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Links die Wohngebäude, rechts der geplante Stellplatz in Mengshausen - Fotos: Hans-Hubertus Braune

NIEDERAULA Spediteur investiert in Mengshausen

Fahrer sollen von den Rastplätzen runter: Stellplätze und Wohnungen am Dorf

27.10.22 - Die Lastwagenfahrer haben es in unserer Gesellschaft schwer. Auf den Autobahnen stören sie mit ihren tonnenschweren Fahrzeugen. Außerdem verschmutzen sie die Umwelt und sind rücksichtslos. Soweit das weit verbreitete Klischee. Ihre Freizeit verbringen sie meist in ihren engen Fahrerkabinen, gekocht wird aus der Dose am Reifen.

Zwar wollen die meisten Kunden ihre bestellte Ware möglichst schnell geliefert bekommen oder erwarten volle Regale in den Läden, doch der Warentransport ist da eher störend. Für den Warenfluss sorgen die Speditionen und vor allem deren Fahrerinnen und Fahrer.

Gefühlt scheinen sich immer mehr Lastwagen auf den Autobahnen zu bewegen - oder im Stau zu stehen. Um ihre Pausen einhalten zu können, suchen sich die Fahrer einen Parkplatz. Doch diese Suche ist oftmals schwierig. Selbst an den Bundesstraßen oder in Industriegebieten wird jede freie Fläche genutzt. Und an den Wochenenden campieren die Männer irgendwo zwischen ihren Sattelzügen. Das Lied "Wo war ich in der Nacht von Freitag auf Montag", von der Band SDP feat. Sido hat da eine ganz andere Bedeutung.

Fahrer von den überfüllten Rastplätzen holen

In Deutschland sind tausende Fahrerstellen nicht besetzt. Dies hängt neben dem Lohn auch am Image und den Arbeitsbedingungen. Die Spedition IMG aus Löhne in Ostwestfalen will die Situation für ihr fahrendes Personal verbessern. "Wir wollen unsere Fahrer an den Wochenenden von den überfüllten Rastplätzen und den Fahrerkabinen holen", sagt eine Sprecherin. Dafür habe das Unternehmen ein Areal im Riedweg in Mengshausen gekauft.

"Hier soll ein reiner Lkw-Stellplatz entstehen", sagt das Unternehmen. Die 20 bis 25 Lastwagen sollen am Ortsrand von Mengshausen zwischen Freitagabend und Sonntagabend parken. Gegenüber dem ehemaligen Areal eines Bauhofs steht ein Wohngebäude mit einem Anbau. Auch diese Gebäude hat das Unternehmen aus dem Kreis Herford gekauft. In den Gebäuden wird derzeit gebaut. Bauarbeiter sind zu sehen. Ein Video auf Facebook zeigt offenbar die Wohnungen mit möblierten Schlafzimmern, Küche und Bad mit Dusche und WC. "Die Räume haben eine Fußbodenheizung. Die Wände werden gedämmt, zudem ist eine Wärmepumpe eingebaut", sagt ein beauftragter Vertreter des Unternehmens. Jeweils vier Fahrer sollen sich eine Wohnung teilen.

In Wohnungen von den anstrengenden Touren erholen

Ob und wie viele Fahrer jeweils an den Wochenenden ihre Freizeit in Mengshausen verbringen, hängt wohl von ihren Routen ab und ob sie in der Nähe sind. Viele Fahrer sind wochenlang weitab von ihren Familien in Deutschland unterwegs, um die Waren zu transportieren. Sie nehmen die Strapazen auf sich, um ihre Familien in der Heimat versorgen zu können. In den Wohnungen im Riedweg sollen sie sich von den Touren erholen können.

Doch mehrere Anwohner befürchtenden den Lärm der Lastwagen. Wann kommen die Lastwagen, was ist am Wochenende, laufen da die Motoren? Wie verhalten sich die Leute? Verständlich, gerade am Dorf ist die Aufregung schnell groß. Die Fahrzeuge können das Areal lediglich von Asbach und Kohlhausen über Kerspenhausen kommend anfahren. Die Aulabrücke zwischen Mengshausen und Niederaula verträgt keine 40 Tonner.

"Es geht um einen reinen Lkw-Stellplatz"

Zudem werde vermutet, dass auf dem Areal doch ein Umschlag entsteht. Dies ist allerdings so nicht möglich. Dazu muss der Bebauungsplan geändert werden. Dies wiederum ist langwierig und offen, ob die Gemeindevertreter diesem theoretischen Ansinnen mehrheitlich zustimmen. Wohl eher nicht. "Hier geht es um einen reinen Lkw-Stellplatz", sagt das Unternehmen wiederholt. Wenn das Areal nicht für den Zweck des reinen Parkplatzes genutzt werden dürfe, dann wolle das Unternehmen das Areal wieder verkaufen und dann dürfen keine Gebäude auf dem Gelände stehen. Das begründe die geplanten Abrissarbeiten von kleineren und älteren Betriebsgebäuden auf dem Platz.

Das Unternehmen habe zwei Gutachten in Auftrag gegeben. Neben dem Immissionsgutachten wird ein FFH-Gutachten gefordert. Das Areal liegt an einem Vogelschutz- und FFH-Gebiet entlang der Fuldawiesen zwischen Beiershausen und Niederjossa.

Bürgermeister Thomas Rohrbach habe sich über die Pläne ebenfalls informiert, erklärte eine Unternehmenssprecherin. "Zunächst müssen wir die Ergebnisse der Gutachten abwarten", sagt der Bürgermeister gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Rohrbach hatte zudem einen Platztausch mit einem Unternehmen auf einem Aussiedlerhof zwischen Niederaula und Niederjossa vorgeschlagen. Dies war aber am Veto des dortigen Unternehmens gescheitert.

Die überfüllten Rastplätze entlang der Straßen machen deutlich: Die Situation für die Fahrerinnen und Fahrer ist kompliziert und keinesfalls deren alleinige Herausforderung. Die Speditionen und die Gesellschaft insgesamt sind gefragt. Schließlich erwarten wir volle Regale und pünktliche Lieferungen. (Hans-Hubertus Braune) +++


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