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24.09.09 - Bad Neustadt

Tsunamie-Hilfsprojekt der Hauptschule fand seinen Abschluss

Das Tsunami-Hilfsprojekt der Hauptschule Bad Neustadt ist abgeschlossen. Mit dem dritten Besuch der Lehrkräfte Esta Müller und Klaus Schiffmann bei der von der Katastrophe zerstörten Volksschule Sri Vinayagar Vidyalam in Kaluwanchikudy an der Ostküste Sri Lankas wurde das langzeitige Hilfsprojekt der Hauptschule endgültig abgeschlossen.

Mit dem Erfolg können alle beteiligten Schüler und Lehrer zufrieden und stolz sein. Zur Erinnerung: Innerhalb von Minuten war am zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 durch einen Tsunami unendliches Leid über die Menschen an den Küsten Sri Lankas gekommen. Überall gab es schreiende und weinende Menschen. Viele Menschen hatten Angehörige und Freunde verloren. Im Rückblick auf die Hilfe der letzten vier Jahre erinnern die beiden Lehrer an eine Reihe von Problemen: Gleich nach der Katastrophe stiegen die Kosten für Zement, Fliesen, Sand, Steine und Arbeitslöhne sehr rasch. Als Soforthilfe wurden beim ersten Besuch Spielgeräte für den Pausenhof angeschafft, um den Kindern wenigstens eine kleine Freude in all dem Leid zu ermöglichen. In Erinnerung geblieben sind die Bilder der Schulklassen, die im Freien von Lehrern unterrichtet wurden, obwohl diese selbst alles bei der Katastrophe verloren hatten. Im Rahmen der Soforthilfe wurden 20 „Küchen“ besorgt und übergeben, wobei Küche freilich auf Sri Lanka anders zu verstehen ist als hierzulande: Ein Gaskocher, eine Gasflasche und ein Elektromixer stellten die wesentlichen Bausteine der Küche dar. Schulleiter Markandu Perananthan entwickelte sich zu einer ganz wichtigen Vertrauensperson vor Ort. Für sich persönlich schlug er Hilfsangebote aus. Für viele Menschen auf der Insel war es oft sehr schwierig, die Balance zwischen Bedürftigkeit, Versuchung und Gerechtigkeit zu halten. Es floss viel Geld aus der ganzen Welt in die Krisenregion und ein nicht unerhebliches Problem der gerechten Verteilung des Geldes bestand in der unterschiedlichen Grundauffassung der Religionen, so Klaus Schiffmann aus persönlicher Erfahrung. Werden Christen im Glauben der Nächstenliebe geleitet, so steht für den Buddhisten die Selbstverwirklichung in diesem seinem jetzigen Leben im Zentrum. Hier gab es sicherlich große Fehlentscheidungen bei der Spendenvergabe. Deshalb war es für Schiffmann auch so wichtig vor Ort präsent zu sein, um die Gelder selbst weiterzugeben. Anfangs wurde es auch in „kleinen Portionen“ an die betroffenen Familien direkt gegeben.

Problematisch und nicht ganz ungefährlich bei den ersten beiden Besuchen war auch die geographische Lage von Kaluwanchikudy an der Ostküste Sri Lankas im damals immer noch umkämpften Gebiet der Tamilen. Zahlreiche Checkpoints mussten passiert werden, dabei wurde unzählige Male in vorgehaltene Gewehrläufe geblickt. „Die Spannungen zwischen Singhalesen und Tamilen wurden aber in unserem Beispiel sehr gut gelöst und es war kein Problem mit dem Schulleiter (Tamile) und dem singhalesischen Fahrer friedlich beim Essen an einem Tisch zu sitzen.“ Schwieriger war es manchmal mit der untergeordneten Rolle der Frau im Alltagsleben auf Sri Lanka umzugehen. Nicht umsonst hat dieses Land eine der höchsten Selbstmordraten der Welt. Mit einigem Unbehagen denkt Schiffmann auch noch an die nächtliche Tsunami-Warnung während seines zweiten Besuchs zurück, als alles ringsumher im reinen Chaos versank. Der dritte Besuch jetzt im September habe deutlich gezeigt, dass die Betroffenen dank der materiellen Hilfe wieder Mut fassen konnten. Bei diversen Aktionen der Hauptschule in Zusammenarbeit mit dem Werbekreis der Stadt Bad Neustadt und Dieter Zacharias kamen stattliche 10.173 Euro zusammen. Auch die Schüler in Bad Neustadt profitierten von dem Projekt. Sie haben gerechtes Verhalten bei der Güterverteilung geschult, den Umgang zwischen Armen und Wohlhabenden, Jungen und Alten, Kranken und Hilfsbedürftigen, zwischen Menschen verschiedener sozialer Gruppen, Ländern, Kulturkreisen und Religionen gelernt. Auch wurde ein Bewusstsein geschaffen, dass Menschen, wo immer sie auch leben und von welchem Schicksal sie auch immer betroffen sind, den gleichen Anspruch auf menschliche Würde und Freiheit haben. „Es war für unsere Schüler ein Zugewinn im ganzheitlichen Denken und Handeln auf dem Weg zur verantwortungsbewussten Persönlichkeit und damit gelebte Schulentwicklung“, freut sich Schiffmann. Eine originale Schulglocke ziert nun den Schaukasten im Schulhaus zusammen mit weiteren Erinnerungen und zwei original Bambusrohrstöcken, die in den Klassen Sri Lankas noch heute sehr gut für Ordnung und Disziplin sorgen.

Bildunterschrift:

Das Tsunami-Hilfsprojekt der Hauptschule Bad Neustadt ist abgeschlossen, wie Hauptorganisator Klaus Schiffmann erklärt. Foto Partl

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