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Was tun, wenn Nasenspray zur Sucht wird? - Symbolbild: Pixabay

REGION Prof. Dr. med. Konrad Schwager im Interview

Wenn Nasenspray nach dem Schnupfen zur Sucht wird: Was kann ich tun?

24.01.23 - Vor einer Reise wird noch schnell die Tasche überprüft. Ist man unterwegs, kann man nicht ohne eine Flasche in der Jackentasche ruhig bleiben. Die Frage kommt auf: Habe ich genug dabei? Dieses Phänomen kennen Menschen, die unter einer Nasenspraysucht leiden oder mit jemandem befreundet sind, der nicht mehr aufhören kann zu sprühen.

Prof. Dr. med. Konrad Schwager. Foto: Klinikum Fulda

OSTHESSEN|NEWS hat mit Prof. Dr. med. Konrad Schwager, dem Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Klinikum Fulda gesprochen.

Herr Professor Schwager, wer nimmt häufig Nasenspray und wann?

Natürlich verwendet man immer dann Nasensprays - und wir sprechen hier von den abschwellenden Nasensprays - wenn man eines benötigt. Vor allem beim banalen Schnupfen holen sich viele Patienten ein Spray in der Apotheke. Gerade nachts und im Schlaf löst sich damit die verstopfte Nase und die lästige Luftnot hört auf. Die Präparate sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlichen in Form von Sprays und Tropfen.

Wie wirken die Sprays und welche machen süchtig?

Die Wirkstoffe von abschwellenden Nasensprays führen zur Verengung der Blutgefäße in den Nasenschleimhäuten, die Blutzufuhr verringert sich. In der Folge schwellen die Schleimhäute ab. Vor allem die Schwellkörper der Nasenmuscheln reagieren so auf die Wirkstoffe, die Nase wird weiter und die Nasenatmung wieder frei. Der sogenannte Privinismus, wie die Sucht in Fachkreisen genannt wird kommt von dem Markennamen des schon lange bekannten Medikaments Privin.

Es gibt unterschiedliche Dosierungen, für Erwachsene und Schulkinder, sowie Kleinkinder und Säuglinge. Man sollte bei der Dosierung von Nasensprays - gerade bei kleinen Kindern - vorsichtig sein und im Zweifel den Arzt des Vertrauens konsultieren. 

Wie lange sollte man ein Nasenspray maximal einsetzen?

Als Faustregel gilt: nicht länger als sieben Tage. Sicherlich gibt es Situationen, in denen man die Sprays länger nehmen muss. Dies muss man in jedem Fall mit seinem behandelnden HNO-Arzt absprechen. Zum Beispiel bei schwerer Nasennebenhöhlenentzündung kann ein längerer Einsatz sinnvoll sein. Da ist es das abschwellende Nasenspray, das wichtigste Medikament noch vor dem Antibiotikum, weil die Zugänge zu den Nebenhöhlen abschwellen und Eiter und Sekrete abfließen können.

Was sind Symptome der Sucht?

Symbolbild: Pixabay

Man kann sich an Nasenspray gewöhnen. Dann kommt es häufig zu längerer Anwendung. Nach 6-8 Stunden lässt die Wirkung nach und man will wieder sprühen. Mediziner sprechen von einem sogenannten Reboundeffekt. Die Sprays führen dazu die Nase, die sie eigentlich befreien sollen, zu verstopfen.

Damit ist folgendes gemeint: Die Schleimhäute gewöhnen sich schnell an die Anwendung der Medikamente. Wenn das Spray oder die Tropfen einige Stunden nicht verwendet werden, schwellen die Schleimhäute wieder an. Diese Schwellung geht aber über den Normalzustand hinaus, die Nase ist dicht.

Es entsteht somit ein Teufelskreis – durch das viele Sprühen und den Reboundeffekt – der Patient bekommt regelmäßig schlechter Luft und sprüht noch mehr.

Wie kann man sich von der Sucht befreien?

Am wichtigsten ist, dass man sich an die maximal 7 Tage der Einnahme hält. Gelingt das nicht, sollte man die Anwendung einschränken indem man bewusst seltener sprüht oder eine geringere Dosierung, beispielsweise die eines Säuglingssprays wählt.

Ein Wechsel auf Kochsalzlösung oder Meerwasser, kann auch hilfreich sein, die Sucht zu überwinden. Bei anatomisch normalen Nasen gelingt das mit ein wenig Willensstärke.

Bei engen Nasen oder großen Nasenmuscheln wird es schwierig. Wenn das Nasenspray der Grund für die Sucht ist, kann man mit einer "Muschelkaustik" die Nasenmuscheln verkleinern. Die Muscheln verhalten sich danach im An- und Abschwellen wieder normal. Dieser Eingriff kann ambulant durchgeführt werden.

Besteht permanent das Gefühl, keine Luft zu bekommen, sollte man eine allergische Reaktion ausschließen. Gerade jetzt im Januar fliegen schon Haselpollen (O|N berichtete bereits). Auch an ganzjährige Allergien wie gegen Hausstaubmilbe und Tierhaare muss gedacht werden. HNO-Ärztinnen und –Ärzte sind hier die richtigen Ansprechpartner. Sie können auch entscheiden, wann z. B. ein kortisonhaltiges Nasenspray bei der Überwindung der Abhängigkeit helfen kann.

Ein kritischer und rationaler Einsatz der Medikamente ist wichtig. Natürlich helfen sie sehr gut bei massiven Erkältungen oder Nebenhöhlenentzündungen. Auch bei Tubenbelüftungsstörungen kommen sie zum Einsatz. Immer beim Beginn der Therapie sollte man allerdings wieder an das Absetzen denken und im Zweifel einen leichten Entzug in Kauf nehmen. (ab) +++


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