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Zwei Fahrzeuge hatte die Angeklagte an der Jugendkulturfabrik angezündet - O|N-Archivbilder

FULDA Vermutlich vermindert schuldfähig

Ein Sixpack und jede Menge Wut: 51-Jährige legt Brandspur durch Fulda

27.10.22 - Es war eine arbeitsreiche Nacht für Polizei und Feuerwehr, die am heutigen Mittwoch am Landgericht Fulda ihr juristisches Nachspiel fand. Der 51-jährigen Andrea K. legt die Staatsanwaltschaft zur Last, in der Zeit zwischen dem 19. und 21. April 2022 in Fulda in mehreren Fällen mit Benzin als Brandbeschleuniger Brände gelegt zu haben.

Am Abend des 20. April 2022 soll sie auf diese Weise in der Nähe des Domes eine Baumaschine angezündet haben. Dann folgte eine Tür am Stadtschlosses in Fulda und schließlich zwei Fahrzeuge auf dem Gelände der Jugendkulturfabrik an der Weimarer Straße, die in Flammen aufgingen.

Allein der Schaden an den beiden völlig ausgebrannten Autos belief sich auf 60.000 Euro. Etwa 20 Minuten später soll die Angeklagte an der Fassade der Aldi-Süd-Filiale in Fulda-Horas Feuer gelegt haben, wobei der Brand kurze Zeit später von selbst erlosch, dennoch entstand ein Schaden von ca. 1.000 Euro. Noch in derselben Nacht um 2:47 Uhr war das Zelt des Coronatestcenters auf der Ochsenwiese dran. In einem Video, das heute vor Gericht gezeigt wurde, ist die Angeklagte deutlich zu erkennen, die aus dem im Rucksack mitgebrachten Kanister Benzin über die Zeltwand gießt und sie anzündet. Zum Glück erlosch auch dieser Brand von allein, doch durch den Ruß entstand ein Sachschaden von rund etwa 5.000 Euro. Doch die Brandserie war in dieser Nacht noch nicht zu Ende: in der Baugulfstraße an der Wohnanschrift ihres ehemaligen Lebenspartners steckte die Frau noch ein Garagentor an.

Die Angeklagte hinterließ im April eine Spur der Verwüstung in Fulda Fotos: O|N

Zuvor hatte die Frau sich im Bahnhof Fulda ein Sixpack Bier gekauft und das auf einer Bank konsumiert. Nach ihrer Festnahme am 22. April hatte sie dem Gericht mehrere Briefe geschrieben, in denen sie auf ihren Alkoholkonsum in der Tatnacht hinwies und empfahl, ihre Aussage mittels des Kassenbons und mehrerer Videoanlagen zu überprüfen. Auch habe sie nächtelang nicht geschlafen und wenig gegessen, gab sie an. Offenbar hoffte sie, durch ihre Alkoholisierung als vermindert schuldfähig eingestuft zu werden und - wie sie wörtlich schrieb - mit einem blauen Auge davonzukommen. 

Staatsanwältin Sarah Beier

Vorsitzender Richter Dr. Jochen Müller

Schwester und Schwager an der Aral-Tankstelle überfallen

Dieser Brandserie vorausgegangen war eine weitere Straftat, die sich bereits im Oktober 2020 an der Aral-Tankstelle in der Magdeburger Straße ereignet hatte. Dort hatte die Frau das Inhaberehepaar, bei dem es sich um ihre Schwester und ihren Schwager handelte, mit einem Messer bedroht und vergeblich die Herausgabe der Tageseinnahmen verlangt. Die Polizei konnte sie kurz darauf festnehmen. Vor Gericht erklärte sie am Mittwoch dazu, sie habe an der Bushaltestelle gegenüber gesessen und sich darüber geärgert, "dass es bei meiner Schwester so gut läuft", während sie selbst keine Arbeitsstelle gefunden habe. "An der Haltestelle war es kalt und ich hatte Wut im Bauch", erklärte sie ihr Motiv.

Autos von O|N auf ihrer "To-do-Liste"

Die Zeugen, die an diesem Verhandlungstag aussagten, beschrieben die Angeklagte unisono als unfreundlich, gereizt bis aggressiv und zum Teil mit unflätigen Beschimpfungen und Beleidigungen um sich werfend. Die Anlässe dafür waren nicht nachvollziehbar, wie im Fall einer Nachbarsfamilie, die sie mehrfach attackierte hatte, oder geringfügig wie die Ermahnung zum Maskentragen in der Aldi-Filiale oder der Verweis an der Jugendkulturfabrik, sie passe vom Alter her nicht dorthin. Doch offensichtlich hatten die kleinen Anlässe genügt, die 51-Jährige so in Rage zu bringen, dass sie eine Liste anfertigte, die sie dann als Brandstifterin abgearbeitet hatte. Auf der Liste befand sich übrigens auch der Eintrag "Osthessen-News-Autos".

Mittlerweile ist die Angeklagte in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht. In dem Verfahren werden die Voraussetzungen dafür geprüft, ob sie wegen einer Schizophrenie vermindert schuldfähig war und ist und deshalb eine Sicherheitsverwahrung angeordnet wird. Die Verhandlung wird am Dienstag, dem 1. November, um 9:00 Uhr fortgesetzt. (ci)+++


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