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Immer mehr Jugendliche werden in Hessens Kliniken mit einem Vollrausch ins Krankenhaus eingeliefert. - Fotos: DAK

REGION Und bei uns? - O|N hat nachgehakt

Mehr Jugendliche mit Vollrausch in Hessens Kliniken - darunter viele Mädchen

14.12.22 - In Hessen mussten im vergangenen Jahr 735 Kinder und Jugendliche nach einem akuten Alkoholrausch in einer Klinik behandelt werden – 382 Jungen und 353 Mädchen. Im Vergleich zum Vorjahr 2020 ist das ein Anstieg um sieben Prozent. Soweit eine offizielle Statistik der DAK-Gesundheit. OSTHESSEN|NEWS fragte bei Krankenhäusern unserer Region nach, wie hier die Erfahrungen sind. Und konnte konstatieren, dass anscheinend eine gegensätzliche Entwicklung zu erkennen ist.  

Doch zunächst zurück zur Bestandsaufnahme der DAK: Besonders auffällig sei die Zunahme von Krankenhauseinweisungen bei Mädchen. So mussten in der Altersgruppe der zehn- bis 14-Jährigen rund zwölf Prozent mehr Mädchen nach einem Rausch in eine Klinik eingeliefert werden (Jungen minus sechs Prozent). In der Altersgruppe 15 bis 19 Jahre waren es rund 13 Prozent mehr (Jungen plus vier Prozent).

Reaktionen aus Osthessen

Das Fuldaer Herz-Jesu-Krankenhaus. Foto: O|N - Archiv / HJK

Die Hünfelder Helios St. Elisabeth-Klinik. Foto: O|N - Archiv / Christian P. Stadtfeld

Das Klinikum Bad Hersfeld. Foto: O|N - Archiv / Carina Jirsch

Wie Viktoria Schmitt für das Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda schreibt, "können wir nach Rücksprache mit unseren Medizinern keinen signifikanten Anstieg an Kindern und Jugendlichen nach einem akuten Alkoholrausch verzeichnen".

Für die Helios St. Elisabeth Klinik Hünfeld kann auch Gudrun Käsmann die Ergebnisse der DAK-Studie nicht bestätigen. Sie schreibt: "Während wir in den Jahren vor der Pandemie jährlich etwa zehn bis 15 Jugendliche unter 18 Jahren mit einer Alkoholvergiftung in unserer Klinik behandelt haben, waren es in den Jahren 2020 und 2021 nur ungefähr halb so viele, in 2022 sogar nochmal weniger (bisher nur drei)".

Wie Loreen Sippel für das Klinikum Bad Hersfeld mitteilt, könne man nach Rücksprache mit Dr. Carmen Knöppel, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, mitteilen, "dass in unserem Haus keine derartigen Beobachtungen gemacht wurden. Wir verzeichnen hier in den vergangenen Jahren keinen Anstieg".

Zwischenruf von Bertram Lenz

O|N-Redakteur Bertram Lenz. Foto: O|N - Archiv / Laura Struppe

Das Abrutschen in die Abhängigkeit von einem Rauschmittel ist zumeist fließend und verläuft - zunächst - unbemerkt. Umso schlimmer ist dann das Erwachen sowohl bei dem Betroffenen als auch bei ihm nahestehenden Menschen. Hier gilt es, frühzeitig Warn- und Alarmsignale gerade bei Kindern und Jugendlichen zu erkennen und einzugreifen.

Denn noch ist Alkohol als "legale" Droge von der Gesellschaft toleriert, wird zumeist oft mehr als ein Auge zugedrückt, wenn die- oder derjenige "über die Stränge schlägt". Bis es zu spät ist. Gefordert sind nicht nur Eltern, sondern auch jene, die den Heranwachsenden auf unterschiedliche Weise begleiten: Lehrer, Ausbilder oder auch Vereinsverantwortliche.

Und auch wenn in den Krankenhäusern unserer Region bezüglich Komasaufens bei Kindern und Jugendlichen zum Glück anscheinend eine gegenläufige Entwicklung konstatiert wird als von der DAK-Gesundheit für Hessen vermeldet, so ist dies doch noch lange kein Grund, Entwarnung zu geben. Eine erste Möglichkeit der Hilfe in oft auswegloser Situation kann da der Erfahrungsweitergeber sein, der vor Kurzem in Künzell vorgestellt worden ist. Darin berichten Eltern von Drogensucht betroffener Kinder und ehemals Drogensüchtige von ihren Erfahrungen, schildern ihr Erleben in den verschiedenen Phasen der Erkrankung und legen dar, was sie als hilfreich empfunden haben.

Verantwortlich für das Werk sind die "Arbeitsgemeinschaft der Rheinisch-Westfälischen Elternkreise drogengefährdeter und abhängiger Menschen e.V. "(ARWED) in Gestalt ihrer Vorsitzenden Christiane Erbel sowie die "Christiane F. Foundation gGmbH", der Mathias Wald als Geschäftsführer vorsteht. 

Dass mit Kreativität neue Wege der Aufklärung beschritten werden können, beweist seit Längerem auch die Kampagne "bunt statt blau – Kunst gegen Komasaufen": Unter diesem Motto sucht die DAK-Gesundheit gemeinsam mit dem hessischen Sozialminister Kai Klose auch 2023 die besten Plakatideen von Schülerinnen und Schülern zwischen zwölf und 17 Jahren zum Thema Rauschtrinken.  Denn klar ist, dass jede Alkoholvergiftung eines Kindes oder Jugendlichen eine zu viel ist.   

Unter den folgenden Links gibt es weitere Informationen zur Kampagne "bunt statt blau" und zum Thema Alkoholprävention. (Bertram Lenz) +++


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