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Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung verlief der Start ins neue Jahr hier in der Region ruhig. Die Einsatzzahlen für Feuerwehreinsätze seien an beiden Tagen über dem Monatsdurchschnitt des Dezembers. - ON Archiv: Henrik Schmitt / Gerhard Manns

REGION Drei Kommunen. Drei Meinungen.

"Verantwortungsbewusstsein hat enge Grenzen" - Debatte ums Feuerwerk

04.01.23 - Das neue Jahr begann mit einem Knall. Zahlreiche Brände und Ausschreitungen dominierten bundesweit die Schlagzeilen (O|N berichtete). In dieser Folge von "Drei Kommunen. Drei Meinungen." schildern die Bürgermeister von Alsfeld, Petersberg und Bad Hersfeld ihre Erfahrungen, formulieren Forderungen und geben ganz persönliche Einblicke. 

Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung verlief der Start ins neue Jahr hier in der Region relativ ruhig. Die Einsatzzahlen für Feuerwehreinsätze seien an beiden Tagen über dem Monatsdurchschnitt des Dezembers, "Rettungsdiensteinsätze lagen am 31. Dezember deutlich unter dem Durchschnittswert, am 1. Januar leicht darüber", konstatiert der Vogelsberger Kreissprecher Christian Lips. Von einem "ruhigen bis normalen" Geschehen spricht auch der Landkreis Hersfeld-Rotenburg.

"Weitestgehend friedlich und ohne besondere Vorkommnisse", so beschreibt auch die osthessische Polizei den Wechsel ins neue Jahr. Ein klarer Trend zeichnet sich hingegen bei den Einsätzen der Feuerwehr im Landkreis Fulda ab: Statt zu  vier wie beim Jahreswechsel 17/18, kam es in diesem Jahr immerhin zu 28 Einsätzen für die Helfer in Blau.

"Feuerlos und ohne Böller" - So feierten die Bürgermeister

"Im privaten Kreis, mit viel Vorfreude auf meine neuen Aufgaben – ansonsten aber "feuerlos" und ohne Böller", so schreibt die Bad Hersfelder Bürgermeisterin Anke Hofmann. Sie könne sich nicht erinnern, wann sie zuletzt Geld für Böller oder Raketen ausgegeben habe.

Bürgermeister Stephan Paule (Alsfeld)

Schon anders klingt das bei Stephan Paule - der Alsfelder Bürgermeister erklärt gegenüber OSTHESSEN|NEWS: "Ich persönlich mag Feuerwerk. Auch wenn ich zu denjenigen gehöre, die schon immer sehr wenig privat dafür ausgegeben haben". Mit Freunden habe er ins neue Jahr gefeiert.

"Für viele Menschen gehört ein Feuerwerk zur Neujahrsnacht dazu – es hat Tradition, damit die "bösen Geister" zu vertreiben und das neue Jahr zu begrüßen", findet Carsten Froß. Insofern könne er schon verstehen, wenn jemand Spaß daran habe, an Silvester Raketen zu zünden. Persönlich sei er "mit einer Tanzveranstaltung im Propsteihaus" ins neue Jahr gestartet.

Bürgermeisterin Anke Hofmann (Bad Hersfeld)

Kosten, die die Gemeinschaft trägt: "sicher Millionenbeträge"

"Enge Grenzen hat das jeweilige persönliche Verantwortungsbewusstsein aber offensichtlich immer noch in der Beseitigung der eigenen Feuerwerk-Reste", stellt Hofmann fest. Der Reinigungsaufwand sei jedes Jahr um Silvester herum für die Kolonnen deutlich höher als sonst. Es entstünden bei den Kommunen echte Kosten in Form von höherem Personaleinsatz. "Ich schätze das für uns auf einen niedrigen vierstelligen Bereich – bei 11.000 Städten und Gemeinden in Deutschland kommen da sicher Millionenbeträge zustande", erklärt die Bad Hersfelderin.

"In diesem Jahr wurden unsere Leute von der Jugend der Ahmadija Muslim Jamaat ehrenamtlich unterstützt. Eine schöne Geste, wie ich finde", freut sich indessen Paule über die Hilfsbereitschaft der islamischen Gemeinde. Doch auch er berichtet von hohen Personalaufwendungen. Er würde es begrüßen, "wenn noch mehr Menschen ihre Feuerwerks- und Böllerreste auch aufkehren und entsorgen würden, so wie es die große Mehrheit der Alsfelder auch tut".

Verkaufsverbote in der Kritik, aber Einschränkungen denkbar

Petersberger Bürgermeister Carsten Froß

"Ein Verbot würde in diesem Fall die Probleme nur bedingt lösen, vielmehr könnten dadurch mehr illegale und gefährliche Böller ins Land kommen", erklärt Froß. Klar sei hingegen, dass es Zonen geben müsse, an denen Feuerwerk weiterhin verboten bleibt, "zum Beispiel in der Nähe von Kirchen, Denkmälern oder Fachwerkhäusern".

Auch Hofmann vermutet, dass man der Unvernunft Einzelner zum Silvesterfest nicht durch Verbote Herr werde. Zu einfach sei die Beschaffung illegaler Kracher über das Internet. "Wir können zwar keine Verkaufsverbote aussprechen, aber das Anzünden von Feuerwerkskörpern in Teilen unseres Stadtgebietes können wir beispielsweise aus Brandschutzgründen durchaus einschränken", betont sie. Hier wolle man als Stadt die Situation im Auge behalten.

Der Kritik an einem generellen Verkaufsverbot schließt sich auch Paule an. "Man kann nicht Dinge verbieten, weil einige sie als Werkzeug für kriminelles Randalieren benutzen. Die Straftäter, insbesondere in den Eskalationsbereichen der Großstädte, müssen konsequent verfolgt werden", findet er.

Worauf es im nächsten Jahr herausläuft, wird sich zeigen. Es bleibt abzuwarten, wie die Politik reagiert. Von einem kompletten Verbot, scheint aber zumindest in Osthessen nicht die Rede zu sein. (Moritz Bindewald) +++


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