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Immer noch faszinierend: Romy Schneider und Karlheinz Böhm. - Foto: Pinterest/Facebook

REGION Betrachtung von Bertram Lenz

Alle Jahre wieder: Was fasziniert uns an den "Sissi"-Filmen?

27.12.22 - In den 1960-er Jahren wurde der Begriff des "Straßenfegers" geprägt: Gemeint waren damals Krimis, die so viele Menschen vor den Fernseher lockten, dass draußen nichts los war, die Straßen also buchstäblich "leer gefegt" waren. Die Edgar Wallace- und Francis Durbridge-Verfilmungen fallen in diese Kategorie. Und die drei Teile von "Sissi" mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm in den Hauptrollen. Zunächst in den Kinos ein herausragender Kassenerfolg. 

Inzwischen hat sich angesichts der schier unüberschaubaren Flut an TV-Programmen und Streaming-Diensten vieles verändert - nur eines nicht: Alljährlich sorgt "Sissi" an den Weihnachtstagen dafür, dass mehrere Millionen Zuschauer in der warmen Stube sitzen. Will sagen: Der in den 1950-er Jahren gedrehte Dreiteiler lockt immer noch, gehört in zahlreichen Familien zum Fest einfach dazu. Und ist in seiner Bedeutung dabei doch anders gelagert als - beispielsweise - "Der kleine Lord" oder "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel".

Sehnen nach der "guten alten Zeit"

Ich glaube, ein wichtiger Grund liegt darin, dass viele der heutigen Zuschauer etwas mit jener Zeit verbinden, in der "Sissi" gedreht worden ist. Die 1950er-Jahre gelten in der Rückschau zwar als miefig und spießig, geprägt von Politikern wie Kanzler Konrad Adenauer und Bundespräsident Theodor Heuss, die eher altbacken und großväterlich herüberkamen als dynamisch und smart. Und dennoch verknüpfen viele jene Jahre auch mit solchen Attributen wie "überschaubar", "geborgen" und - durchaus im positiven Sinne gesehen - "gemächlich". Von Hektik und Ruhelosigkeit, die gerade unser heutiges Leben ebenso prägen wie ständige Erreichbarkeit, war noch nicht allzu viel zu spüren. Eher von Aufbruchstimmung und tatkräftigem Optimismus nach den bitteren Erfahrungen und Leiden nach Drittem Reich und Zweitem Weltkrieg.

O|N-Redakteur Bertram Lenz beleuchtet den Erfolg der "Sissi"-Filme.

Den "Sissi"-Filmen haftet jene Vertrautheit an, die wir uns wahrscheinlich in unserem Innersten zurückwünschen. Gerade jetzt in Zeiten, während denen uns Ukraine-Krieg, Corona-Pandemie und andere existentielle Krisen jedweder Art zu schaffen machen und mürbe zu machen drohen. Dank des Internets ist die Welt ganz nahe in unserem Wohnzimmer - und dennoch sehnen sich viele von uns nach dieser (scheinbaren) Idylle, die die "Sissi"-Filme ausstrahlen.

Neben Romy Schneider und Karlheinz Böhm ergötzen uns der gutmütige Gustav Knuth, der sich tollpatschig gebende Josef Meinrad (immerhin festes Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater) oder auch die mütterliche Magda Schneider noch immer. Und beruhigen auf eine ganz eigene Art und Weise mit ihrem nostalgischen Charme.

Da kann bei allen Bemühungen auch die sogenannte Event-Serie "Sisi" bei RTL+ nicht mithalten. Und so dürften auch heute wieder viele um 17.30 Uhr die ARD einschalten, wenn der dritte Teil der "Sissi"-Filme läuft, die "Schicksalsjahre einer Kaiserin".

Bis zum nächsten Jahr. (Bertram Lenz) +++


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