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Alles hat ein Ende, doch die Wurst hat zwei: (K)ein Schluss für Oestreich
19.01.23 - "Über 15 Jahre ging es mit dem Laden stetig bergauf. Und dann kam Corona", sagt Katrin Oestreich. Gemeinsam führte das Ehepaar über 18 Jahre eine eigene Metzgerei im Künzeller Ortsteil Engelhelms - seit Weihnachten ist damit Schluss, wie auch mit ihren Ständen auf den Wochenmärkten der Region.
Erst habe man nach und nach das Personal aufgeben müssen, über die Energiekrise seien dann auch die Maschinen samt Leasing ein Minusgeschäft geworden. Das hätte man ja alles irgendwie noch stemmen können, wenn nicht auch immer weniger Kunden den Laden besucht, für immer geringere Summen eingekauft hätten. "Früher haben die Leute für 20 bis 25 Euro eingekauft, heute kaufen die bloß noch zwei Bockwürste", berichtet sie.
Rivale der Heimat: Discounter machen regionalen Betrieben das Leben schwer
"Entweder haben die Leute tatsächlich aufgehört, Fleisch zu essen, oder sie haben es halt bei Discountern gekauft", so Oestreich. Das sei nun mal günstiger - und auch bequemer. "Viele machen jetzt einfach alles in einem Rutsch, erledigen den gesamten Einkauf in einem. Das können und wollen wir halt nicht bieten."Daraufhin habe man sich schweren Herzens durchgerungen, einen Schlussstrich zu ziehen. Auch die eigene Schlachtung gehöre jetzt der Vergangenheit an. "Es geht nicht mehr, es reicht nicht mehr. Ganz wollen wir das Licht aber auch nicht ausmachen." So wolle man den beliebten Partyservice weiter erhalten. "Das machen wir gerne, das können wir gut und das kommt auch gut an", erklärt sie.
Geniale Neuerung: Die "Wursthotline" der Oestreichs Und noch eine Neuerung haben sie an den Start gebracht: Eine "Wursthotline". "Das heißt, die Leute rufen bei uns an, wir bestellen das, produzieren das und dann können die sich das hier nach Termin abholen". So müsse keiner auf die "Hausmacher-Sachen, die es dann halt in anderen Läden in dieser Qualität nicht gibt", verzichten. Zu einer vereinbarten Uhrzeit mache man dann das Rollo hoch, da gibts dann "das Gute vom Metzger".
"Klar waren viele traurig bis geschockt, als sie gehört haben, dass wir unseren Laden schließen", so Katrin Oestreich. Die allermeisten hätten zugesagt, dem Familienbetrieb auch weiter die Treue zu halten. "Es war auch schon eine Frau da, die erklärt hat, dass sie erst geht, wenn sie was von uns bekommen hat", sagt sie mit einem wehmütigen Lächeln.
Abschied fällt schwer, für die Oestreichs, wie auch für ihre Kunden. Immerhin ist es ein Stück Heimat, das zumindest in Teilen verschwindet. (Moritz Bindewald) +++