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Max Wilhelm (im weißen Trikot) ist in den USA angekommen und bereut keineswegs den Sprung in eine völlig andere Welt. - Fotos: privat

NENTERSHAUSEN / ALBANY (USA) Studieren und Fußball spielen

Max Wilhelm wagte den Sprung über den großen Teich und lebt seinen Traum

Hintergrundinformartionen zur StadtDie Stadt Albany liegt im Osten der USA und nördlich von der Millionen-Metropole New York. Die Stadt hat knapp 100.000 Einwohner und eine Universität mit rund 17.500 Studierenden.

06.11.22 - Knapp 6.100 Kilometer trennen Nentershausen-Süß (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) und Albany im Bundesstaat New York in den USA. Den Schritt über den Atlantik für ein Stipendium wagte vor einigen Monaten Fußballer Max Wilhelm. Über seine ersten Monate in neuer Umgebung, seine Zeit an der Universität und die Unterschiede zum deutschen Fußball sprach der 21-Jährige mit OSTHESSEN|NEWS.

OSTHESSEN|NEWS: Wie hast du dich in den USA eingelebt, was war für dich die größte Umstellung?

Max Wilhelm: "Natürlich war es am Anfang eine Umstellung, es ist und war alles aufregend und ich bin mit Vorfreude an neue Herausforderungen herangegangen, aber es war enorm leicht sich anzupassen und einzuleben, da man den ganzen Tag mit den Jungs aus der Mannschaft zusammen ist und sie es einem sehr leicht machen. Schließlich sind wir alle wegen des gleichen Grundes hier in Albany und wir haben in unserem 30-Mann-Kader nur sechs Amerikaner, der Rest des Kaders ist international. Die größte Umstellung war natürlich die Sprache, das Essen und der Fußball, aber mit der Sprache hat man nach zwei bis drei Wochen absolut keine Probleme mehr."

O|N: Was hat dich bewegt, das Abenteuer in Amerika anzugehen?

Wilhelm: "Als ich in der A- Jugend-Hessenauswahl gespielt habe, haben Mitspieler den Schritt gewagt und ich konnte mir von Anfang an das Studium kombiniert mit dem Fußball in den USA vorstellen. Da ich mit den ehemaligen Mitspielern weiterhin in Kontakt war, war es dann ganz einfach, den Prozess zu starten. Der größte Vorteil daran ist, dass der Fußball zu 100 Prozent auf das Studium abgestimmt ist und man beides gleichzeitig ohne Probleme und Komplikationen auf hohem Niveau weiterführen kann."

O|N: Wie sieht dein normaler Tagesablauf in Albany aus?

Wilhelm: "Von acht bis zehn Uhr haben wir Training auf dem Platz, dann verbringe ich gemeinsam mit der Mannschaft noch eine Stunde im Fitnessstudio. Danach startet die Uni, die sich dann über den gesamten Tag bis Mitte der Woche ungefähr bis 19:20 erstreckt."

O|N: In Deutschland hast du in der Hessenliga für den KSV Baunatal gespielt, wie kann man dein derzeitiges Team qualitativ einordnen?

Wilhelm: "Zuerst muss man sagen, dass der amerikanische Fußball schwer mit dem deutschen oder dem europäischen Fußball zu vergleichen ist. Das Tempo ist in jedem Training und Spiel sehr hoch, teilweise höher als in der Hessenliga. Im Großen und Ganzen würde ich aber sagen, dass es Hessenliganiveau ist, aber die Erfahrung in der Mannschaft und generell im College-Fußball fehlt. Man muss bedenken, dass wir schließlich alle Anfang 20 sind."

O|N: Wie ist das Ligensystem aufgebaut, respektive welche Strecken müsst ihr beispielsweise für Auswärtsspiele überwinden?

Wilhelm: "Es gibt non-conference Spiele und Conferencespiele (Liga). Unsere Liga ist die Division 1 America East Conference mit acht Mannschaften, welche wir mit dem dritten Platz abschließen konnten und nun im Viertelfinale der Playoffs stehen. Es gibt nur ein Hinspiel gegen jede Mannschaft und etliche non-conference Spiele, die für das Ranking aller Division 1 Ligen in den ganzen USA zählt, was dazu führt, dass wir jeden dritten bis vierten Tag ein Spiel haben. Die weiteste Auswärtsfahrt war bisher nach Maryland, eine sechsstündige Busfahrt, wo wir aber ein Tag vor dem Spiel angereist sind und dort im Hotel übernachtet haben. Ansonsten umfasst jede Auswärtsfahrt drei bis vier Stunden."

