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Der Chorverein Bad Hersfeld und die Frankfurter Sinfoniker beim "Stabat mater" von Karl Jenkins. - Fotos: Gerhard Manns

BAD HERSFELD "Stabat mater"-Konzert

Begeisterung für ein außergewöhnliches Werk

08.11.22 - "Stabat mater dolorosa" ist einer der bekanntesten Texte der christlichen Religion. Die Geschichte der leidenden Mutter Maria beim Kreuze Jesu ist ein mittelalterlicher Text, den zahlreiche Komponisten als Grundlage für ihre Werke gewählt haben. So auch der walisische Komponist Karl Jenkins. Dessen "Stabat mater" führte der Chorverein mit den Frankfurter Sinfonikern und der Mezzosopranistin Susanne Schimmack unter der Leitung von Helgo Hahn auf.

Jenkins, wahrscheinlich einer der heute meistgespielten zeitgenössischen Komponisten, vertonte nicht nur den lateinischen Text, sondern ließ weitere Worte einfließen, unter anderem auf Englisch, Hebräisch, Aramäisch, Arabisch und Griechisch. Auch in seine Musik baute Jenkins Elemente aus anderen Kulturen ein.

"Palladio" aus der Diamant-Werbung

Vor das große Chor- und Orchesterwerk hatte Hahn mit den Streichern der Frankfurter Sinfoniker das dreisätzige Concerto grosso "Palladio" gestellt, das Jenkins nach dem italienischen Baumeister der Renaissance benannt hatte. In den drei Sätzen mit solistischen Passagen des Konzertmeisters Horst Willand unter anderem im "Largo" zeigten die Frankfurter Musikerinnen und Musiker stilsicheres und harmonisches Spiel.

Konzertmeister Horst Willand und Dirigent Helgo Hahn

Jenkins Musik zeichnet sich oft dadurch aus, dass er in den gängigen Harmonien bleibt und vor allem durch Rhythmik Leben in seine Musik bringt. Hahn leitete das Ensemble sicher durch alle rhythmischen Klippen. Ein wenig drängte sich der Eindruck auf, dass Jenkins bei der musikalischen Interpretation der eher in sich gekehrten Texte gelegentlich über die Stränge geschlagen hat. Doch wer beispielsweise das "Requiem" von Giuseppe Verdi kennt, weiß, dass auch religiöse Texte durchaus einen opernhaften, klanggewaltigen Charakter haben dürfen. Und das "Stabat mater" ist immerhin rund 130 Jahre jünger.

Strahlender Chor- und Orchesterklang

Das gut einstündige Werk bot neben berauschenden Klangteppichen einige rhythmische Passagen, die mit Schlaginstrumenten besonders hervorgehoben wurden. Der Chorverein wusste sowohl die intimen, polyphonen Chorsätze gekonnt zu interpretieren (beispielsweise im "Now my life is only weeping"), als auch im Fortissimo einen strahlenden Chorklang zu entwickeln - nicht zuletzt beim letzten kraftvollen "Amen".

Die Mezzosopranistin Susanne Schimmack

Sinfonische Dimensionen erreichten die Frankfurter Sinfoniker vor allem in den kraftvollen Sätzen, behutsam begleiteten sie die intimen Passagen. Jenkins Musik gemahnte stellenweise wie an einen guten Fantasyfilm, andererseits auch an große Schlachten in einem Historienfilm (u. a. "Sancta mater" und "In paradisi gloria"). Auch Anklänge an die "Misa criolla" von Ariel Ramirez drängten sich auf. So vielfältig und vielschichtig die Komposition, so gekonnt und begeisternd war die Umsetzung des gesamten Ensembles in Bad Hersfeld.

Kraftvolle Altstimme

Susanne Schimmack meisterte ihren Part wunderbar mit ihrer kraftvollen Altstimme. Besonders beeindruckend: die teilweise improvisierenden Passagen der "Incantation". Auch im Zusammenspiel mit dem Chor begeisterte Schimmack, die in Bad Hersfeld durch zahlreiche Chorverein-Konzerte eine bekannte Größe ist.

Jenkins weiß die Effekte seiner Kompositionen gekonnt einzusetzen. Nach einigen besonders kraftvollen Sätzen gelüstete es manchen Konzertbesucher, spontan seine Begeisterung in Applaus auszudrücken - auch wenn es unüblich ist, zwischen den Sätzen zu applaudieren. Der Beifall brach sich dann nach dem letzten Ton aber endlich Bahn. Das Publikum in der fast vollbesetzten Stadthalle spendete minutenlange, begeisterte Ovationen für eine beachtenswerte Gesamtleistung. (Christopher Göbel) +++


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