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- Fotos: Carina Jirsch

FULDA Osthessens größte Sporttalente

Pius Baier: Vom 170-Seelen-Ort Rengersfeld auf dem Weg zur Profi-Karriere?

30.01.23 - Er ist 14 Jahre jung, wohnt im Rhön-Örtchen Rengersfeld, gehört Hessens Landeskader an - und für ihn gibt es nach eigener Aussage neben Schule, Familie und Freunden nur Billard. Gemeint ist Pius Baier. Nachdem er das angestrebte Fachabi in der Tasche hat, könne er sich eine Profi-Karriere durchaus vorstellen. Träumen ist erlaubt. OSTHESSEN|NEWS hat das Talent während des Trainings in der Billard-Arena des Sportzentrums der SG Johannesberg besucht.

Nichts gegen das Örtchen Rengersfeld. Auch Pius Baier ist froh, dass er dort wohnt. Südlich von Gersfeld liegt es. "100, 110, vielleicht 120 Einwohner, mehr aber nicht", bemerkt der 14-Jährige. Glaubt man dem letzten Wikipedia-Eintrag, sind es 169. Aber irgendwie klingt es, als könnte es Pius irgendwann zu eng werden. Gegenwärtig besucht er die 9. Klasse der Rhönschule in Gersfeld. Es klappt nach eigenen Worten "recht gut" in der Schule. "Dieses Jahr war nicht so erfolgreich. Aber es ist noch okay. Nicht so ganz für meine Ansprüche. "Das nächste Halbjahreszeugnis ist wesentlich besser". Hat er sich jedenfalls vorgenommen. Es klingt überzeugend.

Schule, Freunde, Familie - und Billard

Es dauert nicht lange, bis wir bei seiner Leidenschaft ankommen: dem Billard. Was ihn daran so reizt und fasziniert? "Mir macht es einfach brutal Spaß." Kaum ist eine Billardkugel auf den Tischen der SG Johannesberg ins Rollen gekommen, sagt er, warum. "Wenn ich in meinem Fokus bin, kann ich das viele Stunden durchziehen. Drei, vier Stunden." Man spürt, dass er sich gut dabei fühlt. Pius ist völlig bei sich in diesem Moment. "Ich hab's gerissen." Man muss es ihm glauben. Als wolle er seinen Drang beschleunigen, fügt er an: "Für mich gibt es nur Schule, Freunde, Familie - und Billard." Ob das einer Liebeserklärung gleichkommt? Dem Setzen von Prioritäten? Dass ein junger Mensch weiß, was er will? Wie sein zukünftiger Weg verlaufen wird? In Pius' Augen und in seiner Welt scheint vieles möglich. 

Er habe manche Sportart probiert, auch Videospiele waren darunter, "aber das habe ich aufgegeben. Das ist gar nicht mein Fall". Pius sagt, was er vorzieht. "Wenn ich gerade mal freihabe, schnappe ich mir mein Queue und trainiere." Dazu hilft ein Billard-Tisch, über den er seit einem Jahr zu Hause verfügen kann. 

Seit fast dreieinhalb Jahren spielt Pius - von der Kreis- in die Oberliga

Seit fast dreieinhalb Jahren spielt der 14-Jährige Billard - derzeit in der dritten Mannschaft der SG Johannesberg in der Landesliga. Die ist Zweiter der Klasse - Pius' Mitspieler sind Andreas Wildner, Wolfgang Wessel, Daniel Nunez-Gonzalez, Rainer Perlak oder Stephan Wiegand, der gleichzeitig sein Trainer ist. Im Landeskader in Wiesbaden nimmt sich Michael Wahl, einst eine Größe im Fuldaer Billard, Pius' Begabung an.

Auch an seinen ersten Einsatz für die SGJ kann er sich noch erinnern. "Das war in der Kreisliga. Bei der fünften Mannschaft gegen die vierte." Jetzt ist Pius auf höherer Ebene unterwegs. Kürzlich mischte er in der Zweiten der SG Johannesberg mit - in der Oberliga. Das war am 19. Dezember vergangenen Jahres: beim Sieg gegen Gießen gab er im 10-Ball eine gute Figur ab. Bei den Deutschen Meisterschaften in Bad Wildungen sammelte er im letzten Jahr Erfahrungswerte und erreichte immerhin das Achtelfinale.

"Profi zu sein, das würde ich mal versuchen. Du reist um die ganze Welt"

Es kommt nicht überraschend, dass Pius noch Großes vorhat. "Mein Lebensziel wäre es, mal in der 1. Bundesliga zu spielen." Und er wagt sich ein Stückchen weiter vor. "Wenn ich die Chance hätte, als Profi zu spielen, würde ich es mal versuchen." Thorsten Hohmann, das Aushängeschild der SGJ in Sachen Billard, ist in die USA ausgewandert für seinen Sport. "Rein theoretisch könnte ich auch in Deutschland bleiben", bemerkt der 14-Jährige, "aber viele sind halt dauernd unterwegs. Und ich finde das schön. Da reist du um die ganze Welt". 

Pius hofft, dass er als 19-Jähriger sein Fachabi in der Tasche hat. Informationstechnik strebt er an, etwas im IT-Bereich soll es werden. Danach könnte er sich den Weg für seinen Traum bahnen. Dass das mit viel Entbehrungen verbunden ist, das weiß er. "Du musst trainieren wie ein Ochse. Gerade als Profi. Billard ist ein sehr zeitaufwendiger Sport." Und während er sich bei seinen Sponsoren bedankt, gebührt Alexander Peer das Wort.

Alexander Peer: Jugendarbeit ist ein wichtiger Baustein unserer Entwicklung

Der Billard-Abteilungsleiter der SG Johannesberg weiß um die Begabung der Nachwuchskraft - und er ordnet ein: "Jugendarbeit ist ein wichtiger Baustein unserer weiteren Entwicklung - und Pius ist im Prinzip der erste Jugendliche dieses Prozesses, um eigene Talente zu entwickeln. Er muss nicht zwingend in der Bundesliga spielen." Peer ist der Überzeugung, "den Verein noch weiter mit Leben zu füllen". So wolle man in diesem Jahr - 2023 - noch die Zahl von 100 Mitgliedern im Billard erreichen. Vor viereinhalb Jahren waren es noch 27, aktuell sind es gut 80. 

Noch fühlt sich Pius Baier wohl in Rengersfeld. Hier lebt und wohnt er zusammen mit Mutter Marion, Vater Heiko und Schwester Miriam. Die ist 16 und ein wenig älter als ihr Bruder. Und wenn der zu Hause hart an sich arbeitet, dann erfüllt sich vielleicht der Traum von Billard-Profi. OSTHESSEN|NEWS verfolgt seinen Weg. (wk)+++


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