O|N: Wie ist es zu dem Stipendium gekommen und konntest du dir aussuchen, an welche Universität du kommst?

Wilhelm: "Nachdem ich die Jungs aus der Hessenauswahl kontaktiert habe, hab ich einen Kontakt von einer Agentur bekommen, die Spieler bei dem Prozess in die USA helfen und vermitteln. Dafür musste ein Highlightvideo erstellt werden, ich musste zwei Englischtests als Zulassung für die Uni absolvieren und das Gesamtpaket wurde dann auf einen internationalen Transfermarkt hochgeladen, wo die Trainer nach den passenden Spielern scouten können. Ich hatte mehrere Angebote, aber das Gesamtpaket war hier in Albany am besten. Sehr gute akademische und sportliche Ausbildung in der höchsten Collegeliga mit einer guten Lage. Leider war ich aber mit dem Prozess ein bisschen spät, was mir vielleicht ein paar andere Universitäten und Angebote genommen hat."

O|N: Fühlst du dich dort in der Region wohl oder vermisst schon die Heimat?

Wilhelm: "Natürlich vermisst man die Heimat, Freunde und Familie, aber heutzutage ist es einfach Kontakt zu halten und sich regelmäßig zu sehen. Von daher fällt es mir absolut nicht schwer hier zu sein und man denkt auch nicht viel daran, weil man sehr stark in den Alltag eingebunden ist und viel zu tun hat. Ich bin stolz hier zu sein und bereue meine Entscheidung definitiv nicht."

O|N: Spielen noch andere Deutsche im Team oder wie ist dein Team aufgebaut?

Wilhelm: "25 von 30 Spielern sind international, davon über die Hälfte aus Europa. In meiner Mannschaft sind zwei weitere Deutsche, mit denen ich auch in einem Haus zusammen wohne. Der eine ist aus Frankfurt und ich habe sogar schon gegen ihn in der Hessenliga gespielt, ohne dass wir uns zuvor gekannt hatten."

O|N: Was für einem Studium gehst du dort nach?

Wilhelm: "Ich studiere Business Administration & Management - meinen Schwerpunkt kann ich nächstes Jahr noch wählen, ich tendiere zu Management, Finance beziehungsweise Accounting."

O|N: Stehst du regelmäßig in Kontakt mit Menschen aus der Heimat oder bleibt dafür wenig Zeit?

Wilhelm: "Es ist tatsächlich sehr wenig Zeit dafür, aber ich versuche bestmöglich mit der Heimat in Kontakt zu bleiben und schaffe dies auch eigentlich jeden Tag."

O|N: Konntest du bei dir persönlich schon fußballerische Verbesserungen feststellen?

Wilhelm: "Definitiv! Man merkt es besonders an der Technik. Jede Trainingseinheit beinhaltet im warm-up Technikübungen und das merkt man im Spiel und/oder in Drucksituationen besonders. Der Fußball hier ist auch athletischer und diesbezüglich hab ich auch große Veränderungen feststellen können - fitter, schneller, stärker, wendiger und beweglicher."

O|N: Sind die Bedingungen dort eher am professionellen Fußball orientiert oder eher dem Amateursport?

Wilhelm: "Die Bedingungen sind hier sehr professionell. Ich glaube, dass teilweise Zweitligavereine solche Bedingungen nicht haben. Es ist vergleichbar mit den Gebäuden und Möglichkeiten der Bundesligavereine. Hier wird enorm viel auf die Beine gestellt und investiert. Wir haben eine tägliche physiotherapeutische Betreuung zur Verfügung, sowie ein Krankenhaus und Ärzte jeglicher Art rund um die Uni, Sportstätten, sowie eine sehr professionelle Ausstattung."

O|N: Was war für dich bisher dein absolutes Highlight?

Wilhelm: "Die Nationalhymne vor dem allerersten Spiel. Vor jedem Spiel wird die Nationalhymne gespielt, alle richten sich zur Fahne und alle Amerikaner singen mit. Das ist schon beeindruckend. Generell ist das Leben auf und neben dem Campus so wie man es aus Filmen kennt. Ansonsten werden wir in den nächsten Wochen das erste Mal nach NYC fahren, das wird auch ein absolutes Highlight." (Kevin Kunze)+++


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