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Im Kreiskrankenhaus: Dr. Beizai hält Vortrag zum "Kreuz mit dem Kreuz"
20.01.23 - Vor einigen Millionen Jahren fing es an, zeitlich lässt sich das nur sehr grob eingrenzen. Hingegen relativ sicher zu sagen ist: Rückenschmerzen dürften den Menschen schon lange begleiten. "Denn seit sich der Mensch aufrecht bewegt, ist die Wirbelsäule eine Schwachstelle, die sich bei den meisten Menschen immer wieder bemerkbar macht", sagt Dr. Mostafa Beizai, Sektionsleiter und Facharzt für Wirbelsäulenchirurgie am Kreiskrankenhaus des Vogelsbergkreises in Alsfeld (KKA), im Rahmen des ersten Vortragsabends des Jahres. Gemeinsam mit Friedhelm Kalbhenn, Vorsitzender des ausrichtenden Vereins "Freunde und Förderer des KKA", begrüßt er an diesem Abend die knapp 30 Gäste in der Cafeteria des KKA.
Zu Beginn seines kurzweiligen Vortrags geht es um den anatomischen Aufbau des stützenden Gelenkapparats, den die Wirbelsäule bildet. Denn harmonieren die vielen Bänder, Knochen, Knorpel und Bindegewebe, ist eine gut funktionierende Wirbelsäule das Resultat. "Spielt das alles zusammen, sorgt die Wirbelsäule für Stabilität, Mobilität und schützt wichtige Nerven", sagt der Mediziner. Wird dieses Zusammenspiel gestört, wird es problematisch. Denn bei einem Hexenschuss, medizinisch korrekt Lumbago genannt, werden kleinste Dinge zur Herausforderung. Die gute Nachricht: "Akute Rückenschmerzen haben einen guten Heilungsverlauf. In 90 Prozent der Fälle sind eine milde Schmerztherapie und moderate Bewegung ausreichend. Halten die Schmerzen allerdings zwei bis drei Wochen an, ist eine gründliche ärztliche Untersuchung angebracht", weiß Dr. Beizai.
Manchmal ist große Eile geboten Gleichzeitig warnt er: "Nach Unfällen, oder wenn der Schmerz in die Arme oder Beine ausstrahlt, Muskeln geschwächt sind oder Gefühlsstörungen auftreten, muss frühzeitig gehandelt werden, da ansonsten möglicherweise verletzte Nervenbahnen unwiederbringlich verloren gehen können." Etwa beim sogenannten Cauda-Syndrom muss schnell gehandelt werden, denn dabei drückt Bandscheibengewebe massiv auf den Rückenmarkskanal. "Das geht mit Empfindungsstörungen im Bereich der Innenseite der Oberschenkel, der Genitalregion sowie mit Blasen- und Darmfunktionsstörungen einher. Dann ist große Eile geboten", sagt Dr. Beizai, denn in der Regel müsse dann sofort operiert werden.
Die Therapie langwieriger Rückenschmerzen ist vielschichtig – genauso wie die Ursachen. Denn neben Blockaden oder Verschleiß an Gelenken, Muskelverspannungen beispielsweise aufgrund von Stress, langem Sitzen oder fehlender Bewegung, kommen auch Frakturen, Verengungen des Spinalkanals, Missbildungen, Arthrose, Tumore oder Osteoporose als mögliche Ursachen in Frage. "All das sind Faktoren, die eine mögliche Therapie beeinflussen. Hinzu kommt die gezielte Anpassung der Therapie an den jeweiligen Patienten und seine Situation", führt der Sektionsleiter aus.
Ziel ist es, die Lebensqualität zu verbessern
Nicht immer müsse dann operiert werden. "Etwa 80 Prozent aller Bandscheibenvorfälle müssen primär nicht operativ versorgt werden. Denn meist zeigt eine konservative Behandlung mit Medikamenten und Physiotherapie gute Erfolge", sagt Beizai. Halten die Beschwerden sich trotzdem hartnäckig und länger als sechs Monate müsse genauer geschaut werden. Interventionelle Schmerztherapie, bei der Medikamente direkt ins betroffene Gewebe gespritzt werden, oder Reha-Maßnahmen sind denkbar. "Unser Ziel ist immer, die Lebensqualität zu verbessern und die Leidenszeit zu verkürzen. Der Weg dahin ist individuell und wird stets an die Bedürfnisse der Patienten angepasst", führt der Mediziner aus.Doch auch schon vorher können Menschen etwas für ihren Rücken tun. "Prophylaktische Maßnahmen haben einen ausgesprochen positiven Effekt", macht Beizai deutlich. Bewegung im Alltag, dynamisches Sitzen mit regelmäßigen Steh- oder Gehpausen, richtiges Heben mit geradem Rücken aus den Knien heraus, individuell angepasster Sport oder Kräftigungsübungen können dabei helfen, vorzubeugen. "Das ist in den allermeisten Fällen besser, zielführender und günstiger, als auf Werbeversprechen teurer Hilfsmittel, deren Wirkung nicht belegt ist, hereinzufallen", betont der Mediziner abschließend, bevor Friedhelm Kalbhenn sich bei Referent sowie Publikum bedankt und zu den in 2023 monatlich stattfindenden Vortragsabenden einlädt. (pm) +++