteten die Trauerbegleiterin Beate Burmester, der Kinderarzt Dr. Merlin Deckers, die Klinikseelsorgerin Regina Gries, die Kinderkrankenschwester Elke Thomé sowie Bischof Dr. Michael Gerber und Prof. Dr. Michaela Nathrath die umfassende Sorge für den Patienten aus seelsorgerlicher, pflegerischer, psychologischer, medizinischer und theologischer Perspektive. Es wurde deutlich, wie wichtig es ist, dass in der Behandlung alle beteiligten Fachrichtungen sich gleichberechtigt einbringen und ergänzen können.

Auch Profis brauchen eine Haltung, die Spiritual Care in der Behandlung zulässt und wachhält, für die mehrdimensionalen Bedürfnisse der Patienten und ihrer Familien. Die rund 40 Teilnehmer beteiligten sich lebhaft an der Diskussion und spiegelten dem Podium wie wichtig Begleitung, Begegnung und Glauben neben der ärztlichen Behandlung sind. Nach den interessanten Inputs aus der Veranstaltung selbst war Gelegenheit zum Fachaustausch. (pm) +++