

Vater Michaeel und Sohn Tim Görner: Eine Familie trägt den FSV Frankfurt
04.11.22 - Wenn am Samstag der FSV Frankfurt zu Gast ist und die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz herausfordert in der Regionalliga Südwest (Spielbeginn: 14 Uhr), dann macht Wiedersehen Freude. Thomas Brendel, der zwischen Oktober 2015 und Oktober 2017 fast auf den Tag genau zwei Jahre Borussia Fulda trainierte und heute Sportlicher Leiter des FSV ist, kehrt in die Johannisau zurück. Ebenso wie der junge Trainer Tim Görner, erst 26-jährig, ist er ein Eckpfeiler des Frankfurter Traditionsvereins vom Bornheimer Hang. OSTHESSEN|NEWS sprach mit beiden.
Als Stand-Up-Trainer bezeichnet sich der 46-jährige Brendel, schließlich war er in der vergangenen Saison noch in Doppelfunktion tätig beim 1899 gegründeten FSV. Früh in der Saison schon und nach wenigen Spieltagen übernahm er den Job des Trainers von Angelo Barletta - ehe er das Amt im März an den jungen Tim Görner übergab. "Jetzt bin ich nur noch Sportlicher Leiter. Und das soll auch so bleiben", stellt Brendel klar. Wen er von Barockstadts Kickern er noch kennt? "Es sind noch einige dabei. Hillmann habe ich zum Beispiel geholt."
Nach dem Klassenerhalt machte der FSV einen radikalen Schnitt
Der FSV Frankfurt hat das Gesicht seiner Mannschaft völlig umgekrempelt. "Wir haben vor der Saison einen radikalen Schnitt gemacht", betont der 46-Jährige. "Wir haben eine neue Struktur, haben uns von 17 Spielern getrennt, eine neue Mannschaft und ein neues Trainerteam aufgebaut." Auf der Liste der Abgänge tauchen unter anderen der namhafte Flügelspieler Marcel Heller (ihn zog nach Straelen am Niederrhein) und Fabian Burdenski (Sohn von Werder Bremens Ex-Keeper Dieter und Enkel der deutschen Fußball-Legende Herbert Burdenski, Fabian kickt jetzt bei Xerez Deportivo) auf. Das neue FSV-Team sei zwar sehr jung, aber willig - und es gebe "eine andere Kultur" in der Mannschaft, wie Brendel betont, "wir wollen Spieler, die Ziele verfolgen".
"Wir wollen mittelfristig eine solide Position in der Regionalliga Südwest einnehmen", ergänzt Brendel, "an alles andere brauchen wir nicht zu denken". Das klingt ebenso demütig wie realistisch in der Führung des Ex-Zweitligisten. In der vergangenen Spielzeit rettete sich der FSV unter dem jungen Görner zum Klassenerhalt. "Wir sehen viel Potenzial in ihm. Er kennt den Verein in- und auswendig. Durch seinen Vater." Das ist Michael. Der ist 61, heutiger Präsident und seit mehr als 50 Jahren im Verein. "Michael ging schon als kleines Kind zum FSV. Er lebt den Verein. Das bringt Empathie mit."
Der Coach ist erst 26 - und längst im Besitz der A-Lizenz
Wenn einer mit jungen 26 Jahren Cheftrainer ist - zudem bei einem Traditionsverein -, dann ist das nicht alltäglich. "Mein Opa Werner war schon immer beim FSV. Mein Vater hat mich dann mitgenommen. Auch meine Oma war am Bornheimer Hang. Und ich bin von Geburt an Mitglied", liefert Tim Görner eine kurze Abhandlung der Generationen-Geschichte. Auch seine eigene ist speziell. Sehr speziell. Beim Nachbarverein Germania Enkheim durchlief und trainierte er alle Nachwuchsmannschaften im Schülerbereich - "unten" fing er an mit Bambini, über F-, E- und D-Junioren. Schon als 15-Jähriger erwarb Tim Görner seinen ersten Trainerschein: die C-Lizenz. "Mit 17 oder 18 habe ich mich entscheiden müssen", betont er. Er blieb auf der Trainerschiene: B-Lizenz, Elite Jugend-Lizenz und A-Lizenz folgten.
Görner wurde Co-Trainer der U15 von Kickers Offenbach, Co der U17 und U19 des FSV Frankfurt - auch als Letztgenannte in der Bundesliga spielte. Der FSV gab ihm die Chance, als Co-Trainer unter Brendel "reinzuschnuppern" - jetzt ist er seit März selbst der Chef. Als "sehr kampfbereit, willig, mit sehr gutem Spirit und mitunter fußballerischer Qualität" etikettiert er sein Team, "wir wollen lokale Verbundenheit und Vereins-Identifikation". Die SGB schätzt er. "Sie hat den Regionalliga-Fight von Anfang an angenommen. Wir müssen sehen, dass wir an unsere Leistungsgrenze gehen am Samstag und dem Spiel ziemlich früh unseren Stempel aufdrücken."