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Das U17-Team des DFB jubelt. Auch Wanja Litwinow ist darunter. - Fotos: privat

INDIEN/FULDA Wanja Litwinows einzigartiges Erlebnis

Platz vier bei der WM im Land der Gegensätze

04.11.22 - Wer in der Welt unterwegs ist, der kann einiges erzählen. Das durchlebte Wanja Litwinow aus Petersberg-Steinau (Kreis Fulda) bei der Weltmeisterschaft der U17-Fußballerinnen in Indien. Knapp vier Wochen war er auf Reisen - und der Athletiktrainer des DFB-Teams freute sich über das bemerkenswerte Abschneiden mit Platz vier. Der 32-Jährige saugte aber auch die Gegensätze zwischen Arm und Reich auf. 

Litwinow atmete durch, als er am Dienstagfrüh nach Deutschland zurückkehrte. Gegen acht Uhr landete die DFB-Delegation in Frankfurt, zwischen zwölf und 13 Uhr kam der Steinauer in seiner Wahlheimat Leipzig an. "Ich hatte einen Tag der Regeneration", wirkte er nach dem permanenten Angespannt-Sein in Indien eine Spur erleichtert. "So richtig da war ich noch nicht. Aber ich habe meinen Sohn aus der Kita geholt und uns zu Hause ein Käffchen gemacht. Das hat mir allmählich all das gezeigt, was ich in den vier Wochen verpasst hatte", erklärt er. 

Am Sonntag wird Litwinow 33 - extreme Welt Indien

Seine Eingewöhnung in Deutschland wird in wenigen Tagen durch einen anderen positiven Umstand beschleunigt: am Sonntag wird er 33. "Ich komme nach Hause und habe gleich Glück mit meinem Geburtstag. Das passt ganz gut", lacht er. Dann wird er seine persönlichen Erlebnisse - das Eintauchen in den Subkontinent Indien, mit fast 1,4 Milliarden Menschen nach China der bevölkerungsreichste Staat der Erde - vorübergehend hinter sich lassen. 

Denn es war eine prägende Zeitreise in Südasien. "Eine sehr intensive, sehr schöne und sehr lehrreiche Zeit", sagt er rückblickend. Sportlich sieht er das so: "Ich war ja vorher im Verein tätig. Solch ein Turnier über vier Wochen zu begleiten, ist schon etwas Besonderes. Wir mussten für die Spielerinnen jede Sekunde da sein. Wenn du jetzt für dich alleine bist, dann merkst du erstmal, was du erlebt hast."

"Das macht nachdenklich" - Leben in einer Blase

Doch zum Aufenthalt in Indien gehörten auch gesellschaftliche Eindrücke. Eindrücke, die unter die Haut gehen. "Das macht nachdenklich. Ich wusste es - und es macht mich dennoch nachdenklich." Litwinow meint den krassen Gegensatz zwischen Arm und Reich - auf der einen Seite geht es Menschen des Groß-Bevölkerungsstaates sehr gut, ein paar Meter weiter der großen Masse aber schlecht. Viele Menschen sind obdachlos, müssen auf Straßen herumlungern, oder unter Brücken. Eindrücke, die auch die Mädchen mitgenommen haben. Schließlich sind die noch mehr oder weniger heranwachsend. "Sie mussten es verkraften und haben es verkraftet." Und er fügt hinzu: "Wir haben schon in einer Art Blase gelebt."

Die Botschaft, bemerkt der Steinauer, sei gewesen, "dass man, zurück in Deutschland, sieht, was man hat". Eine Lehre fürs Leben. Es spricht für Litwinow, der sich schon einmal als Dozent in Indien aufhielt, dass er bald wieder die Kurve kriegt. "Die ganze WM war sehr einprägsam. Sie wird in Erinnerung bleiben." Und schon sind wir beim sportlichen Auftritt des DFB-Teams. "Wir haben eine unglaubliche WM gespielt. Ein dritter Platz war bisher der größte Erfolg. Und das hätten wir ja fast wieder geschafft." 

Wegen einer Unkonzentriertheit nicht im Finale - tolle Moral im Spiel um Platz drei

Nachdem Deutschlands B-Juniorinnen im Viertelfinale Brasilien geschlagen hatten (O|N berichtete), reichte es im Halbfinale gegen Spanien nicht ganz. "Wegen einer Unkonzentriertheit konnten wir nicht ins Finale gehen", erinnert sich der 32-Jährige. Und was sich im Spiel um Platz drei - dem kleinen Finale - abspielte, das nahm auch ihn mit. Erst im Elfmeterschießen musste sich das DFB-Team seinem Kontrahenten Nigeria beugen - nachdem es in der regulären Spielzeit aus einem 0:3 noch ein 3:3 gemacht hatte. Nach 72 Minuten stand es 0:3. Dann aber legten Deutschlands beste Nachwuchsspielerinnen eine beherzte Aufholjagd hin. 

"Erstens waren wir gebrochen nach der höchst unglücklichen Niederlage gegen Spanien", sagt Litwinow. Der Sportsmann ist niemand, der die Schuld bei anderen sucht, fügt aber an: "Nigeria hat schon sehr unsportlich gespielt. Die Schiedsrichterin konnte nichts dagegen tun." Er gibt auch zu bedenken, dass das deutsche Nachwuchsteam von Corona-Fällen heimgesucht wurde und geschwächt war. Das betraf nicht nur Cheftrainerin Friederike Kromp, auch die Torhüterin, eine Innenverteidigerin und eine Mittelfeldspielerin - ausnahmslos zentrale Positionen also. Kromp hatte vor dem Turnier der Weltbesten gesagt: "Das ist eine WM auf ganz anderem Niveau." Der Steinauer wusste zunächst nicht, was sie damit gemeint hatte. Jetzt weiß er es. 

Zu Weihnachten kommt Litwinow in jedem Fall nach Hause nach Steinau

Durchschnaufen oder gar erholen - dazu hat der Noch-32-Jährige kaum Gelegenheit. Ab dem 13. November ist er erneut unterwegs mit dem DFB: ein U16-Lehrgang steht an, mit zwei Länderspielen. Zu einer Zusage, wann er wieder mal nach Hause kommt nach Steinau, dazu möchte er sich schon gar nicht verleiten lassen. "Wenn, dann geht es Richtung Dezember. Aber zu Weihnachten auf jeden Fall." (wk) +++


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