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Saisonabschluss auf dem "Berg der Flieger": Die Rhön von oben sehen
01.11.22 - Es ist immer wieder ein eindrucksvolles Bild, wenn auf der Wasserkuppe - dem "Berg der Flieger" - bei traumhafter Kulisse zahlreiche Leichtflugzeuge abheben. Von Anfang März bis Ende Oktober ist auf dem höchsten Berg Hessens so einiges los. Auch in diesem Jahr bot die Saison den zahlreichen Hobbypiloten wieder beste Bedingungen. Am vergangenen Wochenende ging es für zahlreiche Segler und Motorflieger das letzte Mal in diesem Jahr hoch hinaus - und OSTHESSEN|NEWS war live mit dabei.
Es ist ein milder Samstagmorgen, als ich mich auf den Weg zur Wasserkuppe mache. Heute geht es für mich hoch hinaus. Und die Wetterbedingungen könnten wohl besser nicht sein. Vor Ort treffe ich auf Jan Odenwald vom Verein Rhönflug Fulda. Bereits seit über 24 Jahren treibt es den Hobbypiloten in luftige Höhen. Heute soll es für uns mit der Scheibe SF 25 Falke, einem zweisitzigen Motorsegler, bis zu 2.000 Meter hoch hinausgehen - ein einzigartiges Erlebnis. Auch Gerhard Klink, erster Vorsitzende des Vereins liebt es, über den Wolken unterwegs zu sein.
Lange "Gutwetterphase" in 2022
Auf die Segelflugsaison 2022 blicken beide mit jeder Menge tollen Erinnerungen zurück. "Alles, was in der Coronazeit flachgefallen ist, konnte in diesem Jahr wieder durchgeführt werden" zieht Jan Odenwald von Rhönflug Fulda Bilanz. "Dazu zählen beispielsweise das Schweden-Fliegerlager im Mai, an dem wir mit sechs Flugzeugen teilnehmen konnten, unser Youngtimertreffen im August, sowie zwei Schnupperkurse. Bemerkenswert war die lange 'Gutwetterphase'. Wir konnten ab Juni bis Ende August so gut wie jedes Wochenende fliegen - trotz der Wärme sogar lange und auch streckenmäßig weite Flüge", betont der langjährige Hobbypilot, der bereits von klein auf mit dem Segelflug vertraut ist.Im Oktober erhielt der Verein Besuch von seinen schwedischen Freunden. "In recht herbstlichen Bedingungen mit viel Wind konnten wir mit ihnen in der 'Leewelle' der hohen Rhön fliegen - eine Wetterlage, die sich selten bei uns einstellt und mit starkem konstanten Wind aus Süd einhergeht, sodass sich diese 'Leewelle' bilden kann, in der man stundenlang fliegen kann und sehr konstantes Steigen in große Höhen vorfindet", erklärt Odenwald.
Für Nachwuchs ist gesorgt
Im Rahmen von jährlichen Schnupperkursen wird Interessenten ein erster Einblick in die Segelfliegerei ermöglicht. Drei neue Flugschüler hat der Verein dadurch in diesem Jahr hinzugewonnen. Eine von ihnen ist Mathilda Wehner aus Künzell-Engelhelms. "Fliegen hatte für mich schon immer eine gewisse Faszination. Ich hatte vom Schnupperkurs tatsächlich über OSTHESSEN|NEWS erfahren und mich direkt angemeldet", erzählt die 18-jährige Flugschülerin.Im Juli dieses Jahres hat Wehner schließlich mit ihrem Flugschein begonnen. Im nächsten Jahr steht für die junge Pilotin dann der erste Alleinflug an. "Das ist schon unglaublich aufregend, ich bin sehr gespannt, wie das werden wird. Jedoch bekommt man mit der Zeit auch Routine beim Fliegen. Im Endeffekt ist das dann nichts mehr anders als Autofahren. Von daher bin ich da recht optimistisch." Auch von Familie und Freunden erntet Wehner immer erstaunte Blicke. Schließlich ist Segelfliegen ein wirklich besonderes Hobby.
"Der Berg der Flieger"
Schon vor über 100 Jahren hat sich die Wasserkuppe als "Berg der Flieger" einen Namen gemacht. Der höchste Berg Hessens ist für die Fliegerwelt von großer geschichtlicher Bedeutung. "Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde hier der Segelflug erfunden", erklärt Odenwald. Der höchste Berg Hessens gilt deshalb als "Wiege des Segelflugs" und ist für Flieger aus aller Welt ein beliebtes Pilgerziel. Vor über 100 Jahren entdeckten einige Fluginteressierte die besonderen Chancen des Bergmassivs. Bei guten Wetterbedingungen war es möglich, bis in Tal zu gleiten.
Der Traum vom schwerelosen Segeln Mutige Flugpioniere begannen also, die Luftströme zu nutzen, um sich den Traum vom Fliegen zu erfüllen. Zwischen 1911 und 1914 wurden zahlreiche Gleitflüge durchgeführt - für damalige Zeiten eine große Sensation. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Segelfliegerei in 1952 wieder aufgenommen. Man entdeckte das thermische Fliegen, also sich durch aufsteigende Luft in die Höhe treiben zu lassen, für sich und stellte fest: Wer mithilfe der Thermik richtig Höhe gewinnt, kann mit der Kraft des Windes stundenlang gleiten.
Heutzutage finden pro Jahr rund 20.000 Starts und Landungen statt, die von zehntausenden Gästen interessiert verfolgt werden. Nirgendwo sonst ist man der Welt des Segelflugs so nahe wie auf der Wasserkuppe. Denn hier hat einst alles begonnen und der Traum vom schwerelosen Segeln wurde Wirklichkeit.
Auch für mich war es eine unglaublich eindrucksvolle Erfahrung, mit dem Flieger in die Fernen der Rhön zu schweifen. Denn auch, wenn man die Region in ihren zahlreichen Facetten als Reporterin schon gut kennt: Der Anblick der farbenfrohen, herbstlichen Rhön von oben, ist wirklich unbeschreiblich. (Lea Hohmann) +++