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Eine Märchen-Collage im Stadt(hallen)-Wald
15.12.22 - Weniger kann manchmal mehr sein – so könnte man die Aufführungen des Alsfelder Weihnachtsmärchens umschreiben. Die Verantwortlichen der Marktspielgruppe machten aus der Not eine Tugend: nach den aufwändigen und personalintensiven Marktspiel-Aufführungen im Zusammenhang mit der 800-Jahr-Feier entschlossen sich Johanna Mildner und Jenny Wagner zu einem Kompromiss.
Weniger Aufwand in Form einer kompletten Neuinszenierung, dafür mehr Vielfalt und zusätzlich sogar ein wenig Detektivarbeit für die Zuschauer. Die beiden Schreiberinnen und Regisseurinnen entschlossen sich zu einer Mixtur aus mehreren bekannten Märchen: Hans im Glück, Hänsel und Gretel, Schneewittchen und einige mehr, die das aufmerksame Publikum quasi neben der märchenhaften Unterhaltung auch gleich zu "Märchendetektiven" macht.
Zum Inhalt: Hans wollte den Märchenwald eigentlich nur durchqueren. Er hat seine Ausbildung abgeschlossen und möchte zurück nach Hause. Allerdings hat der Waldgeist Kapu all seine magische Energie aufgebraucht, als er ihn in den Wald hineingelassen hat. Raus kommt Hans nur, wenn er dem magischen Märchenwaldbewohner etwas zu essen bringt – etwas Bestimmtes. Denn nur mit ganz besonderem Backwerk kann Hans Kapus magische Kräfte wiederherstellen und so den Weg aus dem Wald finden.
Auf der Suche nach den weihnachtlichen Leckereien trifft Hans wohlbekannte und auch unbekannte Märchenfiguren und -wesen. Während er daran arbeitet, sich selbst aus seiner Klemme zu befreien, versucht er, auch ihnen zu helfen. Kommen sie gemeinsam an ihr Ziel, getreu dem Motto: "Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Ende"? Gelingt es Hans, sich seinen Weg durch den Wald zu bahnen? Die Marktspielgruppe Alsfeld beantwortet die Frage in ihrem diesjährigen farbenfrohen knapp zweistündigen Wintermärchen.
Intensive Vorarbeiten leisteten wie immer Bühnenbildnerin Inge Zuschlag und Kostümschneiderin Ruth Henkel. Bei den Kostümen griff wieder die bewährte Kooperation mit den Maßschneiderinnen der Max-Eyth-Schule.
Das Schauspieler-Ensemble besteht diesmal aus Akteuren zwischen 12 und 73 Jahren: Johann Kraus, Jussi Dimroth, Fee Pabst, Silvia Völker, Stefan Hädicke, Helmut Berger, Timea Kneip, Jette Erhard-Gerst, Merit Erhard-Gerst, Emil Dimroth, Aaron Anderson und Holger Meier-Schabl. Gleich fünf erfahrene Darsteller*innen verließen nach den Aufführungen im Sommer berufs- und studienbedingt die Marktspielgruppe, dafür rückten andere aus dem Hintergrund nach vorn und es stießen neue dazu.
In schwieriger Probenphase allen Problemen getrotzt
Etwas beschwerlicher als sonst gestalteten sich die Probenphase vor dem großen Moment der ersten Aufführung vor Publikum: die Stadthalle wurde erst unmittelbar vor den Zuschauer-Aufführungen beheizt. Zunächst wurde eine kalte Stadthalle zum Theatersaal transformiert, und die ersten Proben fanden im Freiwilligenzentrum statt.
Das sollten nicht die einzigen Steine sein, die im Weg lagen: die Grippe- und Erkältungswelle macht trotz aller Schutzmaßnahmen auch nur bedingt Halt vor dem Ensemble. In den ersten Aufführungen konnte und musste bereits erfolgreich improvisiert werden und ein ausgefallener Schauspieler wude quasi im Handumdrehen ersetzt. Johanna Mildner im O|N-Gespräch: "Wir sind sehr glücklich, endlich wieder hier in der Stadthalle vor Publikum spielen zu können. Und wie flexibel sich alle mit eingebracht haben, damit wir tatsächlich die ersten Aufführungen vor vollem Haus nun bereits hinter uns gebracht haben, das muss jeden stolz machen, auf, neben und hinter der Bühne!"