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Der frischgebackene Preisträger freute sich über die Gelegenheit, zum ersten Mal in Fulda zu sein. - Fotos: Sascha Poldrack

Ein lachender Bischof. Preisträger Peter Marzinkowski.

17.09.09 - FULDA

WINFRIED-Preis an Bischof MARZINKOWSKI - "So komme ich mal nach Fulda"

Als er die Liste der bisherigen Preisträger gesehen habe, sei er fast in den Boden versunken, gestand in sympathischer Bescheidenheit der frisch gebackene Winfried-Preisträger, Bischof Peter Marzinkowski heute in seiner Dankesrede. Zuvor war ihm vom Fuldaer Oberbürgermeister Gerhard Möller im Marmorsaal des Stadtschlosses der mit 10.000 Euro dotierte Winfried-Preis der Stadt Fulda 2009 verliehen worden. Sein zweiter Impuls war dann aber freudiger: "Das ist gar nicht so schlecht: auf diese Weise komme ich mal nach Fulda", habe er sich gedacht, sagte der Bischof.

Auch Oberbürgermeister Gerhard Möller, der als "besondere Gäste" das Stifterehepaar Weider und den Vorsitzenden des Preiskuratoriums Weihbischof Johannes Kapp begrüßt hatte, freute sich über den allerersten Besuch des Preisträgers in Fulda. Möller erinnerte an das im Bonifatius-Jahr 2005 uraufgeführte Musical zu Ehren des Heiligen und einen Ohrwurm daraus: "Wenn das Weizenkorn nicht stirbt, bringt es keine Frucht". Jeder der bisherigen neun Preisträger habe in eigener Weise dazu beigetragen, dieses Weizenkorn zu säen - so auch Bischof Marzinkowski mit seiner Mission in Zentralafrika. "Das Kuratorium hat sich in großer Einmütigkeit für Sie entschieden", sagte Möller.

Er habe die große Freude als Laudator über einen Freund sprechen zu dürfen, der sich als Missionar an Bonifatius und dessen Geist orientiere, sagte Pfarrer Peter Kossen aus Emmerich. Das Christentum kenne keine Knechte, keine Klassen und Kasten, sondern begegne den Menschen auf Augenhöhe. In diesem Sinn sei auch der Wahlspruch des heutigen Preisträgers zu verstehen: "Solidarität schafft Freude und Leben". Vom Land Zentralafrika, wo der Bischof wirke und das doppelt so groß wie die Bundesrepublik sei, wisse man hier so gut wie nichts. "Dort leben die Menschen von weniger als einem Dollar täglich, es gibt kein Schul-oder Gesundheitswesen und keine Infrastruktur", beklagte Pfarrer Kossen. In solchen Verhältnissen gehe es nicht vordergründig darum, die Kirchen zu füllen. "Wir müssen die Leute als Menschen auf die Beine stellen, sie aufrichten, bevor sie zum Beten kommen", sei die Überzeuigung Bischofs Marzinkowski.

Westliche Förderprogramme für die ärmsten Länder Afrikas würden zwar mit viel Geld und gutem Willen für zwei, drei Jahre aufgelegt, griffen aber zu kurz. "Es braucht Menschen, die bleiben." So sei Marzinkowski Brunnenbauer, Kfz-Mechaniker und Schulmanager geworden und habe die Gastfreundschaft und die Lebensfreude Afrikas schätzen gelernt. Er sei ein lachender Bischof mit viel Geduld, der aber auch deutliche Worte finde. "Wir fördern nur, wenn die Leute selbst etwas dazu beitragen." Für einen Christen gebe es kein oben und untern, kein vorn und hinten, kein drinnen und draußen. "Wer bei Gott eintaucht, taucht bei den Armen wieder auf ." Er schaffe ganz nach dem Motto "creatio ex nihilum" quasi aus dem Nichts etwas, er halte den Himmel offen für die Bedrängten: "Dafür verdient er Anerkennung und Dank", schloss Laudator Kossen.

