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Der Posaunenchor von CVJM und der Evangelischen Kirche Bad Hersfeld gestaltete den musikalischen Teil der Gedenkfeier - Fotos: Christopher Göbel

BAD HERSFELD Pogrom-Gedenken

In Hersfeld brannte die Synagoge einen Tag früher

09.11.22 - Während die meisten Synagogen, jüdischen Schulen und Einrichtungen in Deutschland in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstört und in Brand gesetzt wurden, wurde die Synagoge in der Hersfelder Dudenstraße bereits einen Tag davor zum Opfer des nationalsozialistischen Vandalismus. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger kamen am Dienstagabend zur Gedenktafel für die ermordeten Juden Hersfelds am Schillerplatz.

Zahlreiche Menschen waren zur Gedenkfeier der Reichspogromnacht an der Bad Hersfelder ...

Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen hatte zur alljährlichen Gedenkstunde eingeladen. Moderiert wurde die rund 45-minütige Veranstaltung von Pfarrer Rainer Bätzing (Matthäuskirche).

Landrat Thorsten Warnecke erinnerte in seiner Ansprache an die Gräuel des Nationalsozialismus. "Es gibt keine Kollektivschuld", so der Landrat. Man dürfe die Opfer nicht mit den Toten gleichstellen und die Gesellschaft von heute trage die Verantwortung für eine friedliche und gerechte Zukunft.

Erinnern, damit es sich nicht wiederholt

Pfarrer Rainer Bätzing

Landrat Thorsten Warnecke

Auch der Erste Stadtrat Gunther Grimm erinnerte an die Judendiskriminierung, die in die  Judenliquidierung mündete. "Die NS-Propaganda behauptete, der Volkszorn hätte sich spontan und ohne staatliche Lenkung Luft gegen die Juden verschafft", so Grimm. Tatsächlich sei alles vom Nazi-Regime inszeniert worden. "An das, was in jener Nacht im November 1938 geschah, muss erinnert werden, damit es sich nicht wiederholt", sagte der Erste Stadtrat. Die Reichspogromnacht sei ein "grausames Beispiel dafür, was Menschen anderen Menschen antun können". Er zog auch eine Parallele auf die aktuellen Gräueltaten von Srebrenica und Butscha. "Es ist ein Skandal, dass in Deutschland noch immer Synagogen angegriffen werden, dass 'Jude' auf den Schulhöfen noch immer als Schimpfwort benutzt wird und dass Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland heute immer noch bedroht werden", sagte Grimm. "Rassenhass und Rassenwahn ist Gift für eine friedliche Koexistenz."

Erster Stadtrat Gunther Grimm

Monsignore Bernhard Schiller

Annette Willing von der jüdischen liberalen Gemeinde Felsberg

Monsignore Bernhard Schiller erinnerte an Anne Frank und trug drei Zitate aus deren Tagebuch vor. "Ich sehe, wie die Welt allmählich in eine Wildnis verwandelt wird. Ich höre den nahenden Donner, der auch uns vernichten wird. Ich kann das Leiden von Millionen spüren. Und dennoch glaube ich, wenn ich zum Himmel blicke, dass alles in Ordnung gehen und auch diese Grausamkeit ein Ende finden wird. Dass wieder Ruhe und Frieden einkehren werden", schrieb das Mädchen am 14. Juli 1944 in ihr Tagebuch - wenige Wochen vor ihrer Ermordung im Konzentrationslager Bergen-Belsen. "Wir müssen dem wehren, was nie wieder sein darf", so Schiller.

Ergreifender Gesang

Die Synagoge (links) und das zwei Jahre später erbaute Schulhaus für die seit 1877/78 ...Foto: Wikipedia

Annette Willing von der liberalen jüdischen Gemeinde im nordhessischen Felsberg hielt das Totengedenken. "Wir wollen an das Gute in den verstorbenen Menschen erinnern", sagte sie. Auf Aramäisch und Hebräisch rezitierte und sang Willing die jüdische Totenklage, die mit "Shalom" (Frieden) endete.

Mit drei Liedern aus dem Evangelischen Gesangbuch wurde die Andacht musikalisch untermalt. Dazu spielte der Posaunenchor des CVJM und der Evangelischen Kirche Bad Hersfeld unter der Leitung von Gesa Hild. (Christopher Göbel) +++


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