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Nico Rödiger und Lea-Victoria Styber - Fotos; Carsten Jentzsch

KÜNZELL Adrenalin Pur

Bezirksmeisterschaft im Kunst- und Einradsport: Sie kennen keine Bremse

13.02.23 - Adrenalin pur in Künzell: Bei der Bezirksmeisterschaft im Kunst- und Einradsport des Radsportbezirkes Main-Spessart-Rhön kämpften diverse Athleten in verschiedenen Altersklassen um Edelmetall. Mit am Start waren auch zwei Vize-Weltmeister – und das in doppelter Doppelfunktion.

Die Räder rollen. Und Leni Breidung? Sitzt nicht fest im Sattel – ganz im Gegenteil. Die Athletin vom ausrichtenden RMV Rhöntal Poppenhausen kniet mit einem Bein darauf oder sie liegt – in der sogenannten Sattellage – auf jener Sitzvorrichtung, die für den Kunstradsport speziell konzipiert ist, auf. Auf einer vorgegebenen Fahrfläche muss die junge Athletin, welche die Bezirksmeisterschaft mit ihrer Kür eröffnet, innerhalb von fünf Minuten diverse Übungen vorführen.

"Kunstradfahren ist Leichtathletik auf dem Rad", sagt RMV-Vorstandsmitglied Dieter Seuring, der die Küren der Nachwuchsathletinnen aus dem eigenen Verein wie viele andere in der Kreissporthalle von Künzell gebannt beobachtet.

Fotos: Carsten Jentzsch

Starke Leistung der Lokalmatadorin

Während der ersten Kür des Tages besonders angespannt ist jedoch Alena Gensler. Der Schlafmangel ist der ehemaligen Kunstradfahrerin überhaupt nicht anzumerken! Und das, obwohl die Trainerin von Leni Breidung zu diesem Zeitpunkt seit mehr als 24 Stunden auf den Beinen ist. In der Nacht war Gensler noch in Norwegen unterwegs. Die Urlaubsplanung sei schon abgeschlossen gewesen, als der Termin für die Bezirksmeisterschaft bekannt gegeben wurde, verrät sie nach der Kür ihres Schützlings. 

Und wie es der Trainerin während der Kür ergangenen ist, muss man gar nicht erfragen. Als Leni im Anschluss an die Eröffnungskür zu ihrer Trainerin kommt, streckt diese die Hand aus. Zitter-Alarm pur! "Es ist schlimmer dort zu sitzen und nichts machen zu können als selbst zu fahren", sagt Gensler und lächelt. Mit dem Ergebnis ist die Trainerin bis auf die erste Übung, die ein wenig verwackelt gewesen sei, hochzufrieden. "Leni ist super gefahren. Richtig gut, richtig schnell, konzentriert", fasst es Gensler zusammen.

Sebastian Scheuthle, Vater von Kunstradfahrerin Josefine Scheuthle (RMV Poppenhausen), ...

Jury, von links: Anette Hanke, Aline Knoll, Friedhelm Heurich, Joachim Henkel ...

Mit der Anspannung zu kämpfen hat an diesem Tag auch eine andere Trainerin. Ihr Name: Lea-Victoria Styber – Vize-Europa- und Vize-Weltmeisterin im 2er Kunstradsport gemeinsam mit Nico Rödiger. "Ich war schon sehr angespannt und froh, als es vorbei war", gesteht sie nach der Kür von Klara Seipp, die trotz eines Ausrutschers auf Platz zwei im 1er-Kunstradsport der Schülerinnen U9 landete. Die 6-jährige Seipp ließ sich trotz ihres Malheurs nicht aus dem Konzept bringen. Keine Selbstverständlichkeit! Vor allem, wenn man bedenkt, dass es der erste Wettkampf dieser noch so jungen Kunstradfahrerin war.

"Sie hatte den Fuß auf dem Dorn. Da ist sie irgendwie weggerutscht. Das passiert halt mal. Der Rest war super!", erklärt Styber. Und die Hauptsache sei ohnehin, dass sich die Athletin nicht verletzt hat.

Vizeweltmeister wollen das "Vize" ablegen

Nicht ganz so viel Glück hatte in dieser Hinsicht die Trainerin selbst in der jüngsten Vergangenheit. 2019 brach sich die Frau vom RSV 1910 Langenselbold den Mittelfuß, 2020 folgte ein gebrochenes Handgelenk, nachdem sie bei einer Übung von den Schultern von Teampartner Nico Rödiger gefallen ist. 2021 dann der nächste Dämpfer: Bänderriss – ausnahmsweise nicht beim Radsport, stattdessen beim Treppensteigen zugezogen. "Ich habe die letzte Treppenstufe übersehen", verrät sie. Im vergangenen Jahr füllte sich die Verletzungsakte schließlich mit einem erneuten Handgelenksbruch.

Hochzufriedene Trainerin: Alena Gensler (rechts) nach der Kür ihres Schützlings ...

Verständlich, dass eines der Ziele von Styber in diesem Jahr lautet, verletzungsfrei zu bleiben. Und wettkampfmäßig? Teampartner Nico Rödiger, der gemeinsam mit Styber den Nachwuchs des RSV 1910 Langenselbold trainiert, erklärt, dass man "irgendwann" den Titel "Vize" ablegen möchte. Weltmeister zu werden, sei von Anfang an, sein Traum gewesen.

Doch zunächst einmal stand für die beiden in Künzell – neben ihrer Trainertätigkeit – der erste gemeinsame Wettkampf im Kalenderjahr 2023 an. 

Was in den kommenden Monaten für die beiden folgt, sind jede Menge Trainingseinheiten, Wettkämpfe und Lehrgänge. Bis Ende August hat Styber nach eigenen Angaben gerade einmal zwei Wochenenden frei. Da gewinnt man den Eindruck: So wie das Kunstrad konzipiert ist, so sind auch diese Kunstradfahrer beschaffen. Sie kennen einfach keine Bremse – zumindest, wenn es um die Leidenschaft für ihren Sport geht. (cj)+++


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