Vita von Bischof Peter Marzinkowski

Peter Marzinkowski wurde am 19. März 1939 in Liegnitz, Schlesiengeboren ist ein deutscher Spiritanerpater und der erste Bischof der 2004 gegründeten Diözese Alindao in der Zentralafrikanischen Republik. Er besuchte die Schulen in seiner Heimat und studierte später an der Päpstlichen Universität Greogoriana in Rom. Er trat der Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist bei, wo er 1961 die zeitlichen und 1964 die ewigen Gelübde ablegte. Am 21. Juli 1966 wurde er in Köln zum Priester geweiht und 1968 in die Zentralafrikanische Republik gesandt. Danach war er als Missionar in Bria (1968–1977), Pfarrer in „Notre Dame des Victoires“ in Bambari und Diözesanbeauftragter für die Fortbildung der Laien (1977–1982) tätig.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er dort im Bereich der Missionsanimation tätig. Von 1989 bis 1993 war er Generalrat seiner Kongregation. Nach seiner Rückkehr in die Zentralafrikanische Republik war er Generalvikar in der Diözese Mbaiki (1993–2000) und seit 2000 Provinzialoberer seines Ordens in Deutschland.

Der Winfried-Preis

Der Winfried-Preis der Dr. H.G. Waider-Stiftung wird seit 2001 an Persönlichkeiten verliehen, die sich nach dem Vorbild des Heiligen Bonifatius um Völkerverständigung und Frieden bemühen. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis ist nach dem - in Fulda begrabenen - mittelalterlichen Missionar, Bischof und "Apostel der Deutschen", Winfried Bonifatius benannt, der durch die Einigung der fränkischen Kirchen für das Zusammengehörigkeitsgefühl eines geeinten Europas steht. Die Preisträger müssen das Geld wieder für gemeinnützige Zwecke verwenden.

Die bisherigen Preisträger: 2001 Dr. Willi Link (Pater, Seelsorger in Brasilien) - 2002 Wilhelm Schöbel, engagiert für Vertriebene und den Heimatkreis der Leitmeritzer in Fulda - 2003 Pater Erich Renz OFM - 2004 Karl Kardinal Lehmann, Bischof in Mainz und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz - 2005 Norbert Blüm, früherer Bundesarbeitsminister und Bundesvorsitzender der CDU-Sozialausschüsse - 2006 Bischof em. der Evangelischen Kirche von Kurhessen und Waldeck, Dr. Christian Zippert – 2007 Bundesministerin für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan (CDU) und 2008 Historiker und Bonifatiusforscher Prof. Dr. Rudolf Schieffer.

Der Stifter Dr. Heinz Waider

Die Dr.-H.-G.-Waider-Stiftung wurde 1988 von dem 1926 in Fulda geborenen und seit über vier Jahrzehnten in Neuß lebenden Chemiker und Geschäftsmann Dr. Heinz G. Waider ins Leben gerufen. Gerade 16 Jahre war er alt, als er während des Zweiten Weltkrieges als Luftwaffenhelfer eingesetzt wurde. Ein Jahr später geriet er in englische Gefangenschaft, wurde nach Ägypten verschleppt und leistete dort drei Jahre lang Zwangsarbeit. Schon damals reifte in ihm die Überzeugung, dass Kriege sich nur verhindern ließen, wenn Menschen verschiedener Nationalitäten einander kennen lernten und sich engagiert für Völkerverständigung einsetzten.

Im Anschluss an sein Chemie-Studium in Mainz und Frankfurt war Waider in mehreren internationalen Unternehmen tätig, so in Schweden und den Vereinigten Staaten, bevor er sich 1973 in Neuß mit einer eigenen Firma selbstständig machte. Das Bild und schlechte Image der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg durch Auslandsaufenthalte, Begegnungen und ehrliches Bemühen zu verbessern, hat er schon früh als sein Lebensziel bezeichnet. Dafür hat er einiges getan.

1988 verkaufte er seine erfolgreiche Handelsfirma, die weltweit in mehr als 50 Länder exportierte, und beschloss, einen Teil des Erlöses in einer Stiftung anzulegen. Sie sollte ein Ziel verfolgen, das ihm seit langem besonders am Herzen lag: Völkerverständigung durch sprachlichen und kulturellen Austausch junger Menschen. Mit der Stiftung des „Winfried-Preises“ in seiner Vaterstadt Fulda 2001 hat Dr. Waider diese Förderung im Dienste der Versöhnung und Völkerfreundschaft noch erweitert. +++ci


Der Vorsitzende des Preiskuratoriums Weihbischof Johannes Kapp gratulierte.


Ihm ist der Winfried-Preis zu verdanken: Stifter Dr. Heinz-Georg Waider.

Zum ersten Mal wurde mit dem Preis auch eine limitierte Nachbildung des Bonifatius-Denkmals vergeben.





Frau Waider





Hielt eine engagierte Laudatio auf "einen Freund": Pfarrer Peter Kossen.



Die Musikschul-Gitarrenklasse von Peter Schmuck spielte Haydn, Vivaldi und einen Rumba und bekam verdienten Beifall.

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