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Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hatte aufgrund der Notsituation vorgeschlagen, Menschen sollen Medikamente an Kranke weitergeben. - Archivfotos: O|N

FULDA "Fiebersaft für Kleinkinder ist Mangelware"

Flohmärkte für Medikamente? Deswegen raten Apotheker dringend davon ab

20.12.22 - Arzneimittel sind derzeit Mangelware. Aufgrund der anhaltenden Lieferengpässen hatte die Bundesärztekammer jetzt dazu aufgerufen, Medikamente unter Nachbarn und Familienmitgliedern zu teilen. Apotheker halten den Vorschlag für äußerst bedenklich.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hatte aufgrund der Notsituation vorgeschlagen, Menschen sollen Medikamente an Kranke weitergeben. Er sagte dem Tagesspiegel: "Wir brauchen so was wie Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft." 

Die Brüder Andreas und Christian Wetterich von der Rosen-Apotheke in der Frankfurter ...

Die Apotheker Andreas und Christian Wetterich von der Rosenapotheke in Fulda mahnen: "Arzneimittel sind ein besonderes Gut. Aus pharmazeutischer Sicht ist der Vorschlag eines Flohmarktes gefährlich." Im OSTHESSEN|NEWS-Interview erklären sie: "Wir verstehen, dass die Bundesärztekammer das in dieser Notsituation gut gemeint hat und sehen auch den Hilfsaspekt, aber bei Arzneimitteln ist Vorsicht geboten. Das sind keine Kleidungsstücke - wie auf einem Flohmarkt - die man waschen kann und dann sind sie wieder wie neu." Vor allem die Lagerung der Medikamente sei äußerst wichtig. "Ich muss wissen, wie lange ein Saft bereits geöffnet ist und welchen Temperaturen er ausgesetzt wurde. Anstatt zu helfen, richte ich sonst Schaden an."

Der Filialleiter der Bären-Apotheke Markus Helm.

Ähnlich sieht das Markus Helm, Filialleiter der Bären-Apotheke in Fulda: "Ich finde den Vorschlag nicht gut. Medikamente gehören in die Hände von Fachleuten." Für ihn sei das Ganze übers Knie gebrochen und keine professionelle Lösung. 

Der Kampf um die Lieferung

Beide Apotheken müssen derzeit einen enormen Mehraufwand betreiben, um überhaupt an Arzneimittel zu gelangen. "Für die ganz Kleinen (Säuglinge bis vierjährige Kinder) ist kein Fiebersaft lieferbar", erzählen die Brüder Wetterich. "Wir kämpfen jeden Tag darum, etwas geliefert zu bekommen." Doch die Standardabläufe - Bestellungen am Computer - funktionieren nicht mehr. "Man muss hinterhertelefonieren, sich auf Wartelisten setzen lassen und hoffen, dass eine Lieferung kommt." Leider seien ihnen oftmals die Hände gebunden.

Vielfältige Gründe

Die Landesapothekerkammer Hessen schreibt zu den Lieferengpässen: "Die Ursachen für Lieferengpässe sind vielfältig. Beispielsweise kann die Wirkstoffproduktion ins Stocken geraten, wenn Herstellungsprozesse umgestellt werden. Dies ist besonders kritisch, wenn ein Wirkstoff nur an wenigen Standorten produziert wird. Immer weniger pharmazeutische Unternehmen stellen Wirkstoffe selbst her, sondern lassen sie aus Kostengründen im Ausland, beispielsweise in Asien, produzieren. Der Transport aus Übersee spielt also ebenfalls eine Rolle." (Nina Bastian) +++


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