

Kein Veranstaltungsort: Ungewisse Zeiten beim Faschingsverein Stiefel-Club
07.12.22 - Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause fiebern osthessische Fastnachtsvereine mit großer Vorfreude auf die bevorstehende Kampagne hin. Alle? Nein. Große Sorgen hat aktuell der Homberger Stiefel-Club (Vogelsbergkreis). Denn die Stadthalle - der jährliche Veranstaltungsort des Faschingsvereins - bleibt in diesem Winter aufgrund der Energiekrise zu.
Im Oktober hat der Magistrat der Stadt nach einem Dialogtreffen zum Energiesparkonzept die Entscheidung getroffen, dass nur ein Teil der städtischen Liegenschaften über die jetzige Heizperiode geöffnet bleibt. Dazu gehörten lediglich fünf Dorfgemeinschaftshäuser in den umliegenden Dörfern, die Sporthalle in Nieder-Ofleiden und das Mehrgenerationenhaus in Ober-Ofleiden. "Die nicht geöffneten Liegenschaften - darunter auch die Stadthalle in Homberg - werden nur so weit geheizt, dass Schäden an den Gebäuden bzw. ihrem Inventar vermieden werden", heißt es vonseiten des Magistrats nach der Entscheidung.
"Energiekrise stellt Homberg vor Herausforderungen"
Im Wortlaut heißt es:
"Die im Kontext des Überfalls auf die Ukraine entstandene Energiekrise stellt auch Homberg vor eine Herausforderung, die nur in einem gemeinschaftlichen Geist zu stemmen ist. Die durch die Maßnahmen eingesparten Kosten dienen der gesamten Kommune - die eingesparten Brennstoffe sollen dazu beitragen, eine etwaige Mangellage auf nationaler Ebene zu verhindern, welches dringend geboten und durch den Gesetzgeber entsprechend verbindlich eingefordert ist.
Die Auswahl der jeweiligen städtischen Einrichtungen, die für die Heizperiode geschlossen werden oder offen bleiben, erfolgte in Abwägung der Fragestellungen wie Nutzungsgrad, Art und Kosten der Beheizung, Energieeffizienz, Lage und Barrierefreiheit. Bei den geschlossenen Einrichtungen fällt besonders die Stadthalle Homberg ins Auge, die zwar gut genutzt ist, energetisch allerdings deutliche Defizite ausweist und am Gasnetz angeschlossen ist. Im Gegensatz dazu ist beispielsweise das DGH Gontershausen zwar wenig genutzt und nicht barrierefrei, durch die Beheizung mit der dort in einer Biogasanlage erzeugten Fernwärme allerdings erste Wahl in diesen Zeiten und Empfehlung für alle, die einen Ausweichort für ihre Veranstaltung suchen."
Verlegung nach Nieder-Ofleiden im Gespräch
Könnte das für den Homberger Stiefel-Club das Aus bedeuten? Der Faschingsverein hält in der Homberger Stadthalle nämlich seine alljährlichen Sitzungen ab, Männerballett und Tanzgarden nutzen die Räumlichkeiten im Vorfeld zum Trainieren. Und fast zwei Monate nachdem der Entschluss des Homberger Magistrats getroffen wurde, gibt es noch immer keine Alternativmöglichkeit. Die Stadt stehe jedoch im Dialog mit dem Verein."Eine Lösung wäre eine Umsetzung in der Halle in Nieder-Ofleiden", erklärt Bürgermeisterin Simke Ried im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Zudem seien eine Verlegung der Veranstaltung an alternative Orte, oder Abänderungen im Veranstaltungsablauf- oder format im Gespräch gewesen. Dazu gebe es allerdings noch keine abschließende Rückmeldung. "Der HSC hat den Magistrat darüber informiert, dass eine Verlegung nach Nieder-Ofleiden nicht gewünscht ist."
HSC enttäuscht
Der Homberger Stiefel-Club ist enttäuscht über die Entscheidung der Stadt und die Vorgehensweise. Wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht, habe man kein Wort mit dem Stiefel-Club gesprochen, "bei der Jahreshauptversammlung herrschte betretende Ratlosigkeit". Der Alternativlösung steht man kritisch gegenüber, da man nicht sicher sei, wie alle Teilnehmer nach Nieder-Ofleiden kommen und ob das Publikum die Verlegung annehmen würde. "Befürworter hingegen sagen, alles sei besser, als wieder ein Jahr ohne Fasching. Sonst würden vermutlich noch mehr Aktive die Lust verlieren - das wäre irgendwann das Aus für den HSC."
Lösungen, um die Kampagne wie gewohnt in der Stadthalle durchzuführen, habe es laut dem HSC genug gegeben: "Höhere Pauschalen für die Nebenkosten an den Veranstaltungstagen, keine Heizung für Trainings- und Aufbauzeiten usw." Bürgermeisterin Ried: "Die Stadt wird den Verein nach Kräften unterstützen, aber dabei weiter an der Gleichbehandlung aller Vereine festhalten. Das bedeutet, dass wir unser gemeinsam entworfenes und abgestimmtes Energiesparkonzept nicht kurzerhand aufschnüren – auch wenn die Bewältigung der Situation allen besondere Kraftanstrengungen abverlangt."
Stadt ist zuversichtlich
Ried ist dennoch für die Faschingskampagne in Homberg zuversichtlich: "Wir gehen nach wie vor davon aus, eine gute Lösung für alle Seiten zu finden, die eine würdige Ausrichtung des Homberger Faschings ermöglicht - ganz besonders im Sinne der Kinder- und Jugendförderung." Ried weiter: "Nach wie vor sind die Errungenschaften und auch das ungeschmälerte Zukunftspotential des Vereins als wertvoller Teil des kulturellen Lebens in Homberg unbestritten und offensichtlich – daran ändert die derzeitige Situation glücklicherweise nichts." (ld) +++