Archiv
Nicht für jeden Jugendlichen ist lesen ein Vergnügen - Symbolbilder: pixabay

REGION Bücher, E-Books und Podcasts

Spannend oder öde - welchen Stellenwert hat die Buchmesse für Jugendliche?

22.10.22 - Gerade ist es wieder so weit, denn am Mittwoch ist die 74. Frankfurter Buchmesse eröffnet worden, die seit Bestehen jedes Jahr von mehreren tausend Menschen besucht wird. Die Messe begrüßt als diesjährigen Ehrengast Spanien, darunter auch das spanische Königspaar, König Felipe VI und Königin Letizia, und läuft unter dem Motto "Worte verbinden Welten". Darüber hinaus steht in diesem Jahr die Welt der Kinder- und Jugendmedien im Fokus, welche von vielen Veranstaltungen wie beispielsweise dem Bookfest geprägt wird.

Doch welchen Stellenwert hat das Lesen für Jugendliche heutzutage im Alltag? Dominieren in deren Welt nicht Netflix, Instagram und Co? Zu dieser Frage haben wir einige Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse des Fuldaer Marianums und Deutschlehrkräfte der Schule befragt.

Anders als zunächst erwartet, geben sechs von acht Befragten an, "sehr großes Interesse" an Büchern und am Lesen zu haben. Für viele symbolisiert die Lektüre das Eintauchen in eine neue Welt und das Entfliehen von Alltag und Stress. Lilly (17) äußert sich auf die Frage, was sie am Lesen begeistert, folgendermaßen: "Ich finde es spannend, durch das Lesen in eine ganz andere Welt zu kommen und da einfach Dinge zu erleben, die in der Realität gar nicht möglich sind. Lesen ist für mich ein bisschen wie träumen, nur, dass man sich den Traum selbst aussuchen kann." Nur ein Viertel der befragten Schüler gab an, eher weniger Interesse an Literatur zu haben.

Die Regelmäßigkeit des Lesens variiert von Schüler zu Schüler sehr stark. Die meisten gaben an, "Lesephasen" zu haben, die sich häufig vor allem auf das Wochenende und die Ferien beschränken, wenn wenige Klausuren und außerschulische Events anstünden.

Trotz dieser Einschränkung waren sich die 17- bis 18-Jährigen einig darüber, dass sie ihre Lesehäufigkeit verbessern und häufiger zu literarischen Texten greifen möchten. Bei der Art des Mediums sind die Jugendlichen heutzutage noch "oldschool" unterwegs, denn sie nutzen am liebsten gedruckte Bücher. Nur zwei der acht Befragten haben laut eigenen Aussagen schon einmal E-Books oder diverse Internetplattformen als Alternative ausprobiert.

Zusätzlich haben wir die Schüler speziell nach ihrem Interesse an der diesjährigen Frankfurter Buchmesse befragt. Auf der einen Seite kristallisierte sich hierbei heraus, dass die Mehrheit an der weltgrößten Buchmesse durchaus interessiert ist, aber noch niemand der Jugendlichen die Möglichkeit hatte, Erfahrungen mit solch einer Messe zu sammeln. Unter den Befragten war auch die 17-jährige Lina, die vor kurzem ihr eigenes Buch veröffentlicht hat, welches den Namen "Lenovara – Das vergessene Element" trägt. Sie ist sehr begeisterte Leserin und hat sich vor allem durch die Natur und Musik inspirieren lassen. Darüber hinaus wird die 17-Jährige in diesem Jahr das erste Mal die Buchmesse besuchen und hofft darauf, ihre Werke in Zukunft auch dort präsentieren zu können.

Nicht bei allen Befragten war eine so hohe Affinität zu Büchern spürbar. Auch das Interesse an der weltgrößten Bücherschau in Frankfurt hielt sich bei den Jugendlichen in Grenzen. Gründe dafür: Messen generell werden in dieser Altersgruppe offensichtlich nicht als besonders attraktiv empfunden, die für und mit Büchern schon gar nicht, weil solche Events schnell als langweilig empfunden werden.

"Weniger lesen bedeutet auch weniger Empathie"

Wer nie vorgelesen bekam, hat es schwerer, Zugang zu Büchern zu bekommen ...

Dieses Phänomen haben auch die Lehrer:innen der Schule in den letzten Jahren wahrgenommen. Schüler lesen mittlerweile nicht mehr so gerne freiwillig und privat Bücher, was zur Folge habe, dass die Rechtschreibung und das Textverständnis litten. Außerdem falle es dadurch Schüler:innen oftmals schwerer, sich in Figuren und in Literatur einzufühlen. Mangelnde Empathie führe unter Umständen auch dazu, dass der Sinn für zwischenmenschliche Kommunikation verloren gehe. "Oftmals wird nur noch in kurzen Mails oder Chats kommuniziert, was häufig zu Missverständnissen führt, da das Gespür für Sprache und das Bewusstsein für das Wort, das verletzend, spaßig, ironisch oder liebevoll gemeint sein kann, fehlt", berichtet eine Deutschlehrerin. Häufig liege der Ursprung für dieses Problem in der Kindheit, da "Lesevorbilder" fehlten, teilt Dr. Anette Müller (Deutsch- und Englischlehrerin des Marianums) mit.

Deshalb versuchen die Lehrkräfte der Fachschaft Deutsch, das Thema Lesen interessanter und zugänglicher für Kinder und Jugendliche zu gestalten. Vor allem in der Realschule sei es besonders wichtig, das Buch kulturell zu etablieren, indem man beispielsweise regelmäßige Besuche in die Bibliothek unternimmt oder moderne Autoren in den Schulen aus ihren Werken vorlesen lässt. Dadurch hole man die Kinder von ihrem Standpunkt ab und wecke das Interesse an moderner Literatur. "Des Weiteren haben feste Lesesituationen immer noch einen deutlichen Platz in der Schule - vor allem der Vorlesewettbewerb der Jahrgangsstufen sechs ist ein Bestandteil, um Kinder mit Spaß am Lesen an die Literatur heranzuführen".

Auch in der gymnasialen Oberstufe sehe das Kerncurriculum sowohl Klassiker als auch moderne Literatur vor. "So ist Goethes Faust seit Jahren aus der Leseliste der Oberstufe nicht wegzudenken. Modernere Literatur wie "Corpus Delicti" von Juli Zeh wird aber ebenfalls unterrichtet und regelmäßig ausgetauscht. "Durch diese Strategie wollen die Schulen den Zugang zur "Welt der Bücher" und das Interesse an kulturellen Events wie der Frankfurter Buchmesse fördern. (Hannah Kaufmann)+++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön