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Junge Arbeitskräfte werden in vielen Bereichen gesucht. - Symbolbild: O|N/Maria Franco

BAD HERSFELD Nachwuchskräfte dringend gesucht!

Netzwerkpartner ziehen Bilanz des Ausbildungsjahres 2021/22

07.11.22 - Der Ausbildungsmarkt in der Region Hersfeld-Rotenburg bleibt im Ungleichgewicht. Seit September vergangenen Jahres haben sich bei der Agentur für Arbeit 552 junge Menschen zur Vermittlung eines Ausbildungsplatzes gemeldet. Trotz der aktuellen historischen Krisen konnten 943 Ausbildungsstellen akquiriert werden, was nahezu dem Niveau des Vorjahres entspricht. Als Folge dieses Missverhältnisses blieben 121 Stellen unbesetzt.

Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Bad ...Archivfoto: O|N/Martin Engel

"Allerdings ist wegen des Bewerbermangels davon auszugehen, dass viele Betriebe ihre Ausbildungsstellen storniert oder die Besetzung aufs nächste Jahr verschoben haben. Seit nunmehr zehn Jahren geht die Schere zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt in der Region weiter auseinander. Diese Entwicklung ist eine große Herausforderung für die Unternehmen und Betriebe in der Region, die angesichts ihres hohen Bedarfs an Fachkräften und der älter werdenden Belegschaften auf eigenen betrieblichen Nachwuchs angewiesen sind", erklärte Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda, der bei der Konferenz "Ausbildung und Qualifizierung" in Bad Hersfeld eine Bilanz des Ausbildungsjahres 2021/22 zog.

Die regionalen Netzwerkpartner (Industrie- und Handelskammer, Kreishandwerkerschaft, Staatliches Schulamt, Kreisjobcenter und Arbeitsagentur) treffen sich zweimal im Jahr, um aktuelle Entwicklungen zu analysieren und Strategien zur erörtern, wie mehr junge Menschen für eine Ausbildung motiviert und neue Zielgruppen erschlossen werden können.

Während in Hessen auf 100 Bewerber 102 Ausbildungsstellen kamen, waren es in Hersfeld-Rotenburg 170. Die Chancen, im Landkreis Hersfeld-Rotenburg eine erfolgreiche berufliche Karriere zu starten, sind vielfältig. Sogar jetzt, nach Beginn des neuen Ausbildungsjahres, gibt es in den meisten Berufen noch Möglichkeiten. Unter anderem werden noch Auszubildende in Hotellerie und Gastronomie, im Baubereich sowie im Lebensmittelhandwerk (Bäckerei, Fleischerei) gesucht, ebenso Dual Studierende in unterschiedlichen Bereichen. Für den Ausbildungsbeginn in 2023 liegen der Arbeitsagentur heute schon mehr als 600 Ausbildungsstellen zur Besetzung vor.

Einigkeit der Netzwerkpartner bestand vor allem in einem Punkt: Für die Berufsorientierung der jungen Menschen war die Rückkehr zu Präsenzveranstaltungen sehr wichtig. Von kleinen Lehrstellenbörsen übers Betriebspraktikum bis zur großen Ausbildungsmesse am Obersberg. "Die jungen Menschen sind zwar viel im Internet unterwegs, aber um sich beruflich zu orientieren, suchen sie lieber das Gespräch mit Auszubildenden und Personalverantwortlichen oder probieren sich im Rahmen eines Praktikums mit Blick auf die Anforderungen gern selbst aus", betonte Agenturchef Dombrowski.

Um das der nächsten Generation künftiger Schulabgängerinnen und -abgänger zu ermöglichen, soll in 2023 wieder eine Ausbildungsmesse in der Modellschule Obersberg stattfinden. Doch nicht nur diese Zielgruppe soll im Fokus der Netzwerkpartner bleiben, sondern auch Erwachsene über 25 Jahre, die über keine abgeschlossene Ausbildung verfügen und durch eine Umschulung zur gesuchten Fachkraft werden können.

