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Prof. Dr. Sefrin klärt auf: Im Notfall die richtige Nummer wählen
13.02.23 - Der bundesweite Notruf 112 sollte nur bei lebensbedrohlichen Notfällen gewählt werden. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass der Rettungsdienst zu häufig gerufen wird. Jährlich steigen die Einsätze besonders bei Bagatellfällen um sieben Prozent. Es besteht in der Bevölkerung vielfach Unkenntnis, was unter lebensbedrohliche bzw. lebensgefährliche Notfälle zu verstehen ist. Vielen Bürgern fällt es schwer, zwischen einem "Akutfall" und einem Notfall zu unterscheiden.
Was viele Menschen nicht wissen, dass bei Akutfällen - das sind Krankheitsfälle, die keine Notfälle sind - der Ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Telefon-Nummer 116 117 (ohne Vorwahl) zuständig ist, wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist. Der Rettungsdienst wird deshalb immer häufiger zu nicht indizierten Einsätzen gerufen. Die Einsätze, bei denen – weil nicht medizinisch indiziert – kein Abtransport in ein Krankenhaus erfolgte, hat von 2021 auf 2022 um 25 Prozent zugenommen. Die Folgen sind, dass Rettungsmittel gebunden sind und an anderer Stelle nicht zeitgerecht zur Verfügung stehen, wenn es um eine Rettung in Minutenfrist geht.
Nicht jede gesundheitliche Beschwerde ist ein Fall für die 112. Häufige Ursachen für Fehlmeldungen an die Leitstellen unter der Nummer 112 sind Schmerzzustände wie Kopf-, Bauch- oder Rückenschmerzen, teilweise schon länger bestehend, Durchfall, Fieber, minimale Verletzungen, aber auch soziale Notlagen. Ohne Frage bedarf es auch bei diesen Akutfällen einer Hilfe, aber nicht durch den Rettungsdienst. Die Annahme, bei einer Einlieferung durch den Rettungsdienst in ein Krankenhaus dort schneller versorgt zu werden, ist falsch, da im Krankenhaus eine Priorisierung und bei medizinischen Bagatellen keine bevorzugte Behandlung erfolgt. Der Notruf unter 112 sollte nur bei echten Notfällen wie schweren Unfällen, plötzlicher Bewusstlosigkeit, akuter Atemnot oder Herzschmerzen alarmiert werden. (Prof. Dr. Peter Sefrin) +++