Archiv
Der neue "Tafel"-Vorsitzende über Herausforderungen und Wertschätzung
22.12.22 - Die Herausforderungen für die Fuldaer "Tafel" sind in den vergangenen Monaten nicht weniger geworden - im Gegenteil. Neben der immer noch nicht überwundenen Corona-Pandemie haben Vorstand, Mitglieder und die vielen engagierten Helfer mit den Folgen von Ukrainekrieg, Energiekrise und Inflation zu kämpfen. Darüber sprach OSTHESSEN NEWS mit dem neuen Vorsitzenden Stefan Schunck, der eindrucksvoll die Zielsetzung der "Tafel"-Arbeit formuliert: "Die Nationalität eines Menschen interessiert uns nicht, sondern seine Bedürftigkeit. Nur das erfassen wir".
Der 63-Jährige frühere Fuldaer IHK-Hauptgeschäftsführer war während der Jahresmitgliederversammlung Ende September zum Nachfolger von Professor Richard Hartmann gewählt worden. Die "Tafel" ist für Schunck kein Neuland, sondern eher vertrautes Terrain: In den Jahren 2003/2004 habe er als Vize beziehungsweise als Präsident des "Lions Clubs Fulda-Bonifatius" dem erweiterten "Tafel"-Vorstand angehört. Denn die Fuldaer "Tafel", 2003 gegründet, basiere auf einer Idee der rotarischen und "Lions"-Bewegung.
Mit den vertrauten Gesichtern
Vor etwas über einem Jahr sei er von Richard Hartmann angesprochen worden, ob er sich vorstellen könne, dessen Nachfolge anzutreten, so der 63-Jährige im O|N-Gespräch. Er habe sich Bedenkzeit erbeten und dann zwei "Bedingungen" gestellt: Zum einen sollte die Mitgliederversammlung dafür, zum anderen der erfahrene Vorstand mit im Boot sein. Beide Vorgaben wurden erfüllt, denn bis auf Richard Hartmann und Klemens Koeth, seit Gründung der Tafel im Amt, stehen Schunck zur Seite: Seine Stellvertreter Professor Dr. Winfried Fassbinder und Dr. Harald Schnez, Schatzmeister Michael Herber, Schriftführerin Hildegard Reichardt, sowie im erweiterten Vorstand Aloys Früchtl, Uwe Wiencke, Gerhard Krönung und Jürgen Kiel.
Seit Anfang des Jahres 2021 konnte Schunck bereits als Gast an allen 14-tägigen Vorstandssitzungen teilnehmen und sich so in die Themen einarbeiten. Inzwischen sei er aus dem "Praktikanten"-Status in den des "Azubi" gewechselt, meint er lächelnd.
Stichwort Herausforderungen: Gerade zu der Zeit, als die großen Flüchtlingsströme aus der Ukraine die Region erreichten, wurde die "Tafel" damit konfrontiert, dass die Menge der Lebensmittel, die verteilt werden kann, zurückging. Denn in Krisenzeiten versuchen Geschäfte, ihre Bestellmengen dem Umsatz möglichst genau anzupassen beziehungsweise ablaufende Produkte verbilligt selbst zu vermarkten. Die Folge: "Wir haben, für uns ganz unüblich, Lebensmittel, besonders Kindernahrung, gekauft, um sie bei uns weiterzugeben". Voraussetzung war eine Ausnahmegenehmigung des Bundesverbandes der "Tafeln". Das Geld für solche Einkäufe kommt wiederum aus dem Spendentopf, und da muss die Zustimmung für eine solche Nutzung gegeben sein.
Mitglied werden
"Eine weitere Herausforderung ist natürlich die Finanzierung, denn wir sind vornehmlich auf Spenden angewiesen". Schunck ist froh über einen Zuschuss des Landes über 40.000 Euro und über jeweils 2.000 Euro, die Stadt und Kreis Fulda bereitgestellt haben. Und er wirbt eindringlich dafür, Mitglied des Vereins zu werden - und dies bei einem Betrag von 36 Euro jährlich. Anträge kann man auf der Homepage herunterladen.Gegenwärtig sind gut 400 Menschen Mitglied bei der "Tafel" in Fulda, die - um bei Zahlen zu bleiben - aktuell rund 700 Bedarfsgemeinschaften, und damit rund 2.000 Personen, mit Lebensmitteln versorgt. Dass dies möglich ist, dafür sorgen die annähernd 100 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die unter anderem die 60 Supermärkte und Großbäckereien in der Region anfahren, die Ware sortieren und ausgeben. Hinzu kommen einige hauptamtlich Tätige, die auf Vermittlung beispielsweise der Arbeitsagentur eingesetzt werden.
Aktive Helfer gesucht
Was Schunck froh und positiv stimmt, das ist das hohe Maß an Wertschätzung, das die "Tafel" dank des vielschichtigen Engagements besonders der Helfenden in der Öffentlichkeit genießt. Und dank der Tatkraft der bisherigen Vorsitzenden Heinz Steege, Wolfgang Arnold und Richard Hartmann. Dies motiviere, und darauf wolle er aufbauen. Zumal mittelfristig eine neue Bleibe gesucht werden müsse, da man in der Weserstraße 33 an die räumlichen Grenzen stoße. "Und wir freuen uns immer über neue aktive Helfer, die sich in unserem Büro melden können".
Hintergrund
Lebensmittelausgabe:
Dienstag / Donnerstag / Freitag 11.30 bis 13.45 Uhr.Büro:
Montag bis Freitag von 7 bis 14 Uhr.
Ausweisbüro:
Dienstag / Donnerstag / Freitag von 11.30 bis 13.45 Uhr. (Bertram Lenz) +++