Die Netzwerkpartner der Arbeitsagentur beurteilen das Ergebnis wie folgt:

Julia Kossack, Leiterin IHK-Servicezentrum Hersfeld-Rotenburg:

Der Ausbildungsmarkt der IHK-Berufe im Landkreis Hersfeld-Rotenburg hält sich stabil: Zum Stichtag 30.09.2022 sind 551 neu eingetragene Berufsausbildungsverträge registriert. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich ein leichtes Minus von ca. 5 Prozent (−28 Verträge). Dies ist auch saisonal bedingt, da nicht jeder Betrieb jährlich ausbildet. In Pandemiezeiten konnten wir, im Gegensatz zum Bundestrend, ein Plus verzeichnen und befinden uns nun auf einem ähnlichen Stand wie vor Corona (2019: 556).
 
Eugen Reinhardt, Geschäftsführer Kreishandwerkerschaft Hersfeld-Rotenburg:

Die Pandemie hat gezeigt, dass das Handwerk ein wichtiger Stabilisator der deutschen Wirtschaft ist. Mehrere Handwerksberufe wurden für systemrelevant erklärt. Gleichwohl stellt der Fachkräftemangel die größte Herausforderung dar. Für unsere Betriebe bleibt die Ausbildung das wichtigste Instrument, um Fachkräfte für das Handwerk zu gewinnen. Die Betriebe haben ihre Bemühungen um den Nachwuchs entsprechend intensiviert. Im Jahr 2022 können im Landkreis Hersfeld-Rotenburg 179 neue Ausbildungsverträge im Handwerk verzeichnet werden. Das ist eine teils deutliche Steigerung im Vergleich zu den letzten Jahren. Die Trends und Entwicklungen der Ausbildungszahlen in den einzelnen Gewerken bleiben relativ konstant. Ausbildungszahlen im Friseurhandwerk haben sich im Vergleich zu den zwei Vorjahren erfreulicherweise nicht verschlechtert, wie infolge der teils sehr strikten Corona-Auflagen zunächst befürchtet. Bei den Berufen im Lebensmittelhandwerk setzt sich die schwierige Entwicklung fort, wobei hier besonders viele Stellen zu besetzen sind.

Programme der Beruflichen Orientierung der Kreishandwerkerschaft konnten auch dank des hohen Engagements durch das Ehrenamt aus den Innungen und durch Ausbildungsbetriebe Jugendlichen die vielfältigen Karrieremöglichkeiten im Handwerk näherbringen. Unversorgte Bewerber und Interessierte können zudem im Rahmen unseres Projekts "Passgenaue Besetzung" an den passenden Betrieb vermittelt werden. Besonders erwähnenswert ist die gute Vernetzung der Kreishandwerkerschaft zu den Akteuren der beruflichen Bildung im Landkreis.
 
Renée Bieber, Fachbereichsleiter, Jobcenter des Landkreises Hersfeld-Rotenburg:

Alle Jugendliche und junge Erwachsene müssen je nach ihren Bedarfen individuell gefördert werden. Ziel muss es sein, junge Menschen bei der Erlangung der Ausbildungsreife zu unterstützen und in Ausbildung zu bringen – und zu halten. Darauf müssen alle Maßnahmen und Unterstützungsleistungen gerichtet sein. Mit Blick auf den nach wie vor bestehen Überhang an Ausbildungsplätzen, liegt begründete Hoffnung im Zugang von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Sie können für Ausbildungsbetriebe eine neue Perspektive bei der Besetzung ihrer Ausbildungsplätze darstellen. Deshalb setzen wir bei allen unseren unter 25-jährigen Leistungsempfängerinnen und Leistungsempfängern weiterhin auf ein engmaschiges Netz aus flankierenden Hilfestellungen, welches aus der Hand des Kommunalen Jobcenters gesteuert wird.
 
Dirk Beulshausen, Leiter Staatliches Schulamt:

Die bestehende Lücke zwischen den Bewerberinnen/Bewerbern und den zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätzen sowie dem daraus resultierenden Fachkräftemangel versuchen auch die Schulen zu schließen. Einerseits kann die Berufsorientierung in den Schulen wieder den notwendigen Rahmen einnehmen, der durch Corona-Maßnahmen eingeschränkt war. Gleichermaßen ist der Zuwanderung von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern eine Chance für den Arbeitsmarkt zu erkennen. Durch Sprachfördermaßnahmen sowie Berufsorientierung in den Schulen soll hier ebenfalls ein Beitrag zur Fachkräftesicherung erfolgen. (pm) +++


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